VW und Porsche wollen Weichen für Zukunft stellen

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Bei VW und Porsche soll eine neue Ära beginnen. Nach dem Ende der nervenaufreibenden, kräftezehrenden und schmutzigen Übernahmeschlacht der vergangenen Monate wollen die siegreichen Wolfsburger kräftig aufs Gaspedal treten. Mit der kleinen, aber ertragsstarken Stuttgarter Sportwagenschmiede als zehnter Marke drängt Europas größter Autobauer an die Weltspitze. Die Weichen für die gemeinsame Zukunft der beiden Autobauer sollen am Donnerstag (13.8.) gestellt werden.

Aus Sicht von Branchenbeobachtern gibt es zwar noch ein "minimales Restrisiko", dass es am Donnerstag doch nicht zu einer Grundlagenvereinbarung kommt. Erwartet wird allerdings, dass die Aufsichtsräte beider Unternehmen bei ihren beiden Treffen in Wolfsburg einen Fahrplan für die Schaffung eines integrierten Konzerns auf den Weg bringen.

Beschlossen werden sollen zumindest die Kernpunkte einer Grundlagenvereinbarung über die Zusammenführung der beiden Unternehmen. So soll zunächst ein schrittweiser Einstieg von VW beim Porsche-Automobilgeschäft (Porsche AG) vereinbart werden. Anschließend wird eine Verschmelzung der Volkswagen AG mit der Dachgesellschaft Porsche Holding SE angestrebt, die mit knapp unter 51 Prozent der Anteile noch immer die Mehrheit an VW hält.

Doch obwohl Wolfsburg und Stuttgart mittlerweile das Kriegsbeil begraben haben und eifrig betont wird, beide Unternehmen zögen jetzt an einem Strang, müssen auf dem Weg zum neuen Auto-Giganten noch einige Brocken aus dem Weg geräumt werden. Die Klärung zahlreicher offener Fragen wird wohl noch viel Zeit und auch Nerven kosten. Bis Mitte 2011 soll das neue Autoimperium dann stehen.

Zu den drängendsten Fragen gehört, wie viel das Sportwagengeschäft der Schwaben eigentlich wert ist und wie viel VW dafür zu zahlen bereit ist. In den vergangenen Wochen waren immer wieder Summen zwischen sieben und mehr als zehn Mrd. Euro im Umlauf.

Enormer Porsche-Schuldenberg

Außerdem muss geklärt werden, wie Porsche seinen enormen Schuldenberg in den Griff bekommt. In einer dramatischen Nachtsitzung Ende Juli hatte der Porsche-Aufsichtsrat bereits die Weichen für die Rettung des hoch verschuldeten Sportwagenbauers gestellt. Die Milliardenschulden sollen durch eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Mrd. Euro sowie einen Einstieg des reichen Emirates Katar abgebaut werden.

Doch wer wie viel Geld in den Sportwagenbauer pumpt, ist noch nicht geklärt. Auch die Gespräche mit dem Golfstaat sind dem Vernehmen nach noch nicht abgeschlossen. Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Ex-Finanzchef Holger Härter hatten sich bei der geplanten VW-Übernahme verzockt, einen Milliarden-Schuldenberg angehäuft und mussten ihre Posten räumen. Die Folge: Der "Goliath" VW kauft nun den "David" Porsche.

Wer aber künftig welche Anteile an dem neuen Autoimperium hält und wer wie viel Macht bekommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Auch hier ist Katar mit im Spiel. Es wird spekuliert, dass sich der Staatsfonds Qatar Investment Authority mit zunächst 17 Prozent an VW beteiligt. Katar würde damit neben den Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech sowie Niedersachsen dritter VW-Großaktionär werden.

Beteiligung für Belegschaft

Die starke Stellung des Landes Niedersachsen bei VW soll garantiert werden. Auch die Belegschaft soll mit wenigen Prozenten eine Beteiligung an VW erhalten. Der Anteil der Familien Porsche und Piech könnte sinken.

Mit der Entstehung des integrierten Autokonzerns - der vom Kleinwagen über "Familienkutschen", Premium-Autos und Sportwagen bis zum Lastwagen die gesamte Modellpalette im Angebot hat - geht der große Traum von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech in Erfüllung. Wie er das neue Imperium gerne nennen würde, hat der VW-Patriarch bereits vor Monaten angedeutet. Den Namen "Auto-Union" fände er nicht schlecht, hatte Piech durchblicken lassen. Damit hat auch VW-Boss Martin Winterkorn bereits öffentlich geliebäugelt.

Doch egal unter welchem Namen auch immer - Winterkorn, der als neuer starker Mann im VW/Porsche-Konzern gilt, geht in die Offensive. In den nächsten Jahren will der VW-Chef beim Absatz die weltweite Nummer eins Toyota vom Thron stoßen.

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