Amerika wächst wieder - Droht Erholung mit Jobverlusten?

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In 12 Monaten gingen 8 Mio. Jobs verloren - Krugman: Noch ein ganzes Stück entfernt, über den Berg zu sein.

Es war ein langer, harter Konjunkturwinter für die USA - vier Quartale nacheinander Schrumpf-Wirtschaft, um die 8 Mio. Jobs gingen verloren. Mit einem soliden Wachstum-Plus von aufs Jahr gerechnet 3,5 % im dritten Quartal hat die größte Volkswirtschaft der Welt nun die Konjunkturwende geschafft - deutlich später als etwa Deutschland, obwohl die USA als erste in die Krise schlitterten.

Aber der Jubel zwischen Maui und Manhattan fällt vorerst verhalten aus. Zwar stehen die Zeichen endlich wieder auf Aufschwung, doch ist inzwischen klar: Die Erholung steht auf wackeligen Beinen, und bis an der Jobfront wieder alles im Lot ist, wird es noch eine Weile dauern. Keiner weiß, wie lange.

"Es ist noch nicht einmal eine Erholung ohne neue Arbeitsplätze. Es ist eine Erholung, bei der Jobs verloren gehen", sagte Lee Ohanian, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Kalifornien, dem "San Francisco Chronicle".

Das Weiße Haus beschönigt nichts: Präsident Barack Obamas Top-Ökonomin Christina Romer warnte schon von einem "schmerzlich schwachen" Wachstum an Arbeitsplätzen im gesamten kommenden Jahr.

Die Experten der Deutschen Bank sehen das ähnlich. Ihrer Prognose nach klettert die Arbeitslosenquote im ersten Quartal 2010 weiter auf 10,2 % von 9,8 % im September, um nur ganz allmählich zum Jahresende gegen 9,5 % zu driften.

Auch auf dem neu gefundenen Wachstumspfad werden die USA nach Einschätzung der Investmentbank Goldman Sachs nicht allzu weit kommen. Zwar stehen die Zeichen gut für ein solides Wachstum von im Schnitt drei % in der zweiten Hälfte: Die Industrieproduktion sei wieder in Schwung gekommen, der Einzelhandel auch, und sogar auf dem krisengeschüttelten Immobilienmarkt gebe es immer mehr Hinweise, dass die Talsohle erreicht sei. 2010 rechnet der Branchenprimus hingegen nur noch mit einem Plus von schlappen 1,75 %.

Dreh- und Angelpunkt der Gesundung wird sein, ob die US-Wirtschaft den Übergang von den Mrd.schweren Anti-Krisen-Programmen hin zu einer Wiederbelebung der Nachfrage schafft - wofür die Erholung des Arbeitsmarktes wiederum der Schlüssel ist. Regierungs-Ökonomin Romer macht bereits klar: Schon Mitte nächsten Jahres wird Obamas Konjunkturprogramm über 787 Mrd. Dollar (532 Mrd. Euro) nichts mehr zum Wachstum beitragen. Und angesichts eines Haushaltsdefizits von 1,4 Billionen Dollar in diesen Jahr stehen die Chancen auf neue Stimulanz aus der Staatskasse nicht eben zum besten.

Viele hegen aber erhebliche Zweifel, ob der US-Verbraucher mit seiner Kauflaune auch diesmal den Karren wieder aus dem Dreck zieht. Die Stimmung trübt sich bereits deutlich ein: Ein entsprechender US-Index bracht im Oktober um zehn % ein. Zu schwer drückt die Amerikaner ihr in Jahrzehnten aufgetürmter Schuldenberg, schmerzen die gigantischen Verluste bei Aktien- und Immobilienvermögen.

Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman gibt derweil die Hoffnung nicht auf. Seiner Ansicht nach könnten jüngste, solide Zahlen zur Industrieproduktion auf einen robusten Aufschwung deuten. Und wenn das stimme, "kann dass Negativ-Wunder von schnellem Wachstum ohne Jobs nicht ewig weitergehen".

Auf der anderen Seite brauche es 2 Jahre mit einem Wachstum von jeweils fünf %, um die Arbeitslosigkeit wieder auf unter sieben % zu drücken. "Wir sind also noch ein ganzes Stück davon entfernt, über den Berg zu sein", gibt sich der Princeton-Professor vorsichtig. "Also nicht allzu viel Optimismus an den Tag legen", mahnt Krugman. "Aber", macht er zugleich Mut, "tiefschwarz ist das Bild auch nicht."

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