Überweisungen über Grenzen hinweg funktionieren nicht ohne das Swift-System. Anhand von IBAN-Nummer und BIC-Code identifizieren Banken Einzahler und Empfänger sowie die zugehörigen Konten.
Von diesem Swift-Verfahren ist aktuell oft die Rede - denn ein Ausschluss Russlands aus selbigem wird als härteste Wirtschaftssanktion gegen Putin diskutiert. Würden russische Banken von Swift abgekappt, wären sie praktisch vom internationalen Standard-Zahlungsverkehr ausgeschlossen.
Dass die EU sich in ihrem Sanktions-Paket darauf noch nicht einigen konnte, liegt daran, dass es nicht nur für die russische Wirtschaft üble Folgen hätte, sondern auch für viele andere Länder, die - wie Österreich - starke Handelsbeziehungen mit Russland haben.
Genutzt wird das Swift-System von mehr als 11.000 Finanzinstitutionen in über 200 Ländern.
Was Swift bedeutet, wie es funktioniert
Die Abkürzung steht für steht für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication. Die Organisation mit Sitz in Belgien befindet sich im genossenschaftlichen Besitz der Banken und unterliegt dem EU-Recht.
Die Organisation erfüllt eine zentrale Rolle in der Finanzwelt: Wer über Grenzen hinweg Geld überweisen will, kommt um Swift nicht herum. Banken nutzen das standardisierte Nachrichtenformat der Organisation, um sich gegenseitig über angewiesene Überweisungen zu informieren. Eine Swift-Nachricht enthält beispielsweise Informationen zur Identität des Zahlenden und des Zahlungsempfängers sowie die entsprechenden Kontonummern. Jeden Tag versendet Swift rund 42 Millionen solcher Nachrichten und ist somit ein Grundpfeiler des internationalen Zahlungsverkehrs.
Ausschluss Russlands
Da es sich bei Swift um eine unabhängige Organisation handelt, können weder die USA noch die EU direkt einen Ausschluss Russlands erzwingen. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: 2012 beschloss der US-Kongress finanzielle Sanktionen gegen Manager der Organisation, sollten diese weiterhin Zahlungsverkehr mit iranischen Banken abwickeln. Die Regierungschefs der EU zogen nach, der Druck nahm zu.
Schließlich wurden iranische Banken aus dem Kommunikationssystem ausgesperrt, die wirtschaftlichen Folgen für den iranischen Ölexport und Außenhandel waren dramatisch.
Keine Bezahlung mehr möglich
Für die Wirtschaft eines betroffenen Landes hat ein Ausschluss aus dem Swift-Verfahren verheerende Folgen: Banken sind nicht mehr in der Lage, mit Geldhäusern in anderen Ländern zu kommunizieren. Aufträge von Unternehmen können dann weder aufgegeben noch angenommen werden - denn sie können nicht bezahlt werden.
Der erschwerte Zugang zum internationalen Finanzmarkt verlangsamt Zahlungs- und Warenströme oder verhindert sie sogar ganz. Für Unternehmen, die Geschäfte im sanktionierten Land betreiben, entstehen enorme Kosten und möglicherweise hohe Kreditausfälle. Der Ausschluss aus dem Swift-Verfahren ist deshalb ein zweischneidiges Schwert: Zwar wird die Wirtschaft des sanktionierten Landes hart getroffen, doch auch die ausländischen Firmen, die vor Ort tätig sind, nehmen Schaden. Das würde also im Falle eines Russland-Ausschlusses auch österreichische Firmen betreffen.
Russland hat eigenes System gebaut
Bereits nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 wurde in Erwägung gezogen, Russland von Swift abzuklemmen. Schon damals bestand aber die Sorge, dass Russland sich weiter abschotten und sich beispielsweise enger an China binden könnte. In der Tat haben beide Staaten bereits eigene Zahlungssysteme aufgebaut, um sich von Swift unabhängig zu machen. Das russische System namens SPFS verbindet zwar erst rund 400 fast ausschließlich russische Banken. Ein Ausschluss aus dem Swift-Verfahren dürfte dieser Initiative aber neue Dringlichkeit verleihen.