Strategie

Telekom Austria mit 600 offenen Stellen

Teilen

Die Telekom Austria kämpft mit einem Personalüberhang von beamteten, unkündbaren Mitarbeitern, hat aber gleichzeitig Probleme, Jobs intern nachzubesetzen. 887 Mitarbeiter sind derzeit freigestellt - drehen also bei fast vollen Bezügen Daumen. Gleichzeitig werden hausintern 600 Jobs angeboten, aber dafür "meldet sich niemand", so Telekom-Chef Hannes Ametsreiter. Auch an einem Wechsel in den Verwaltungsdienst der Polizei gebe es bisher eher wenig Interesse.

50 % der Kosten entfallen auf das Personal, jährlich steigen die Ausgaben dafür um 20 bis 30 Mio. Euro, rechnete Ametsreiter vor. Von 2008 auf 2009 wurden 381 Mitarbeiter abgebaut, zu Jahresende 2009 zählte die Telekom samt mobilkom und deren Auslandsniederlassungen 16.573 Beschäftigte.

Marke mobilkom hat ausgedient

Im Festnetz waren 678 Posten verschwunden, bei der mobilkom in Österreich 1 Job. Im Ausland wurden hingegen 297 Arbeitsplätze aufgebaut. Durch die Fusion von Festnetz und Mobilfunk zu A1 Telekom Austria wird der Markenname mobilkom verschwinden. Die getrennte Markenstrategie Telekom Austria, A1 und Bob bleiben aber aufrecht.

Der Fokus liege heuer bei zwei Punkten: Marktanteile steigern und Kosten senken, betonte Ametsreiter. Für Sorgenfalten gebe es aber keinen Grund, es gebe "keinerlei Liquiditätsprobleme". Dementsprechend könne es sich die Telekom auch leisten, eine attraktive Dividende von 75 Cent je Aktie zahlen.

Ein Zukunftsmarkt sei die Abrechnung intelligenter Stromnetze, sogenannten Smart Grids. So prüft die Telekom gerade, Telefonzellen in Stromtankstellen für E-Autos umzuwandeln. Die Telekom hat noch rund 14.000 Telefonzellen in Betrieb. Ein weiterer künftiger Markt sei die Steuerung des eigenen Haushalts. Ametsreiter selbst steuert mit seinem Handy etwa die Heizung zu Hause.

Einladung an Mitbewerber

Für die Zukunft sieht Ametsreiter das Festnetz gut aufgestellt, denn die mobilen Internetnutzer würden bereits merken, dass durch den Boom bei UMTS-Datenkarten in den Abendstunden das Handynetz deutlich langsamer werde. Daran wird auch die nächste Mobilfunkgeneration LTE ("Long Term Evolution") nur bedingt was ändern, da es sich ja nur um eine Technik für die Luftschnittstelle handle und die Masten eine Kabelanbindung haben.

Und hier profitiert die Telekom vom Glasfaserausbau. Sollten die Mitbewerber im Mobilfunk künftig auch Festnetz für den extraschnellen Internetzugang wollen, seien sie eingeladen, die Infrastruktur der Telekom zu nutzen, so Ametsreiter.

Er ging auch noch einmal auf die vollständige Übernahme der weißrussischen Tochter Velcom ein, die bereits beim Abschluss des Deals 2007 vereinbart wurde. Demnach wurde 2007 eine Call-and-Put-Vereinbarung für den Kaufpreis der restlichen 30 % in Höhe von rund 300 Mio. Euro vereinbart, welche bereits seit 2007 in den Büchern berücksichtigt ist.

"Weiters kommt noch eine Performance-abhängige Kaufpreiskomponente von rund 290 Mio. Euro dazu, die ebenfalls schon in den Büchern berücksichtigt ist", erklärte Ametsreiter. Die Telekom hatte im Herbst 2007 70 Prozent des Mobilfunkers erworben und dafür 730 Mio. Euro bezahlt. Abgegeben werden die Anteile von zwei guten Bekannten der Telekom, dem österreichischen Industriellen Martin Schlaff und dem syrischen Geschäftsmann Ead Samawi, von denen beide 15 % halten.

"Call Center-Jobs für Techniker sind keine Lösung"

Die Personalvertretung der Telekom Austria hat reagiert: "Dass der Vorstand jetzt auch noch beklagt, dass sich die Mitarbeiter nicht auf offene Posten bewerben würden, ist die Höhe. Das Management hat Bewerbungen von freigestellten Kollegen nachweislich ignoriert. Zum Teil haben die Mitarbeiter nicht einmal eine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten", so der Vorsitzende der Personalvertretung, Markus Hinker.

Die Personalvertretung hat die vom Vorstand als "Passivierung" bezeichneten Freistellungen von Beginn an verurteilt und verlangt seither konsequent, dass das Unternehmen das bestehende Know-How der Kollegen nützt. "Mittlerweile muss sie angesichts der vielen ausgelagerten Tätigkeiten und der zahlreichen Überstunden, die sich inzwischen in der Technik anhäufen, nicht einmal mehr neue Geschäftsfelder erschließen", betont Hinker.

Jetzt auch noch Technikern vorzuwerfen, dass sie sich nicht ins Call Center setzen, ist für den Personalvertreter "das Gegenteil von einer Lösung". Damit wäre weder dem Mitarbeiter noch den Kunden gedient, weil gutes Kundenservice völlig andere Qualifikationen erfordert.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.