Apple und Google heizen Kampf um mobiles Web an

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Die US-Technologiekonzerne Google und Apple heizen den Kampf um die Vorherrschaft im mobilen Internet an. Der Suchmaschinen-Riese stellt laut Medienberichten am Dienstag (19.00 Uhr MEZ) ein neues Flaggschiff der Multimedia-Handys mit seinem Betriebssystem Android vor. Google hat die Entwicklung des "Nexus One" genannten Gerätes den Informationen zufolge maßgeblich beeinflusst und vertreibt es selbst. Apple will laut einem Zeitungsbericht seinen mit Spannung erwarteten Tablet-Computer im März auf den Markt bringen. Präsentiert werden solle das Gerät bereits Ende Jänner, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf von Apple unterrichtete Personen.

Offiziell hat Google weder die Vorstellung des "Nexus One" noch technische Details bestätigt. US-Medien wie das Fachblog "Engadget" konnten jedoch nach eigenen Angaben Geräte testen, die das Unternehmen an seine Mitarbeiter ausgegeben hat. Den Berichten zufolge hat das "Nexus One" als erstes Android-Smartphone einen Prozessor mit einer Taktfrequenz von einem Gigahertz - damit ist es das rechenstärkste Gerät der Produktfamilie. Angetrieben wird es von der jüngsten, bisher unveröffentlichten Android-Version 2.1. Sie soll Verbesserungen bei der Navigation bringen und verfügt über die bereits in der Vorgängerversion enthaltene kostenlose Navigationssoftware.

Das Multimedia-Handy soll zunächst in den USA auf den Markt kommen. Google will das Gerät laut bisherigen Informationen über eine Website ohne Vertrag selbst verkaufen - es kostet dann 530 Dollar (368 Euro). Zudem solle es das "Nexus One" mit einem Zweijahresvertrag der amerikanischen Tochter von T-Mobile für 180 Dollar geben. HTC stelle das Gerät her. Der taiwanesische Konzern könnte sich möglicherweise auch um Kundenservice und Reklamationen kümmern. Google hat bisher keine Erfahrungen im Hardware-Geschäft und müsste diese Unternehmensbereiche erst aufbauen.

Auch Apple zielt mit dem erwarteten Tablet auf das mobile Internet ab. Das Gerät soll einen berührungsempfindlichen Bildschirm mit einer Diagonale von zehn bis elf Zoll (rund 25 bis 28 cm) haben - und, wie bei der Geräteklasse üblich, keine Tastatur. Die Eingabe erfolgt dann über eine virtuelle Tastatur, die auf dem Touchscreen eingeblendet wird. Dem Apple-Gerät wird ein starker Einfluss auf Computermarkt und Medienindustrie zugetraut. Unter anderem erhofft sich die kriselnde Print-Branche neues Interesse für ihre Zeitungen und Magazine in digitaler Form.

Tablet-PC gibt es bereits seit Jahren, sie fristen bisher jedoch ein Nischen-Dasein. Auch eine dem erwarteten Apple-Tablet ähnliche Geräteklasse, genannt UMPC (Ultra-Mobile PC) konnte sich nicht durchsetzen. Der Grund dafür war vor allem die Kombination aus hohem Preis, eingeschränkter Leistung und kurzen Batterielaufzeiten. Für das Apple-Gerät wird ebenfalls ein recht hoher Preis zwischen 700 und 1.000 Dollar erwartet, allerdings setzten Marktbeobachter auf die Qualität und die Marketing-Künste des US-Konzerns.

Apple war es bereits gelungen, mit dem iPhone die Mobilfunk-Industrie umzukrempeln. Der Erfolg des Apple-Handys gab der mobilen Internet-Nutzung einen kräftigen Schub. Außerdem brachte das iPhone das Geschäft mit Programmen für Mobiltelefone, sogenannten Apps, in Schwung und prägte das Design von Hightech-Telefonen anderer Hersteller. Das sind Gründe für die hohen Erwartungen auch an Apples Tablet. Allerdings schränkte das "Wall Street Journal" ein, der März-Termin könne sich noch ändern.

Optische Ähnlichkeit mit "Riesen-iPhone"

Apple ist bekannt für extreme Geheimhaltung bei neuen Produkten. Wenn aber erst Aufträge bei Zulieferern platziert worden sind, wird es immer schwieriger, die Informationen unter Verschluss zu halten. Deswegen wird bereits seit Wochen über die Eigenschaften des neuen Geräts spekuliert. Es wird erwartet, dass es wie eine Art "Riesen-iPhone" aussehen wird.

Das ebenfalls zum "Wall Street Journal"-Netzwerk gehörende Technologie-Blog "All Things D" schrieb zuvor, Apple wolle das Gerät am 27. Jänner präsentieren. Das Blog berichtete zudem, Apple habe für 275 Mio. Dollar die Firma Quattro Wireless gekauft, die eine Plattform für Werbung auf mobilen Geräten betreibt. Werbung auf Handys gilt als großer Wachstumsmarkt. Der Internet-Konzern Google kaufte jüngst für 750 Mio. Dollar den Quattro-Konkurrenten AdMob, an dem auch Apple interessiert gewesen sein soll.

Das Werbe-Netzwerk von Quattro umfasst nach eigenen Angaben Tausende von Internetseiten, die über Handys aufgerufen werden können. Zudem könnten Zusatzprogramme für Smartphones wie das iPhone von Apple und die Plattform Android von Google über Quattro genutzt werden.

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