Raiffeisen Research

BIP droht 2012 um 0,5% zu schrumpfen

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Analyst: Österreich kann sich vom Abschwung in Europa nicht abkoppeln.

Österreich droht kommendes Jahr ein Absturz der Wirtschaft und eine Rezession mit mehreren Quartalen eines schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Experten von Raiffeisen Research erwarten, dass das heimische BIP im Gesamtjahr 2012 real um 0,5 Prozent zurückgehen wird, nach einem kräftigen Zuwachs von voraussichtlich 3,2 Prozent im heurigen Jahr, sagte am Dienstag Raiffeisen-Analyst Gottfried Steindl im Gespräch mit der APA. Diese neue Prognose seines Instituts gibt es erst seit zwei Werktagen. Für die Eurozone wird sogar ein BIP-Rückgang von 1,0 Prozent für 2012 erwartet, nach 1,5 Prozent Plus dieses Jahr.

Bereits heuer im 4. Quartal dürfte das BIP in Österreich im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent ins Minus rutschen, während es in der Eurozone - wie auch im 3. Quartal - noch ganz leicht zulegen dürfte, prognostiziert Raiffeisen Research. Im 1. Quartal 2012 dürfte das heimische BIP dann im Quartalsabstand um 0,6 Prozent abstürzen, im 2. Quartal um weitere 0,4 Prozent, wobei hier im Detail aber natürlich noch gewisse Unsicherheiten lägen, wie Analyst Steindl betont. Ökonomen sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaftsleistung in mindestens zwei Quartalen in Folge schrumpft.

Die Eurozone sieht Raiffeisen Research bereits im Auftaktquartal 2012 kräftig, um 0,5 Prozent, gegenüber dem Vorquartal schrumpfen, wobei sich das reale Minus im 2. Quartal auf 0,6 Prozent ausweiten könnte. Für das 3. Quartal wird für die Eurozone ein BIP-Rückgang von 0,4 Prozent gesehen, für das 4. Quartal aber schon wieder ein Mini-Plus.

Das kräftige und stark überdurchschnittliche Wachstum Österreichs im Gesamtjahr 2011 erkläre sich vor allem aus dem konjunkturell noch guten Jahresbeginn, "doch zum Schluss geht die Luft aus", so Steindl: "Österreich kann sich vom Abschwung in Europa und speziell der Eurozone nicht abkoppeln." Es gebe aber andere Länder im Euro-Raum, die schon jetzt im 4. Quartal noch viel stärkere BIP-Rückgänge verzeichnen würden als etwa Österreich mit nur minus 0,1 Prozent.

Im Schlussquartal 2011 zeichnet sich in der Eurozone vor allem im Industriebereich ein starker Einbruch ab, heißt es im neuen Konjunktur-Update von Raiffeisen Research von Dienstag. Zusätzliche Abwärtsrisiken würden vom Dienstleistungssektor ausgehen (Finanzbereich - Geschäftsabbau, Öffentliche Verwaltung - Einsparungen, Handel - Kreditverteuerungen bei Finanzierungen).

Wifo und IHS sind Ende September für Österreich für 2012 noch von einem Realwachstum von 0,8 bzw. 1,3 Prozent ausgegangen, nach 2,9 bzw. 3,0 Prozent Zuwachs in diesem Jahr. Ihre nächste Prognose legen die Institute am 21. Dezember vor. Bereits früher, am 9. Dezember, kommt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) mit einem neuen Ausblick. In der letzten halbjährlichen Vorschau im Juni war die OeNB noch von 2,3 Prozent Plus für 2012 ausgegangen, doch das ist längst Makulatur. Im Oktober hat Gouverneur Ewald Nowotny angekündigt, dass auch die OeNB ihre Wachstumsprognose 2012 deutlich senken müsse.

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