Ericsson schnappt sich Nortel-Filetstücke

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Im Bieterverfahren um die Mobilfunksparten des insolventen kanadischen Ausrüsters Nortel hat Nokia Siemens Networks eine Niederlage erlitten. Der Ericsson-Konzern setzte sich am Wochenende in einem zwölfstündigen Auktionsmarathon durch und erhielt für umgerechnet rund 795 Mio. Euro den Zuschlag für die beiden Nortel-Filetstücke CDMA und LTE.

Die Schweden kamen damit dem Netzwerk-Joint-Venture des finnischen Handy-Herstellers Nokia und des Münchner Industriekonzerns Siemens zuvor, das im vergangenen Monat ein Initialgebot über gut 460 Mio. Euro abgegeben hatte. Der Finanzinvestor MatlinPatterson komplettierte den Dreikampf.

Die Versteigerung in einem New Yorker Anwaltsbüro habe gezeigt, wie begehrt die Segmente gewesen seien, sagte der hochrangige Nortel-Manager Richard Lowe in einem Reuters-Interview. Nortel werde eng mit den Schweden zusammenarbeiten, um den Verkauf noch in diesem Jahr über die Bühne zu bringen. Ericsson habe zugesagt, mindestens 2.500 Arbeitsplätze in der Sparte zu erhalten. Dies entspricht etwa 80 Prozent der jetzigen Belegschaft. Der Verkauf muss noch von kanadischen und US-Behörden genehmigt werden.

Ericsson war erst spät in das Bieterrennen eingestiegen. Kanadischen Medien zufolge bot die Firma zunächst rund 514 Mio. Euro. Nortel will noch weitere Sparten losschlagen. Nokia Siemens hatte sich offen dafür gezeigt.

Nortel hatte im Jänner Gläubigerschutz beantragt. Der Konzern war früher der größte Hersteller von Telekommunikations- Ausrüstung in Nordamerika und schrieb bereits lange vor der Wirtschaftskrise Milliarden-Verluste. Spartenverkäufe, Konzernumbau und Massenentlassungen konnten Nortel nicht retten. Ein Einbruch der Nachfrage in Folge der Wirtschaftskrise brachte die Firma nach eigenen Angaben endgültig zu Fall. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 90.000 zu Anfang des Jahrzehnts auf etwa 25.000 gefallen. Die Aktien, die Mitte 2000 bei mehr als 1.100 kanadischen Dollar gehandelt wurden, liegen jetzt im Cent-Bereich. Nortel hatte damals einen Börsenwert von rund 180 Mrd. Euro.

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