Chronologie des Director's Deal

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Ob sich OMV-Generaldirektor Ruttenstorfer tatsächlich des Insider-Handels mit OMV-Aktien schuldig gemacht hat, hängt vor allem davon ab, wann er gewusst hat, dass die OMV ihre 21,2-Prozent-Beteiligung am ungarischen Mineralölkonzern MOL an den russischen Konzern Surgutneftegas verkaufen würde.

Laut OMV kam der Deal im Wert von 1,4 Mrd. Euro sehr kurzfristig und überraschend zustande, die Finanzmarktaufsicht (FMA) findet diese Darstellung offenbar nicht glaubwürdig und hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.

Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse:

- Im August 2008 gesteht die OMV offiziell ein, dass ihre Pläne zur Übernahme der ungarischen MOL gescheitert sind. Die Fünftel-Beteiligung der OMV an der MOL wird als Finanzierungsinstrument genutzt. Investmentbanken informierten die OMV seit damals über potenzielle Interessenten. Verkaufsverhandlungen oder einen Verkaufsbeschluss gab es nach OMV-Angaben damals nicht.

- 14./15. März 2009: Erste Kontakte mit dem russischen Ölkonzern Surgutneftegas bei einem OPEC-Treffen in Wien. Dabei äußerten die Russen Interesse, sich an einem mitteleuropäischen Unternehmen einzukaufen, ohne konkret über den MOL-Anteil zu sprechen.

- 18. März: Ruttenstorfer gibt dem "profil" ein Interview, in dem er den Verkauf der MOL-Anteile für 2009 ausschließt: "Das gilt nicht für die Ewigkeit, aber heuer werden wir sie durchaus behalten."

- 23. März: Das "profil"-Interview wird veröffentlicht. Am selben Tag erwirbt Ruttenstorfer 26.500 OMV-Aktien zum Kurs von 23,84 Euro - insgesamt knapp 632.000 Euro - und meldet dies ordnungsgemäß der FMA.

- 26. März: Erste Verhandlungen mit Surgutneftegas in Moskau über den Verkauf der MOL-Aktien. Diese enden nach Angaben der OMV ohne Einigung.

- 27. März: Der OMV-Vorstand informiert den Aufsichtsrat über das Treffen mit Surgutneftegas. Das Zustandekommen einer Transaktion mit den Russen sei unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht an das Aufsichtsgremium.

- 28. März: Surgutneftegas nimmt von sich aus und laut OMV "überraschend" wieder Kontakt auf und übermittelt einen Vertragsentwurf, allerdings ohne Preisvorstellungen. Daraufhin beginnen erneut Verhandlungen.

- 29./30. März: In der Nacht kommt es zu einer Einigung mit Surgutneftegas über den Verkauf der MOL-Aktien. Die OMV informiert in einer Ad-hoc-Mitteilung über die Transaktion. Die OMV-Aktien legen daraufhin um 3,33 Prozent auf 25,10 Euro zu, während der ATX 4,16 Prozent und der europäische Ölbranchenindex 4,2 Prozent verlieren. Das entspricht einem Buchgewinn für Ruttenstorfers OMV-Aktienpaket von mehr als 33.000 Euro an einem Tag.

- 4. August: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hegt einen "begründeten Verdacht", dass der OMV-Chef sich des Insiderhandels schuldig gemacht hat und erstattet Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.

- 6. August: Die OMV-Aktie rutscht an der Börse um mehr als 6 Prozent ab - nach den schlechten Zweitquartalszahlen vom Vortag. Ruttenstorfers am 23. März erworbenes Aktienpaket ist heute 692.000 Euro wert, sein theoretischer Gewinn beträgt rund 60.000 Euro. Nach OMV-Darstellung war sein Aktienkauf aber Teil eines langfristigen Incentive-Programms, er muss die Aktien also mindestens drei Jahre behalten.

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