IT-Konzerne zwischen solide und bärenstark

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IBM solide, AMD hoffnungsvoll, Apple, Google und Intel bärenstark: Die aktuellen Quartalszahlen der US-Technologiekonzerne verstärken die Hoffnung auf bessere Zeiten nach der Wirtschaftskrise. Vor allem Apple entzückt wieder die Investoren. Der Konzern verkündete Rekorde beim Absatz seiner Lifestyle-Computer und -Handys und kündigte für das laufende Jahr "sehr starke" neue Produkte an. Experten erwarten, dass Firmenchef Steve Jobs am Mittwoch einen Tablet-Computer vorstellen wird.

Apple setzte so viele seiner Mac-Rechner und iPhone-Handys ab wie nie zuvor. Im wichtigen Weihnachtsquartal verdiente der Konzern knapp 3,4 Mrd. Dollar, 50 % mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um ein Drittel auf 15,7 Mrd. Dollar. Allerdings taugt der Trendsetter nur bedingt als Konjunkturbarometer: Seine teuren Produkte zielen auf eine kaufkräftige Kundschaft, die auch in der Krise Geld für Lifestyle-Gadgets ausgibt.

Doch auch die Halbleiter-Branche, deren Zahlen als Indikator für die gesamte Wirtschaft gelten, beendete das Krisenjahr 2009 versöhnlich. Analysten empfehlen die Aktien bereits wieder. Nach Intel und AMD legte auch Texas Instruments (TI) starke Zahlen vor. Der Umsatz stieg um rund ein Fünftel auf 3 Mrd. Dollar, der Gewinn versechsfachte sich auf 655 Mio. Dollar - deutlich mehr als von Analysten erwartet.

"Die Nachfrage war in allen Endmärkten stark", sagte Konzernchef Rich Templeton in Dallas. TI ist Branchenführer bei analogen und integrierten Prozessoren für einfache Rechenaufgaben, die in Geräten von der Waschmaschine bis zum Fernseher zum Einsatz kommen.

Gerade Intel hatte bereits zuvor die Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung genährt. Der Branchenprimus verzehnfachte zum Abschluss des Jahres seinen Gewinn auf 2,3 Mrd. Dollar, der Umsatz sprang um 28 % auf 10,6 Mrd. Dollar. Er profitierte nicht nur von einer spürbar lebhafteren Nachfrage, sondern hatte auch die Kosten deutlich gesenkt. Intel-Chips kommen mittlerweile nicht nur in PC, sondern nahezu allen Lebenslagen zum Einsatz. Wenn die Nachfrage steigt, ist das ein Hoffnungssignal für die gesamte Wirtschaft.

Wegen seinem breiten Angebot gilt auch IBM als Gradmesser für den Zustand der IT-Branche. Der ehemals größte Hardwarehersteller profitierte von der Neuausrichtung seines Geschäfts und verdiente vor allem mit Software und Dienstleistungen prächtig. Nur das Geschäft mit Server-Computern hat nicht die alten Höhen erreicht. Im vierten Quartal machte "Big Blue" 4,8 Mrd. Dollar Gewinn, ein Plus von 9 Prozent. Der Umsatz ging erstmals seit fünf Quartalen wieder leicht um 0,8 % auf 27,2 Mrd. Dollar nach oben.

Geschäft mit Werbung legte zu

Während einige IT-Konzerne in der Krise eine Grippe bekamen, hatte Google allenfalls einen leichten Schnupfen. Das Geschäft mit Werbung im Umfeld seiner dominanten Suchmaschine legte im letzten Quartal wieder deutlich zu. "Wir sind mit vollem Dampf zurück im Geschäft", sagte Google-Chef Eric Schmidt.

Von solchem Optimismus ist Rivale Yahoo weit entfernt. Ein Jahr nach dem Amtsantritt der Chefin Carol Bartz ist der Umbau des Konzerns immer noch nicht abgeschlossen, das wirkt sich auch auf die Zahlen aus. Experten erwarten aber zumindest, dass der Gewinn nicht mehr so stark sinkt wie in den Quartalen zuvor. Am Dienstag nach US-Börsenschluss präsentiert der Web-Veteran seine Zahlen.

Auch für die Branchengrößen, die ihre Zahlen noch vorlegen werden, sind die Prognosen gut. Microsoft etwa dürfte davon profitieren, dass die PC-Verkäufe zulegen. Der Software-Hersteller hatte im Oktober sein neues Betriebssystem Windows 7 auf den Markt gebracht, das auf einem Großteil der Rechner vorinstalliert ist und sich auch - anders als sein Vorgänger Vista - für die beliebten Mini-Notebooks eignet.

2010 dürfte die IT-Branche die Krise endgültig hinter sich lassen, das zeigen auch Zahlen von Marktforschern. Gartner etwa erwartet, dass die weltweiten IT-Ausgaben leicht um 4,6 % wachsen, und war über alle Sektoren hinweg: Hardware, Software, Dienstleistungen, Telekommunikation. Forrester ist noch optimistischer und taxiert das Plus auf 8,1 %.

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