Trotz eines Wachstums der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres hat Bundeskanzlerin Merkel vor verfrühten Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Wirtschaftskrise gewarnt. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes seien zwar "ein ganz kleines Pflänzchen von Hoffnung", dennoch werde die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um etwa 6 Prozent sinken.
"Die Zeit ist ungewöhnlich ernst", sagte Merkel. "Wir werden dieses Jahr ungefähr minus 6 Prozent haben, plusminus. Das bedeutet, dass wir nicht aus der Krise sind, nur weil es das erste Mal ein bisschen hochgeht", meinte die Kanzlerin am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung des Deutschlandfunks und des Fernsehsenders Phoenix in Berlin.
Auch Finanzminister Steinbrück warnte vor Euphorie. Wie es auf den Finanzmärkten weitergehe, sei "sehr schwer einzuschätzen", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Dennoch erwarte er keinen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Jahr: "Es kann durchaus sein, dass die Arbeitslosenzahl in diesem Jahr nicht über 4 Mio. steigt." Es gebe "positive Anzeichen, dass wir die Talsohle durchschreiten".
Nach Meinung des Chefs des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, ist der steile Absturz der Wirtschaft zwar gestoppt, die weltweite Krise aber deshalb nicht überstanden. Es gebe auch keine Anzeichen für einen neuen, nachhaltigen Aufschwung, sagte er der "Bild"-Zeitung. "Die deutsche Wirtschaft wird so schnell nicht zu alter Stärke und den alten Wachstumsraten zurückfinden", so Snower weiter.
Der Vorsitzende des Sachverständigenrats der Bundesregierung, Wolfgang Franz, sagte der Zeitung: "Wir sind mit dem Fahrstuhl im Keller angekommen, jetzt geht es mit der Rolltreppe ganz langsam nach oben." Die Rezession sei aber noch nicht überstanden. In Sachen Arbeitslosigkeit sieht der Wirtschaftsweise einen starken Anstieg im Jahr 2010.