Banken erwarten höheren Wertberichtigungsbedarf

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Österreichs Banken rechnen zur Jahresmitte 2009 mit einem spürbar höheren Wertberichtigungsbedarf als noch am Ende des ersten Quartals. Der von den Kreditinstituten an die Nationalbank berichtete Wertberichtigungsaufwand für das Gesamtjahr in Höhe von 3,46 Mrd. Euro liegt demnach um rund 500 Mio. Euro oder 17 Prozent höher, als am Ende des ersten Quartals (2,96 Mrd. Euro).

Mit 3,04 Mrd. Euro entfällt der größte Teil auf den Kreditbereich, der Wertpapierbereich ist für 420 Mio. Euro verantwortlich, geht aus einer Aussendung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Aufgrund des stark gestiegenen Wertberichtigungsbedarfs rechnen die Banken auch nur mehr mit einem Jahresüberschuss von 2,53 Mrd. Euro. Das sind um 7 Prozent weniger als Ende März prognostiziert wurde. Damals gingen die Institute noch von einem Jahresgewinn von 2,71 Mrd. Euro aus. Beim Jahresbetriebsergebnis prognostizieren die Banken jetzt dagegen einen um 5,2 Prozent höheren Betrag von 6,21 (5,90) Mrd. Euro.

Betriebsergebnis deutlich gestiegen

Im ersten Halbjahr 2009 haben die Banken grundsätzlich nicht schlecht verdient. Das Betriebsergebnis der in Österreich tätigen Kreditinstitute betrug 3,33 Mrd. Euro, ein Plus von 16,2 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2008. Die Nettozinserträge stiegen um 10,5 Prozent auf 4,4 (3,98) Mrd. Euro und das Finanzergebnis wies wieder einen positiven Saldo von 0,34 (-0,06) Mrd. Euro auf. Die unkonsolidierte Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserte sich dadurch auf 62,0 (62,1) Prozent, den Bestwert der letzten Jahre im ersten Halbjahr.

Der deutliche Anstieg des Betriebsergebnisses basiert laut OeNB hauptsächlich auf den Zuwächsen einiger Großbanken. Im Detail resultierte das Wachstum aus den gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um 1,2 Prozent auf 5,44 Mrd. Euro leicht gesunkenen Betriebsaufwendungen und den um 4,8 Prozent auf 8,77 Mrd. Euro gestiegenen Betriebserträgen.

Erträge aus Provisionen gesunken

Rückgängig zeigten sich im ersten Halbjahr 2009 die Erträge aus Provisionen, die um 0,35 Mrd. Euro oder -16,1 Prozent unter dem Ergebnis im ersten Halbjahr des Vorjahres lagen. Die Erträge aus dem Wertpapiergeschäft erhöhten sich nur geringfügig (+1,6 Prozent) auf 1,49 Mrd. Euro.

Die Zuwächse beim Nettozinsertrag festigten dessen Stellung als wichtigste Einkommensquelle der österreichischen Banken, so die OeNB. Sein Anteil an den gesamten Betriebserträgen betrug 50,1 Prozent. An zweiter Stelle stand das Provisionsgeschäft (20,6 Prozent), gefolgt von den Erträgen aus dem Wertpapiergeschäft (17 Prozent). Die sonstigen betrieblichen Erträge machten 8,4 Prozent und das Finanzgeschäft 3,9 Prozent der Betriebserträge aus.

Kreditsektor 2008 in den roten Zahlen

Die Finanzkrise hat die in Österreich tätigen Kreditinstitute im Vorjahr offensichtlich stärker belastet als bisher bekannt war. Gemeinsam mussten sie roten Zahlen schreiben. Laut einer aktuellen Auswertung der Nationalbank - auf Basis der von Wirtschaftsprüfern geprüften Daten - belief sich der Wertberichtigungsaufwand im Kredit- und Wertpapierbereich auf insgesamt 10,3 Mrd. Euro. Davon entfielen 4,58 Mrd. Euro auf das Kreditrisiko und 5,72 Mrd. Euro auf Wertpapiere und Beteiligungen. Im März war auf Basis unkonsolidierter Daten noch von 6,7 Mrd. Euro die Rede.

Nach Steuern rutschte die Kreditbranche im Vorjahr ins Minus. Der Jahresfehlbetrag hat 0,21 Mrd. Euro betragen. 2007 wurde noch ein Überschuss von 4,77 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gegenüber 2007 erhöhte sich der Wertberichtigungsaufwand deutlich um mehr als 8 Mrd. Euro - von zuvor 2,11 Mrd. Euro. Nicht berücksichtigt sind in diesen Daten Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute in Österreich (gem. § 9 BWG) und die Betrieblichen Vorsorgekassen.

Wie aus der OeNB-Auswertung weiter hervor geht, konnte das Betriebsergebnis auf 9,04 (7,23) Mrd. Euro verbessert werden, ein Plus von 25 Prozent. 2008 belief sich der kumulierte Nettozinsertrag auf 8,16 (7,35) Mrd. Euro, die Betriebserträge machten 20,12 (17,87) Mrd. Euro aus und die Betriebsaufwendungen beliefen sich auf 11,08 (10,64) Mrd. Euro. Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) schrieben die Banken in Summe rote Zahlen: das EGT brach auf minus 1,27 Mrd. Euro nach zuvor +5,12 Mrd. Euro ein. Nach Rücklagenbewegungen und Gewinn-und Verlustvorträgen ergibt sich ein Bilanzgewinn von 1,92 (3,28) Mrd. Euro.

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