Magna bei Opel am Ziel

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Opel soll nach monatelangem Tauziehen an den Autozulieferer Magna verkauft werden. Der bisherige Mutterkonzern General Motors (GM) will 55 Prozent der Opel-Anteile an den österreichisch-kanadischen Autozulieferer und dessen russischen Partner Sberbank abgeben. Damit zeichnet sich für die mehr als 25.000 Opel-Mitarbeiter ein Ende der zermürbenden Hängepartie an.

Weitere zehn Prozent soll die Belegschaft übernehmen. GM will 35 Prozent an der neuen Gesellschaft "New Opel" halten. Die endgültigen Vereinbarungen sollten in den nächsten Wochen unterschriftsreif sein, einen Abschluss strebt GM in den kommenden Monaten an.

Eine entsprechende Empfehlung habe der GM-Verwaltungsrat ausgesprochen, teilte GM Europe am Donnerstag (10. September) mit. Kurz darauf hat auch die Opel-Treuhandgesellschaft dem Verkauf an Magna zugestimmt. "Wir sind zuversichtlich, dass das Konzept von Magna den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft der Marken Opel und Vauxhall legt", begründete der Vorsitzende des Treuhand-Beirats, Fred Irwin, die Entscheidung.

Die Bundesregierung hat beim Opel-Verkauf an ihren Wunschkandidaten Magna keine neuen Zugeständnisse an GM gemacht. Es gebe keine weitergehenden Verpflichtungen für den Steuerzahler als die bereits bekannten Finanzierungshilfen von Bund und Ländern, erfuhr die Deutsche Presseagentur dpa aus Regierungskreisen in Berlin.

Deutschland stellt weitere Hilfen bereit

Neben dem Überbrückungskredit von 1,5 Mrd. Euro, der Opel seit Monaten über Wasser hält, wollen Bund und Länder dem Opel-Käufer Magna weitere 3 Mrd. Euro an Bürgschaften gewähren. Den Angaben zufolge müssen jetzt noch vertragliche Details zwischen GM und dem Konsortium Magna/Sberbank geklärt werden. Nach den Worten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel akzeptiert GM die Finanzierungsbedingungen. Sie glaube, dass alle Punkte in den Verhandlungen "beherrschbar" seien.

GM fordert jedoch, dass Opel weiterhin im globalen Produktentwicklungs- und Einkaufsverbund von GM integriert bleibt. "Dies ermöglicht es allen Seiten, vom Austausch von Technologie- und Entwicklungskapazitäten zu profitieren", sagte GM-Chef Fritz Henderson laut Mitteilung. Beispielsweise könnten Fahrzeuge wie das Elektroauto Ampera, die mit neuen und teuren Antriebstechnologien ausgerüstet seien, nur mit vereinten Kräften auf den Markt gebracht werden.

Finanzielle Gründe ausschlaggebend

Nach Angaben aus Regierungskreisen entschied sich GM letztlich aus finanziellen Gründen für die Trennung von Opel. Eine Sanierung des deutschen Herstellers habe GM nicht stemmen können. Die US-Regierung habe nicht erlaubt, dass Geld aus den 50 Mrd. Dollar Staatshilfen in Europa verwendet würde. GM-Chef Henderson schrieb, die neue Eigentumsstruktur ermögliche eine schlanke und effiziente Organisation für die Marken Opel und Vauxhall. Durch die gemeinsame Produktion könne GM dank größerer Mengen Geld sparen.

Die Kanzlerin hält nun einen Neuanfang bei Opel für möglich. "Ich freue mich außerordentlich über diese Entscheidung", sagte Merkel in Berlin. Das Ergebnis liege auf der Linie dessen, was sich die Bundesregierung und die Arbeitnehmer von Opel gewünscht hätten.

IG Metall warnt vor Euphorie

Nach der Entscheidung für den Opel-Verkauf an Magna warnt die IG Metall vor übergroßer Euphorie. Zwar sei die Entscheidung zu begrüßen, doch jetzt beginne erst die eigentliche Arbeit, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard. "Wir machen uns keine Illusionen. Auch mit Magna wird das kein Spaziergang, aber wenigstens steht jetzt die Richtung fest." Die Gewerkschaft halte an ihren Bedingungen fest, ohne die es keine Arbeitnehmerbeiträge geben werde. Zu den Voraussetzungen zählten ein tragfähiges Zukunftskonzept für "New Opel", eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Auch der Bochumer Opel-Betriebsrat hat sich zufrieden über die GM-Entscheidung für Magna geäußert. "Wichtig für uns ist, dass die absurden Schließungspläne von General Motors vom Tisch sind", sagte Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel. Als bedeutsam für den Standort sieht Einenkel die Zusage für die europäische Produktion des neuen Zafira-Modells an. Hoffnung machen sich die Bochumer auch auf das neue Elektroauto Ampera. Dazu müsse das Werk bestimmte Voraussetzungen erfüllen. "Wir kennen dazu aber noch nicht die Details der Verhandlungen zwischen GM und Magna", sagte Einenkel.

Die Belegschaft des britischen Opel-Schwesterunternehmens Vauxhall fürchtet dagegen, bei einer Sanierung durch den GM-Europe-Käufer Magna ins Hintertreffen zu geraten. Es müsse verhindert werden, dass britische Mitarbeiter und Werke bei der anstehenden Restrukturierung benachteiligt werden, forderte die britische Gewerkschaft Unite. "Wir erwarten, dass eine finanzielle Unterstützung der britischen Regierung für Magna von den Arbeitsplatz- und Standortgarantien abhängig ist, die die Firma gegeben hat."

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat die Entscheidung des GM-Verwaltungsrates für den Verkauf von Opel an Magna einen "entscheidenden Durchbruch" genannt. Der Verkauf an Magna sei aus deutscher Sicht die bestmögliche Lösung, erklärte Koch in Berlin. Allerdings sei in den kommenden Wochen noch viel zu tun.

Positive Effekte auf Magna-Steyr

Von positiven Auswirkungen des Opel-Kaufs durch Magna für das Flaggschiff des steirischen Autoclusters, Magna-Steyr, geht die regionale Politik aus. Wie der steirische Landeshauptmann Franz Voves (S) sagte, erhoffe er sich positive Auswirkungen für die Entwicklungsarbeit und auch die Fokussierung von Nischenproduktionen in Graz.

Der steirische ÖVP-Chef LHStv. Hermann Schützenhöfer sieht ebenfalls positive Impulse: Auf den Wirtschaftsstandort Steiermark werde diese Lösung positiv ausstrahlen, denn Magna in Graz werde künftig noch stärker als innovatives Technologieunternehmen gesehen werden. Wie Voves erhofft sich auch Schützenhöfer günstige Effekte im Beschäftigungsbereich.

Mitterlehner ist zufrieden

Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) hat die Entscheidung des US-Autobauers GM begrüßt. "Nach einer Phase bleiernen Wartens können nun endlich die produktiven Kräfte zur Neuorientierung freigesetzt werden", sagt Mitterlehner in einer Aussendung. "Auch zur Orientierung des gesamten Marktes trägt diese Entscheidung bei."

Mitterlehner freut sich auch, dass die Entscheidung zugunsten Magna ausgefallen ist. "Magna hat die Managementkompetenz, die Erfahrungswerte und die Zielorientierung um die schwierige Aufgabe der Sanierung erfolgreich bewältigen zu können." Weiters hieß es: "Wir sehen das auch als positives Signal für das Werk in Wien-Aspern, weil der Standort wie von Magna betont im Rahmen eines Gesamtkonzeptes eine wichtige Rolle spielt."

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