Tausende Jobs und hunderte Verladestellen stehen auf der Streichliste.
Die Deutsche Bahn hat wegen der Krise des Güterverkehrs ihren ersten Verlust seit über zehn Jahren eingefahren. Unter dem Strich verbuchte der Staatskonzern 2015 ein Minus von 1,3 Mrd. Euro, wie der Konzern am Mittwoch in Berlin mitteilte.
Rote Zahlen
Milliardenschwere Sonderabschreibungen auf den Unternehmenswert im Güterverkehr und Extra-Aufwendungen für den Konzernumbau drückten das Ergebnis in die roten Zahlen. "Wir haben nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen haben", sagte Bahnchef Rüdiger Grube. Damit steigt der Druck auf den Konzernlenker, der zuletzt 2012 den selbst gesteckten Gewinn-Plan annähernd erreichte. Grube räumte ein, besonders beim Güterverkehr zu spät reagiert zu haben. Er will hier tausende Stellen und hunderte Verladeplätze streichen. Für 2016 sagt die Bahn wieder schwarze Zahlen voraus.
Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte angesichts der Bilanz: "Die Bahn muss Qualität und Service weiter verbessern, den Fokus auf die Kunden richten und den Konzernumbau vorantreiben", sagte er. "Sie muss investieren, modernisieren, digitalisieren."
Streik belastete
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank 2015 auf 1,76 (2014: 2,1) Mrd. Euro. Laut Grube belastete der Streik der Lokführergewerkschaft GDL mit 300 Mio. Euro das Ergebnis. Der Umsatz stieg zwar erstmals leicht über 40 (39,7) Mrd. Euro, dies war aber in erster Linie auf Währungseffekte zurückzuführen. Auf die Krise hatte Grube im vergangenen Jahr schon mit dem Austausch mehrerer Vorstände reagiert, auch der Chef der Güterbahn musste gehen.
Im Fernverkehr dagegen stiegen die Passagierzahlen dank zahlreicher Sonderangebote trotz der Konkurrenz der Fernbusse wieder. Die Bahn hatte zudem zuletzt auf Preiserhöhungen verzichtet. Vorstand Berthold Huber deutete an, dass man bei der Preisschraube auch in Zukunft vorsichtig sein werde. Die Kunden seien hier sehr sensibel. "Wir tun gut daran, möglichst viele Passagiere in die Züge zu holen." Dafür müsse aber auch die Pünktlichkeit verbessert werden. Die für 2016 angekündigte kostenlose Platz-Reservierung in der zweiten Klasse werde es aber frühestens 2017 geben.
Qualitätsoffensive
Für die angekündigte Qualitätsoffensive mit mehr Sauberkeit, Pünktlichkeit und Gratis-Internet auch in der zweiten Klasse muss die Bahn allerdings ihre Schulden erhöhen. Trotz des Verlusts verlangt der Bund noch eine Dividende von seinem Unternehmen von 850 Mio. Euro, die aber wieder ins Schienennetz investiert werden sollen.
Die Schulden lagen zuletzt bei 17,5 Mrd. Euro und werden in diesem Jahr auf über 19 Mrd. Euro steigen. Um Geld ins Unternehmen zu holen, soll das internationale Personenverkehrs- und Speditionsgeschäft teilweise verkauft werden. Zuletzt waren Erlöse von rund 4,5 Mrd. Euro im Gespräch. Allerdings gibt es Widerstand im Aufsichtsrat, so dass noch keine Beschlüsse gefasst sind und ein Verkauf frühestens ab 2017 möglich ist.