Meidling löst den Südbahnhof ab

Teilen

Das endgültige Aus für den Südbahnhof naht: In der Nacht auf Sonntag (13. Dezember) wird das imposante Bauwerk in Wien-Favoriten in seiner bisherigen Funktion für immer Geschichte sein. Die Halle im dezenten Ostblockcharme muss in der Folge dem neuen Hauptbahnhof weichen, dessen Teilinbetriebnahme im Dezember 2012 erfolgt. Bis dahin übernimmt der Bahnhof Meidling die Funktion des bisherigen Verkehrsknotenpunkts.

Endgültig Abschied nehmen heißt es um die Mitternachtsstunde. Der letzte Zug, der den Südbahnhof verlässt, fährt am Samstag um 23.59 Uhr in Richtung Mürzzuschlag ab. Die letzte ankommende Garnitur erreicht den Südbahnhof am Sonntag um 0.05 Uhr. Damit das Nimmerwiedersehen ein bisschen leichter fällt, laden die ÖBB bereits am Nachmittag zu einem Anrainerfest - Musik, Filmvorführungen und Mitfahrgelegenheit im Führerstand eines Triebfahrzeugs inklusive.

Unmittelbar danach wird Meidling zum Großbahnhof. So werden Fernzüge der Südbahn, die hier bis dato nur einen Stopp eingelegt haben, in Zukunft in Meidling enden und starten. Jene der Ost- und Nordbahn (etwa Züge aus Prag), die Meidling bisher nicht angefahren haben, werden dann bis zum neuen Verkehrsknotenpunkt weitergeführt.

63 Mio. Euro wurden investiert

Um das vermehrte Passagieraufkommen - erwartet werden ab nächster Woche 55.000 statt bisher 45.000 Menschen täglich - bewältigen zu können, haben die ÖBB 63 Mio. Euro in die Modernisierung der temporären Großhaltestelle investiert. Neben Umbauten bei den Bahnsteigen wurden ein neues Reisezentrum sowie zusätzliche Geschäfte errichtet.

Auch die Öffis werden auf die neue Rolle Meidlings Rücksicht nehmen. So wird das Intervall der U-Bahnlinie U6 zu den Stoßzeiten verdichtet. Außerdem wurde die Straßenbahnlinie 62 auf Niederflur- bzw. Zweiwagenbetrieb umgerüstet. Auch der Flughafenbus wird nach der Südbahnhof-Sperre Meidling anfahren. Von der Anreise mit dem Auto sollten Reisende mangels Parkplätzen jedoch Abstand nehmen.

Kaum von der großen Umstellung betroffen sein werden Regionalzüge aus dem Osten. Für alle Benutzer dieser Strecke ist ein Provisorium - ähnlich jenem beim Westbahnhof - im Bereich des heutigen Ostbahnhofs errichtet worden. Wenig ändert sich auch für S-Bahn-Kunden, da der Verkehr auf der Stammstrecke aufrecht bleibt und die Züge weiterhin in der Station Südbahnhof halten. Allerdings stehen den Fahrgästen neue Aufgänge zum Schweizergarten zur Verfügung.

Bevor der Südbahnhof ab Jänner endgültig der Abrissbirne zum Opfer fällt, können Fans dem ursprünglich 1873 eröffneten und nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner jetzigen Form wieder errichteten Bauwerk noch einmal die letzte Ehre erweisen. Am Freitag, dem 18. Dezember, werden die Wiener zu einem "Festival" in die dann schon stillgelegten Hallen geladen. Ab 21.00 Uhr stehen neben Musikbeschallung auch Visuals und andere künstlerische Aktivitäten auf dem Programm.

Am 4. Jänner rücken dann die Maschinen an, um dem Südbahnhof sukzessive dem Erdboden gleichzumachen. Er muss dem neuen Hauptbahnhof weichen, der bis 2015 fertig sein soll. Die ersten Züge werden nach derzeitigem Stand jedoch schon am 9. Dezember 2012, also ab der Teilinbetriebnahme, durch das Verkehrsbauwerk rollen. In unmittelbarer Nähe des eigentlichen Bahnhofsbereichs wird zudem ein neuer Stadtteil mit Büros und Wohnungen entstehen. Auch die neue ÖBB-Konzernzentrale wird das Areal beherbergen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.