VW als Gewinner der Branchenkrise

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Die Deutschen heften sich dem weltgrößten Autobauer Toyota auf die Fersen.

Volkswagen hat 2009 auf breiter Front Weichen für die Zukunft gestellt. Mitten in den weltweiten Branchen-Turbulenzen baute der Konzern sein Autoimperium massiv aus - und wurde damit zum Gewinner der Krise. Die Wolfsburger basteln mit Milliardeninvestitionen an einer "Welt-AG" und kratzen am Thron des weltgrößten Autobauers Toyota. Die wichtigsten Meilensteine: VW gewann den Übernahme-Machtkampf mit Porsche und gründete eine Allianz mit dem japanischen Konkurrenten Suzuki.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und Vorstandschef Martin Winterkorn sind 2009 ihrem Ziel ein großes Stück näher gekommen: Ein Mehrmarken-Konzern, der vom Motorrad über den Kleinwagen und die Luxuslimousine bis hin zum 40-Tonner alles im Programm hat.

Als einzige große Baustelle verbleibt die geplante Lkw-Allianz aus VW, MAN und Scania unter dem Dach des VW-Konzerns - im kommenden Jahr könnte sich in dieser Frage einiges bewegen. In der Branche gilt als sicher, dass VW seinen 30-Prozent-Anteil an MAN aufstocken will, um die Kontrolle über die Münchner zu bekommen.

Niedersachen sichert Einfluss ab

Zu den großen Gewinnern des Jahres zählt auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Das VW-Aufsichtsratsmitglied hat die starke Stellung Niedersachsens bei VW abgesichert. In der VW-Satzung ist nun festgeschrieben, dass das Land zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat entsenden darf, solange es mindestens 15 Prozent der Stammaktien hält - vor allem unter Kleinaktionären indes sorgte diese Sonderregelung für viel Kritik.

Nach einer langen Hängepartie übernahm VW außerdem Kernteile des insolventen Autozulieferers Karmann. VW baut in Osnabrück künftig ein neues Golf-Cabrio und rettet damit den traditionsreichen Autostandort - ein Erfolg auch für Wulff, stammt er doch aus Osnabrück und hat dort seinen Wahlkreis.

Gegen eine Allianz aus Wulff, Piech und Winterkorn zog Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Kürzeren, er warf im Juli das Handtuch. Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter hatten sich mit der ursprünglich geplanten Übernahme von VW massiv verhoben und einen riesigen Schuldenberg angehäuft.

Porsche wird nun stattdessen bis ins Jahr 2011 als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert. Der Stuttgarter Sportwagenbauer soll zwar eigenständig bleiben - die wichtigen strategischen Entscheidungen aber fallen künftig in Wolfsburg. Knapp die Hälfte am Sportwagengeschäft von Porsche hat VW bereits übernommen, für rund 3,9 Mrd. Euro.

Der Porsche-Deal brachte VW auch einen neuen Großaktionär: Das Wüsten-Emirat Katar stieg bei Volkswagen ein. Mit den Familien Porsche und Piech, dem Land Niedersachsen und Katar verfügt VW über eine stabile Aktionärsstruktur.

VW-Aktien will auch Suzuki übernehmen. Im Gegenzug stieg Volkswagen für rund 1,7 Mrd. Euro mit knapp 20 Prozent bei Suzuki ein und bekam dadurch bei den Japanern eine beherrschende Stellung. VW baut dadurch seine Position in den asiatischen Wachstumsmärkten und bei Kleinst- und Kleinwagen stark aus.

In diesen Wachstumssegmenten sind die Wolfsburger bisher konzernweit nur schwach vertreten. Dennoch verzeichnete VW im vergangenen Jahr gegen den Branchentrend ein Absatzplus. Hauptgründe waren die Stärke von Volkswagen in China, Brasilien und Deutschland - auf dem Heimatmarkt profitierte VW massiv von der Abwrackprämie.

Im kommenden Jahr aber erwartet auch Volkswagen lediglich eine Stagnation beim Absatz. Dazu kommt die Herkulesaufgabe, Porsche zu integrieren. Damit hat VW eigentlich genug zu tun, nun aber kommt noch die Allianz mit Suzuki dazu. Eine weitere Baustelle ist die spanische Marke Seat, die nach wie vor ein Sorgenkind ist.

VW könne sich mit den vielen Aufgaben übernehmen, warnt Autoexperte Frank Schwope von der Nord/LB. Der Konzern stehe vor der Herausforderung, mit zahlreichen Integrations- und Koordinationsaufgaben nicht zu scheitern - wie einst die "Welt-AG" von DaimlerChrysler oder General Motors.

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