Höhere Massensteuer?

Androsch fordert: 20 Cent mehr Spritsteuer

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Der Ex-Finanzminister will das Budget über höhere Massensteuern und harte Sparpakete sanieren – Reichensteuern seien da nur Symbole.

ÖSTERREICH: Kann das Budget nur durch Sparen saniert werden?
Hannes Androsch: Die Regierung muss angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit einen Hochseilakt vollbringen: Es muss gleichzeitig bei den Investitionen Gas gegeben und bei gewissen Ausgaben ordentlich gebremst werden. Dabei geht es vor allem um massive Einsparungen: Wir haben viel zu viele Spitalsbetten, Schein-Invalide in Frühpension und eine Hackler-Regelung, die Milliarden kostet, obwohl die wenigsten Bezieher tatsächlich Hackler im Sinne der ursprünglichen Regelung sind.

Also sind Sie für Sparen statt neuer Steuern?
Das ist auch die Meinung der Regierung. Das sozialstaatliche Netz wird bald reißen, wenn man den legalisierten Missbrauch so weiter führt wie bisher. Und unsere Steuerquote ist mit 43 % im Vergleich zur Schweiz mit 30 % extrem hoch.

Wäre eine Bankensteuer nicht gerecht?
Das ist der nächste Hochseilakt: Die Banken haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Wenn wir aber wollen, dass sie weiter Kredite vergeben und zugleich ihr Eigenka­pital stärken, muss so eine Steuer gut überlegt ausfallen.

Viel würden höhere Sprit-Steuern bringen? Wäre das ungerecht?
Verteilungsgerechtigkeit entsteht über Transfers, nicht über Steuern. 20 Cent weniger Mineralölsteuer als in Deutschland sind nicht einzusehen. Das gilt es, zu korrigieren. Dazu ist eine CO2-Steuer denkbar. In einem Land der Masseneinkommen haben nur Massensteuern einen echten Einnahmeeffekt.

In der SPÖ ist man für Reichensteuern …
Die haben nur in einem Land Sinn, wo viele reich sind. Symbolisch verstehe ich das, fiskalisch bringt eine solche Steuer wenig, außer der Gefahr, dass Wohlhabende rasch nach Bratislava ziehen.

Bleibt also nur eine höhere Mehrwertsteuer?
Das brächte rasch viel Geld und könnte durch höhere Sozialtransfers für sozial Schwache gemildert werden. Aber mir geht es vor allem um Einsparungen. Allein im Gesundheitswesen besteht durch mehr Effizienz ein Milliarden-Sparpotenzial, ohne dass dies mit der Verkürzung von Leistungen verbunden wäre. Aber jede Veränderung stößt auf erbitterten Widerstand und Blockaden. Das Diktat der leeren Kassen zwingt aber zum Handeln. Diese schwere Aufgabe wird der Regierung nicht erspart bleiben.

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