Beim weltgrößten Online-Einzelhändler Amazon.com haben schwächelnde Videospiel-Verkäufe und ein teurer Rechtsstreit den Gewinn empfindlich gedrückt. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal aber trotz der Wirtschaftskrise erneut deutlich. Anleger reagierten dennoch enttäuscht und verkauften die Aktie.
Der Gewinn des US-Konzerns fiel im zweiten Quartal um rund zehn Prozent auf 142 Mio. Dollar (etwa 100 Mio. Euro). "Bei Computerspielen und Konsolen gibt es in der Branche einen Dämpfer", sagte Amazon-Finanzchef Tom Szkutak. Das trifft hart, weil hier die Gewinnmargen hoch sind. Amazon musste zudem 51 Mio. Dollar in einem Vergleich mit dem US-Spielzeughändler Toys R Us zahlen. Der Umsatz stieg aber um 14 Prozent auf knapp 4,7 Mrd. Dollar.
Mit seinem um Sondereffekte bereinigten Gewinn übertraf Amazon die Schätzungen der Analysten, der Umsatz blieb ganz leicht darunter. Für das laufende Quartal gab der Konzern nur vage Prognosen ab. Amazons Geschäft wuchs auch die Krise hindurch beständig. Online-Einkaufen gilt bei vielen Menschen angesichts knapper Kassen als günstiger. Den Gewinn des Branchenführers drücken seine Angebote zu kostenlosem Versand vieler Waren - im vergangenen Jahr habe dies rund 900 Mio. Dollar gekostet, sagte Konzernchef Jeff Bezos.
Amazon kündigte gerade erst die größte Übernahme seiner Firmengeschichte an: Der Konzern kauft für rund 850 Mio. Dollar Amerikas führenden Online-Schuhladen Zappos. Amazon hatte bisher auch selbst schon Schuhe im Angebot. Zappos erzielte im vergangenen Jahr laut Szkutak mit 635 Mio. Dollar Umsatz einen kleinen Gewinn. Für das laufende dritte Quartal erwartet Amazon einen Umsatz in der recht breiten Spanne von 4,75 bis 5,25 Mrd. Dollar und damit ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von bis zu 23 Prozent. Der operative Gewinn soll zwischen 120 und 210 Mio. Dollar liegen. Im schlechtesten Fall wäre das fast ein Viertel weniger, im besten Fall ein Plus von mehr als einem Drittel.