Deutsche Autobauer: Verschärfter Sparkurs erwartet

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Die deutsche Automobilindustrie wird ihren Sparkurs nach Überzeugung von Experten nach der Bundestagswahl verschärfen müssen. Die neue Bundesregierung wird wegen klammer Staatskassen kaum neue Mittel in die Ankurbelung der Pkw-Nachfrage investieren können. Kanzlerin Angela Merkel hat bereits bekräftigt, dass die Abwrackprämie nicht verlängert werden soll. Aus der Schlüsselbranche kommen dennoch immer wieder Forderungen nach staatlicher Unterstützung, um den 2010 erwarteten Absatzbruch abzufedern.

Vor allem die FDP - Wunschpartner der Union - dürfte im Fall einer schwarz-gelben Koalition dafür sorgen, dass es auch nach der Bundestagswahl bei der Ablehnung bleibt. "Subventionen sind mit der FDP nicht zu machen", ist sich Wolfgang Meinig, Leiter der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft, sicher.

Sein Kollege Helmut Becker, Chef des Münchener Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation, rechnet als Konsequenz mit neuen Sparbemühungen: "Die Autoindustrie muss sich jetzt aus eigener Kraft richtig aufstellen."

Alle Autobauer stehen wegen der weitgehend gesättigten Märkte in Westeuropa und Nordamerika unter Druck, ihre Überkapazitäten abzubauen. Die in zahlreichen Ländern gezahlte Abwrackprämie hat die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Grenzen gehalten.

Da ein Ende der staatlichen Hilfen absehbar ist, kommt die Branche nach Meinung der Experten nicht mehr darum herum, die Kosten zurückzuschrauben. "Was Daimler vorgemacht hat, mit Lohnkürzungen und dem Streichen von Privilegien, das steht den anderen noch bevor", sagt Becker.

Weniger hart dürfte der Regierungskurs nach Einschätzung der Wissenschafter im Fall einer Fortsetzung der Großen Koalition ausfallen. Allerdings könnte auch ein solches Regierungsbündnis wegen der hohen Staatsverschuldung nicht aus dem Vollen schöpfen.

Führend in der Umwelttechnologie

Laut Becker ist die Branche in der Lage, im nächsten Jahr ohne staatliche Stütze erfolgreich abzuschneiden. Nach anfänglichen Problemen sei die deutsche Automobilindustrie in der Umwelttechnologie führend. "Mobilität bei geringerem Energieeinsatz zu ermöglichen, da sind wir inzwischen top." Die Autobauer hätten große Fortschritte bei der Reduzierung des Spritverbrauchs gemacht und würden dies auf der Mitte September in Frankfurt beginnenden Autoschau IAA unter Beweis stellen.

Bei der Einführung von Elektroautos gehen die Experten davon aus, dass der Staat in jeder Regierungskonstellation auch in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen wird, um der Technik zum Durchbruch zu verhelfen. Gestritten wird über die Höhe der nötigen Beihilfe.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer kritisiert die im "Entwicklungsplan Elektromobilität" der schwarz-roten Bundesregierung vorgesehene Summe von 500 Mio. Euro als völlig unzureichend. "Das ist lächerlich im Vergleich zu den fünf Mrd. Euro für die Abwrackprämie", sagte der Leiter des CAR-Center an der Uni Duisburg-Essen.

Sollten die Grünen an der nächsten Regierung beteiligt sein, würden die Umweltaspekte naturgemäß stärker in den Vordergrund rücken. Ein generelles Tempolimit aber dürfte auch dann Zukunftsmusik bleiben, dafür treten offen nur die Grünen ein. Bei einer Jamaika-Koalition, die als Alternative für den Fall gilt, dass CDU und FDP keine Mehrheit erhalten, dürften die Grünen diese Forderung einbringen.

Allerdings ist die Ablehnung auch bei den anderen Parteien nicht mehr so geschlossen wie noch vor einigen Jahren. Die deutschen Premiumhersteller würde ein generelles Tempolimit vor das Problem stellen, dass ein Großteil ihrer Oberklassemodelle dann übermotorisiert wäre, schätzt Becker.

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