Einbruch

Euro weiter auf Crash-Kurs

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Kein Ende der Talfahrt des Euro. Am Freitag fiel die Europa-Währung auf ihren tiefsten Stand seit 18 Monaten. Sie war zeitweise nur mehr 1,24 Dollar wert.

Selbst der Guru der Spekulanten, die US-Investoren-Legende Jim Rogers, konnte dem Euro gestern nicht helfen. In einem Online-Interview sagte Rogers gestern auf die Frage, wie er derzeit sein privates Geld investiert: „Ich setze auf den Euro! Wenn in einem Boot alle auf einer Seite sitzen, wird es Zeit, sich auf die andere Seite zu begeben.“ Trotz Rogers’ Tipp fiel der Euro gestern unter die psychologisch so wichtige „Schallmauer“ von 1,25 Dollar.

Euro verlor seit Beginn des Jahres über 12 Prozent

Kurz vor Mittag ratterte die EU-Währung erstmals auf 1,2413 Dollar hinunter – und damit auf den tiefsten Wert in zwei Jahren. Damit hat der Euro seit Jahresbeginn bereits 12,5% an Wert verloren. Alle Anzeichen sprechen dafür: Es geht weiter bergab. Gegen 22.00 Uhr notierte die europäische Gemeinschaftswährung in New York bei 1,2428 Dollar.

Mit ein Grund für das Anhalten der Euro-Talfahrt trotz des 750 Milliarden Euro schweren Rettungs-Paketes der EU-Finanzminister war ein Interview des Chefs der Deutschen Bank, Josef Ackermann, im ZDF: „Ob Griechenland derzeit wirklich in der Lage ist, die Kredite in angemessener Zeit zurückzuzahlen, das wage ich zu bezweifeln“, sagte Ackermann offenherzig – und schickte den Euro weiter auf Talfahrt.

Während der Euro weiter abstürzt, findet eine regelrechte Flucht in das stabile Edelmetall Gold statt. Gestern überschritt der Preis für eine Feinunze Gold erstmals die Rekordmarke von 1.000 Euro. Auch der Schweizer Franken verzeichnete ein Jahres-Hoch.

Regierung: Der schwache Euro kurbelt Wirtschaft an

Österreichs Regierungs-Spitze ist über den Wertverfall des Euro noch nicht dramatisch besorgt. Wirtschaftsminister Mitterlehner sieht die Euro-Krise sogar mit einem lachenden Auge: „Auch wenn die Schuldenkrise Griechenlands für Europa bedrohliche Ausmaße angenommen hat, sehe ich den schwächeren Euro positiv“, sagt Mitterlehner: „Der schwächere Euro wird unserer Exportwirtschaft zusätzlichen Rückenwind verleihen.“

Laut Mitterlehner geht es mit der Wirtschaft wieder aufwärts: „Die Stimmung ist besser als die Zahlen – der Konjunktur-Indikator ist im April mit 2,2 auf den höchsten Wert gestiegen.“

Auch Finanzminister Pröll zeigte sich gestern im großen ÖSTERREICH-Interview zuversichtlich: „Ich bin Optimist. Die ärgste Phase der Krise ist überstanden .“ Pröll will nächste Woche in einer eigenen Task-Force der EU-Finanzminister den Spekulanten das Handwerk legen, die den Euro derzeit unter Druck bringen.

Einer der führenden Spekulanten, der österreichische Vermögensberater Thomas Bachheimer, der in Zürich als Währungs- und Rohstoff-Experte gegen den Euro wettet, prophezeite gestern in einem APA-Interview bereits den Untergang: „Das europäische Währungssystem hält in der bestehenden Form ganz sicher keine 24 Monate mehr.“

ÖSTERREICH: Warum hat den EU-Chefs der Mut gefehlt, Griechenland in den Konkurs zu schicken?
Josef PRÖLL: Weil das kein Mut gewesen wäre, sondern Selbstmord. Wenn wir Griechenland in Konkurs schicken, gehen wir mit. Sie können Griechenland nicht von Europa und vom Euro entkoppeln, die Wirtschaft ist viel zu sehr verwoben.

ÖSTERREICH: Aber 2,3 Milliarden Kredit sind weg.
PRÖLL: Wäre Griechenland in Konkurs gegangen, wären in Österreich von einem Tag auf den anderen 5 Milliarden Euro verloren gewesen, das wäre eine Katastrophe für die Banken und auch fürs Budget gewesen. Jetzt geben wir Griechenland 2,3 Milliarden Kredit, die im Budget nicht wirksam sind, Griechenland wird stabilisiert – und wird das Geld mit höheren Zinsen zurückzahlen.

ÖSTERREICH: Aber der Euro fällt nach der Griechen-Hilfe und dem 750-Milliarden-Rettungspaket noch immer.
PRÖLL: Es ist nicht die Frage, ob der Euro ein wenig fällt – das hilft sogar unseren Exporten und ist im Vergleich keine Katastrophe. Bei dem Rettungspaket ging es darum, einen Staatsbankrott abzuwenden, das ist gelungen. Es ging auch darum, einen Dominoeffekt auf andere Länder zu verhindern, das ist gelungen.

ÖSTERREICH: Sie sind Optimist, die Krise ist vorbei?
PRÖLL: Wir haben die Finanzkrise überstanden, wir haben gegen die Wirtschaftskrise erfolgreich gegengesteuert, wir kämpfen jetzt gegen die Budgetkrise.Ich bin optimistisch, dass wir über den Berg kommen, weil wir die richtigen Maßnahmen gegen die Krise gesetzt haben.

ÖSTERREICH: Warum wird nichts mehr gegen die Spekulanten getan?
PRÖLL: Ich werde ab 21. Mai bei der Task-Force der Finanzminister darauf dringen, dass wir den Spekulanten ganz massiv in die Parade fahren. Ich will, dass wir Leerverkäufe angehen oder Credit Default Swaps auf Staatsanleihen, also den Kern der Spekulation europaweit verbieten.

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