Porsche schöpft mit VW im Rücken wieder Zuversicht

Teilen

Porsche verkauft nach schmerzhaften Einbrüchen wieder mehr Autos und schöpft mit VW im Rücken neue Zuversicht. Im Laufe des ersten Halbjahres 2009/10 (31. Jänner) schwächte sich der Rückgang der Verkäufe deutlich ab. Durch gemeinsame Entwicklungen und Produktionen wollen Europas größter Autobauer und die kleine Sportwagenschmiede in den nächsten Jahren wachsen und die Kosten deutlich senken.

Mit ersten Erfolgen rechnet der neue Porsche-Holding-Chef Martin Winterkorn bereits in diesem Jahr. "Unser erklärter Anspruch ist es, der Innovationsmotor der Automobilindustrie zu sein", sagte Winterkorn bei seinem ersten Auftritt vor den Porsche-Aktionären am 29. Jänner bei der Hauptversammlung in Stuttgart. "Deshalb arbeiten wir mit voller Kraft daran, unsere Kräfte zu bündeln."

Im ersten Halbjahr gingen die Verkäufe zwar im Jahresvergleich um 3,1 Prozent auf 33.200 Fahrzeuge zurück. Von August bis Ende November hatte der Sportwagenbauer aber noch ein Viertel weniger Autos verkauft, im ersten Quartal sogar 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Der Aufwärtstrend ist also deutlich erkennbar", sagte Winterkorn. Für das gesamte Jahr rechnet Porsche mit einem Absatz über Vorjahr. Im abgelaufenen Jahr 2008/09 waren die Verkäufe um knapp ein Viertel auf 75 238 Fahrzeuge geschrumpft.

150.000 Fahrzeuge pro Jahr

Mittelfristig wollen die Stuttgarter die Jahresproduktion auf 150.000 Fahrzeuge erhöhen. Dazu sollen auch neue Baureihen beitragen. Der Umsatz verringerte sich nach vorläufigen Zahlen im ersten Halbjahr um 3,3 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr hat Winterkorn noch kein Erlösziel ausgegeben. Ergebniszahlen für das Halbjahr wurden am 29. Jänner nicht vorgelegt. Der Sportwagenbauer rechnet für 2009/10 aber erneut mit einem Milliardenverlust.

Porsche soll im Laufe des Jahres 2011 als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. So könnten auch die erforderlichen Milliardeninvestitionen in neue Technologien leichter geschultert werden, sagte Winterkorn. Porsche werde unter dem Dach von VW eine starke, eigenständige Marke bleiben.

Auf dem Weg dahin sind noch zahlreiche Hürden zu nehmen. Vor allem muss Porsche den Milliarden-Schuldenberg, den das Unternehmen bei der missglückten VW-Übernahme angehäuft hatte, weiter abtragen. Dabei soll 2011 vor allem eine Kapitalerhöhung über insgesamt 5 Mrd. Euro beitragen.

Katar will Einfluss im Aufsichtsrat

Nach dem gescheiterten Übernahmeangriff auf VW war der Wüstenstaat Katar mit zehn Prozent bei dem Sportwagenbauer eingestiegen und wurde zum ersten Anteilseigner, der nicht zu den Eignerfamilien Porsche und Piech gehört. Das Emirat will sich nun auch Einfluss im Aufsichtsrat der Stuttgarter sichern. Die Aktionäre sollten auf der Hauptversammlung Scheich Jassim Bin Abdulaziz Bin Jassim Al-Thani für vier Jahre zum Aufseher wählen. Der Scheich würde dort den Platz von Hans-Peter Porsche, dem Bruder von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, einnehmen. Die Aktionäre sollten außerdem zustimmen, dass von 2011 an das Geschäftsjahr an das Kalenderjahr angepasst wird. Außerdem sollte beschlossen werden, dass alle Vorstände künftig ihr Gehalt offenlegen müssen.

Eine Entlastung von Ex-Chef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter ist wegen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Manager wegen des Verdachts der Marktmanipulation zunächst nicht geplant. Beide ehemaligen Vorstände, die im Sommer 2009 ihren Hut nehmen mussten, waren nicht zu der Hauptversammlung gekommen. Wolfgang Porsche wies diese Vorwürfe erneut zurück und verteidigte die damalige Übernahmestrategie. Aktionärsvertreter verlangten dagegen vor einer Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat eine Sonderprüfung zur geplatzten VW-Übernahme.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.