Strabag steigt bei Raaberbahn ein

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Die ungarisch-österreichische Raaberbahn bekommt einen neuen Aktionär: Der Baukonzern Strabag beteiligt sich an der im Vorjahr in Raaberbahn umbenannten Gyor-Sopron-Ebenfurti Vasút (Gysev). Vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Wettbewerbsbehörde wird der Baukonzern des Hans Peter Haselsteiner in einem ersten Schritt 5,7 Prozent an Gysev übernehmen.

Ein entsprechender Vorvertrag wurde bereits am 25. Mai unterzeichnet, berichtet "Der Standard" mit Verweis auf Strabag-Eigentümerkreise. Verkäuferin ÖBB-Speditionsholding, die ihren Minianteil wegen EU-Auflagen bei der Übernahme der Güterbahn Máv Cargo durch ihre Mutter Rail Cargo Austria (RCA) abgeben muss, macht sogar einen guten Schnitt: Strabag zahlt - vorbehaltlich Zustimmung Kartellbehörden - fünf Mio. Euro für die Einfahrt bei der Raaberbahn. Zum Vergleich: Das Nominale für den Aktienanteil, der seit Jahren keine Dividende abwirft, beträgt 1,1 Mio. Euro. Die unterschiedlichen Preisvorstellungen sind auch der Grund, warum die Raaberbahn, der vom ungarischen Mehrheitseigentümer soeben eine Kapitalerhöhung um 951 Mio. Forint (3,35 Mio. Euro) gewährt wurde, von ihrem Rückkaufsrecht keinen Gebrauch machen dürfte, schreibt die Zeitung.

Erweiterung des Logistiknetzes

Strabag-Sprecher Christian Ebner begründet den Kaufpreis gegenüber der Zeitung mit strategischen Gründen. Der Baukonzern, der bereits über eine Eisenbahnkonzession verfügt (und dem ÖBB-Personenverkehr ab 2011 auf der Westbahn Konkurrenz machen will), wolle sein Logistiknetz erweitern und Ungarn- und Ostgeschäft besser anbinden.

So gut wie beim Verkauf des Raaberbahn-Anteils läuft es für die Rail Cargo Austria derzeit nicht überall. Schon gar nicht in Ungarn. Denn dort fährt die staatliche Eisenbahngesellschaft Máv schwere Geschütze gegen ihre ehemalige Tochter Máv Cargo auf. Máv-plant saftige Preiserhöhungen für Traktionsleistungen (Verschub, Zugbildung) und Schienenmaut, die die RCA-Tochter Máv-Cargo auch nach der Übernahme durch die Österreicher bei ihr zukauft. Laut "Standard"-Informationen soll sich die Traktion bereits ab 1. Juli um 48 Prozent verteuern, was auf das Ergebnis der finanziell ohnehin schwachbrüstigen Máv-Cargo mit einem zweistelligen Millionenbetrag durchschlagen würde.

Hintergrund der von RCA-Chef Friedrich Macher in einem Brief an das österreichische Verkehrsministerium als "exorbitant" und "inakzeptabel" bezeichneten Preiserhöhung ist offenbar der Versuch, Teile der Máv für einen allfälligen Verkauf zu schmücken. Gerüchte, Máv könnte ihre Traktion und Werkstätten privatisieren, sind auf dem Markt. Mit Preiserhöhungen könnten die Ungarn die Braut aufputzen. Bei RCA hofft man nun auf Hilfe von Verkehrsministerin Doris Bures, sie soll das Unheil auf diplomatischem Weg abwenden.

Die Wirtschaftskrise setzt der RCA jedenfalls zu. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2008 verlor RCA von Jänner bis Ende Mai Nettofracht im Volumen von 62 Mio. Euro, das sind um 21,3 Prozent weniger an beförderten Tonnen. Davon rund 50 Mio. Euro entfallen auf das Kerngeschäft Cargo&Logistik, also dem Transport von Holz, Montan, Autos. Das Minus von 20 Prozent Fracht im Gesamtjahr, das Macher zu erreichen hofft, scheint zunehmend unrealistisch, es dürfte im ersten Halbjahr weiter auf über 23 Prozent steigen, so die Zeitung.

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