Energie

Gewessler: Anteil von russischem Gas "nach wie vor zu hoch"

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Im Juli stammten zwei Drittel der Gaseinfuhren aus Russland - Energieministerium: Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 möglich

Mit seinem "Blutgeld"-Sager und seiner unverblümten Kritik an Österreichs Gasimporten aus Russland hat der Vertreter der EU-Kommission in Wien, Martin Selmayr, viel diplomatischen Staub aufgewirbelt - dabei ging es aber vor allem um seine Wortwahl, weniger um den Inhalt seiner Kritik. Die Gaseinfuhren aus Russland seien "natürlich nach wie vor zu hoch", heißt es auch aus dem Energieministerium von Ministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Tatsächlich deckt Österreich nämlich noch immer einen Großteil seines Gasbedarfs mit Importen aus Russland. Sie machten im Juli zwei Drittel der österreichischen Gasimporte aus."Das ist natürlich nach wie vor zu hoch und finanziert den russischen Angriffskrieg", heißt es dazu aus dem Energieministerium. Allerdings habe man die Abhängigkeit von russischem Gas bereits deutlich zurückgefahren. "Vor Beginn des russischen Krieges in der Ukraine betrug die Abhängigkeit von russischen Gasversorgern etwa 80 Prozent. Im Zuge der Energiekrise konnte Österreich durch umfassende Bemühungen der Regierung die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen bereits stark reduzieren. Von August 2022 bis Juli 2023 betrug der Anteil der russischen Pipelinelieferungen an den österreichischen Gasimporten im Schnitt 50 Prozent", so das Ministerium.

Der Anteil könne monatlich stark schwanken. Zuletzt, im Juli 2023, habe er 66 Prozent betragen. Der Ausstieg aus russischem Gas habe bei der Herstellung von Energiesicherheit in Österreich oberste Priorität und könnte bis 2027 geschafft werden, meint man im Energieministerium. Dazu soll auch die Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG) beitragen, mit Anreizen, nicht-russisches Gas einzuspeichern. Sie ist derzeit in parlamentarischer Behandlung und benötigt eine Verfassungsmehrheit.

Auch E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch betonte in der ZiB2 am Donnerstag, dass Österreich den Anteil von russischem Gas bereits von 80 auf etwa 55 Prozent reduziert habe. Gleichzeitig verwies er aber auf die Notwendigkeit der Diversifizierung von Energiequellen, der Reduktion des Gasverbrauchs und Investitionen in die Leitungsinfrastruktur.

Falls die Ukraine ihre Ankündigung wahr macht, ab 2024 kein Gas über ihr Gebiet nach Österreich und Europa durchzulassen, erwartet Urbantschitsch zwar höhere Preise, aber keine "Preisspitzen" wie im vergangenen Jahr.

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