VW-Aufsichtsrat stimmte Porsche-Deal zu

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Das Autoimperium des VW-Patriarchen Ferdinand Piech ist fast perfekt: Mit den in der Nacht zum Freitag (20. November) vom VW-Aufsichtsrat gebilligten Verträgen über den Zusammenschluss mit Porsche rückt die lange umkämpfte Konzernehe näher. Nach der für Freitagabend erwarteten Zustimmung der Porsche-Eigner zu dem Vertragswerk kann Europas größter Autokonzern den Stuttgarter Sportwagenbauer als zehnte Marke integrieren.

Hinzu kommen Teile des insolventen Osnabrücker Autozulieferers Karmann, dem VW auf Wunsch seines Großaktionärs Niedersachsen Maschinen und Gebäude abkauft. Damit ist das Streben des Porsche-Enkels Piech nach historischer Größe aber nicht gestillt.

Der 72-jährige Milliardär ist Enkel der Konstrukteurslegende Ferdinand Porsche, der die Autofirma Porsche einst gegründet und den legendären VW-Käfer als "Volksauto" entwickelt hat. Nach seinen Vorstellungen soll unter dem Dach des Wolfsburger Unternehmens Volkswagen ein Riesenkonzern entstehen, der vom sparsamen Kleinwagen über den Supersportwagen bis hin zu Schwerlastern alles im Angebot hat, was auf den Straßen rollt.

VW in führender Rolle

Piech hatte sich schon vor längerer Zeit auf die Fahne geschrieben, VW neben dem Pkw-Geschäft auch bei Lastwagen in eine führende Rolle zu bringen. In einem ersten Schritt beteiligte er sich zunächst an dem schwedischen Lkw-Bauer Scania, der inzwischen als neunte Marke zu Volkswagen gehört. Es wird erwartet, dass Piech auch die Mehrheit an dem Lkw-Bauer MAN anstrebt, an dem VW bereits knapp 30 Prozent hält. Langfristig könnte der japanische Kleinwagenspezialist Suzuki als zwölfte Marke hinzukommen, auf den Piech ein Auge geworfen hat.

VW will in den nächsten Jahren Weltmarktführer Toyota überholen und investiert auch in der Krise kräftig in neue Modelle, sparsame Antriebe und Werke. Der Aufsichtsratsrat beschloss, in den nächsten drei Jahren 13,3 Mrd. Euro für neue Fahrzeuge und Motoren auszugeben, weitere 6,6 Milliarden sollen in Presswerke, Lackierereien und Montageanlagen gesteckt werden. Der Konzern zieht gerade in den USA ein neues Werk hoch, in Indien und Russland wird die Produktion hochgefahren. Für den Ausbau der Fertigung in China hat VW erst kürzlich hohe Investitionen beschlossen.

Parallel zum Sturm an die Weltspitze muss das Management die komplexe Verschmelzung mit Porsche stemmen. Der Sportwagenbauer hatte sich mit der Übernahme von VW überhoben und mit komplexen Finanzgeschäften einen Schuldenberg aufgehäuft, der das Unternehmen zu erdrücken drohte. Um den Verlust ihres Vermögens zu verhindern, stimmten die Porsche-Eigner, die Familien Porsche und Piech, dem Zusammenschluss mit Volkswagen zu.

Reduktion der Schuldenlast

Mit dem als ersten Schritt vereinbarten Teilverkauf der Porsche AG an VW kann der Stuttgarter Sportwagenbauer seine Schuldenlast deutlich reduzieren. Zuletzt stand die börsennotierte Porsche Holding, die bisher die Porsche AG und die 51-Prozent-Beteiligung an VW kontrolliert, mit mehr als 10 Mrd. Euro bei den Banken in der Kreide. Im Zuge des VW-Einstiegs sollen Porsche noch in diesem Jahr 3,9 Mrd. Euro zufließen; damit kann die Verschuldung auf zunächst 8,5 Mrd. Euro gesenkt werden. VW will sich auf einer Hauptversammlung am 3. Dezember von seinen Aktionären grünes Licht für die Ausgabe neuer Vorzugsaktien holen, um die Transaktion zu finanzieren.

Bei der Vielzahl an Baustellen gerät der Vorstand an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Die Führungsetage wurde deshalb um zwei auf sieben Vorstandsmitglieder vergrößert. Der Aufsichtsrat berief den Vertriebschef der Marke VW-Pkw, Christian Klingler (41), in den Konzernvorstand. Der bisherige Vertriebschef Detlef Wittig (67), der nicht im Vorstand saß, steuert künftig internationale Beteiligungsprojekte. Audi-Chef Rupert Stadler (46) rückt wie Klingler in den Vorstand. Er nimmt damit in die Position ein, die Martin Winterkorn (62) vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze innehatte.

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