Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna will Vorbehalte seiner Großkunden gegen eine Opel-Übernahme mit einer strikten Trennung der Geschäftsbereiche ausräumen. Durch eine Reihe wichtiger Maßnahmen werde sichergestellt, dass das bestehende Zuliefergeschäft völlig unabhängig von Opel arbeiten werde, sagte Magna-Manager Louis Tonelli bei einer Investorenkonferenz im kanadischen Montreal.
Falls hochrangige Magna-Mitarbeiter bei der Restrukturierung von Opel eingesetzt würden, würden diese nicht mehr im Management des Zuliefergeschäfts von Magna tätig sein. Für Opel werde es eigene Aufsichts- und Führungsgremien geben, die unabhängig von Magnas Zuliefergeschäft arbeiten würden. Magna habe wegen des Opel-Deals noch keine Aufträge verloren.
Tonelli, Vize-Präsident für Investor Relations, verwies auf das in Österreich ansässige Europageschäft Magnas, das für verschiedene Autobauer Fahrzeuge entwickelt und herstellt. Dort würden geschützte Informationen nicht weitergegeben, betonte er. Ein hochrangiger BMW-Manager habe erst kürzlich gesagt, dass Magna bei der Entwicklung des X3 bewiesen habe, dass das Unternehmen wisse, wie man vertrauliche Informationen schütze.
Magna hatte zuvor bereits Gespräche mit Volkswagen angekündigt, um die Vorbehalte des Großkunden gegen eine Opel-Übernahme auszuräumen. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte am Rande der Frankfurter Autoschau IAA erkennen lassen, dass VW seine Geschäftsbeziehungen zu Magna kappen und sich andere Lieferanten suchen könnte. Der Wolfsburger Konzern stößt sich daran, dass sich Magna durch die Opel-Übernahme zu einem Autobauer und damit zu einem Konkurrenten wandelt. Auch BMW hatte deshalb Bedenken geäußert.
Die Hersteller befürchten, der in der Branche gut vernetzte Lieferant könnte Opel Entwicklungsgeheimnisse verraten oder im Wettbewerb durch günstige Preise anderweitig Vorteile verschaffen. VW-Vertriebschef Detlef Wittig hat Magna deswegen bereits Konsequenzen angedroht. "Wenn das wirklich umgesetzt wird, dann werden wir Magna solche Aufträge entziehen, in denen Entwicklungs-Know how steckt", hatte Wittig kürzlich gesagt.
Guttenberg: Nachbesserungen möglich
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schließt nicht aus, dass Magna sein Konzept noch nachbessern muss. "Das wird die Prüfung des Business-Plans ergeben", sagte der Wirtschaftsminister dem Handelsblatt. Nach dieser Prüfung würden sich alle beteiligte Mitgliedsstaaten zusammensetzen und über die Ergebnisse austauschen. Auf dieser Basis könne man gemeinsam beurteilen, "ob es noch Nachbesserungsbedarf bei Magna gibt".
Guttenberg betonte, dass es bei diesem Prozess um die Erarbeitung einer europäischen Lösung, also ausschließlich um Fragen der ökonomischen Tragfähigkeit des Konzepts gehe. "An einem Subventionswettbewerb oder einem Gerangel um Arbeitsplätze hat Deutschland ebenso wenig Interesse wie unsere europäischen Partner", sagte der Wirtschaftsminister.
Der Wirtschaftsminister machte erneut klar, dass Magna nur dann mit staatlicher Hilfe rechnen könne, wenn ein tragfähiges und nachhaltiges Zukunftskonzept vorliege. "Für den Fall Opel unterstreicht die Bereitschaft eines privaten Investors, eine wesentliche Beteiligung bei Opel einzugehen, die Aussichten auf eine Rückkehr zur Rentabilität. Die Notwendigkeit von Restrukturierungen und einer Reduzierung der Fertigungskosten bleibt allerdings bestehen", sagte er.
Trotz der Kritik einiger Staaten mit Opel-Standorten rechnet der Wirtschaftsminister mit einem baldigen Ergebnis bei den Verhandlungen mit den anderen europäischen Ländern über die Zukunft von Opel. "Wir sind uns grundsätzlich einig, dass sich alle Länder an staatlichen Hilfen zur Unterstützung des neuen Opel-Unternehmens beteiligen wollen. Eine konkrete Hilfszusage hängt jedoch bei allen - auch bei uns - von der zufriedenstellenden Prüfung der von Magna zur Verfügung gestellten Unterlagen ab ", sagte zu Guttenberg dem Handelsblatt. Der Wirtschaftsminister zeigte sich zuversichtlich, "dass alle betroffenen Staaten hier zu einer positiven Bewertung kommen werden".
Betriebsrat: Stellenabbau geringer als angenommen
Der Eisenacher Opel-Betriebsratschef Harald Lieske geht von einem geringeren Stellenabbau im Zuge der Übernahme durch Magna aus als bisher angekündigt. Er sei sich absolut sicher, dass es nach der Magna-Übernahme nicht zur Streichung von 10.500 Arbeitsplätzen kommen werde, sagte Lieske dem MDR. Die Zahl sei die Maximalforderung des austro-kanadischen Zulieferers, am Ende werde man sich aber irgendwo in der Mitte treffen und damit unter der Marke von 10.000 Stellen landen. Er sei überzeugt, dass "diese Mitte nicht bei 10.000 Beschäftigten liegt", betonte Lieske.