Conti erhebt schwere Vorwürfe gegen Schaeffler

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Conti-Chef Karl-Thomas Neumann ist im Machtkampf mit Großaktionär Schaeffler in die Offensive gegangen. Er warf der Schaeffler-Führung in einem Brief vor, Vorschläge von Conti zu einem gemeinsamen Konzern zu blockieren. Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Geschäftsführer Jürgen Geißinger hätten durch ihr Verhalten "in erheblichem Maße" den Unternehmenswert der Continental AG zerstört. Schaeffler sei offenbar nicht bereit, die zur Klärung der offenen Probleme notwendigen Schritte anzugehen.

Ein Bericht von manager-magazin.de wurde der Deutschen Presse-Agentur dpa in Aufsichtsratskreisen bestätigt. Es sei offensichtlich, dass Neumann nun eine Entscheidung herbeiführen wolle. Er wolle bis Ende dieser Woche Klarheit darüber haben, welche Pläne Schaeffler verfolge.

Conti und Schaeffler verhandeln derzeit über die Zukunft der beiden hoch verschuldeten Konzerne. Am 30. Juli kommt der Conti-Aufsichtsrat zu einer möglicherweise entscheidenden Sitzung zusammen. Ein Conti-Sprecher in Hannover wollte den Bericht nicht kommentieren.

Schaeffler hält knapp die Hälfte an Conti und hat weitere 40 Prozent bei Banken geparkt. Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach hatte sich aber bei der Übernahme des wesentlich größeren Konzerns aus Hannover finanziell verhoben. Schaeffler und Conti sind jeweils mit mehr als zehn Milliarden Euro verschuldet.

Neumann will dem Conti-Aufsichtsrat, in dem auch vier Vertreter von Schaeffler sitzen, am 30. Juli verschiedene Zukunftsperspektiven präsentieren. Im Kern geht es dabei um die Frage, ob eine Fusion oder eine Übernahme von Schaeffler durch Conti sinnvoll ist oder nicht. Die Alternative wäre, dass Conti eigenständig bleibt. In diesem Fall sieht die Conti-Führung eine Kapitalerhöhung als dringend notwendig an, um dem angeschlagenen Konzern Luft zu verschaffen. Im Gespräch ist eine Kapitalerhöhung von mehr als einer Milliarde Euro. Conti spricht zudem mit Investoren über einen Einstieg bei dem Unternehmen.

Marktbeobachter sehen überhöhten Preis

Nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen soll Conti für eine Übernahme von Schaeffler zehn Milliarden Euro zahlen. Doch Marktbeobachter werten dies als völlig überhöhten Preis, den Conti nicht stemmen könnte und der den Konzern überschulden würde. Ein Schaeffler-Sprecher hatte dazu gesagt: "Wir haben mit Conti noch nicht darüber gesprochen, zu welchem Wert Schaeffler in Conti eingebracht werden könnte."

Eine mögliche Fusion knüpft Neumann dem Bericht zufolge an harte Bedingungen. In einem Eckpunktepapier fordere er unter anderem, dass Conti den Kern eines fusionierten Unternehmens bilde und der Konzern von Hannover aus geführt werde. Schaeffler aber bastle mit der Investmentbank JP Morgan parallel an einem eigenen Konzept, nach dem die Unternehmen künftig von Schaefflers Stammsitz in Herzogenaurach geführt würden.

Neumann fordere zudem, sämtliche operative Aktivitäten von Schaeffler und Conti müssten zusammengeführt werden. Außerdem müssten laufende Kredite umgeschuldet werden können und der etablierte Zugang der Conti zum Kapitalmarkt genutzt werden. Neumann schrieb ferner, Schaeffler habe bei den Verhandlungen auf die für Conti "nicht transparente steuerliche Situation" von Schaeffler-Miteigentümer Georg Schaeffler verwiesen. Diesen erwarten laut Bericht bei einer Fusion der Unternehmen mögliche Steuerforderungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Schaeffler verhandelt Medienberichten zufolge mit seinen Gläubigerbanken über eine neue Finanzierung. In Konzernkreisen werden aber Berichte zurückgewiesen, Schaeffler spiele auf Zeit.

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