Experten fehlt Konzept im Kyoto-Prozess

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Die Kyoto-Vereinbarung zum Klimaschutz war aufgrund von konzeptionellen Fehlern von Anfang an zur Erfolglosigkeit verurteilt, und in die nächste Weltklima-Konferenz von Kopenhagen im Dezember sollte man auch keine allzu großen Hoffnung haben. Diese Ansicht vertrat am 17. September bei der Verbund-Tagung "energy2020" in Fuschl in Salzburg der Energieexperte Dieter Helm von der britischen University of Oxford.

"Kyoto hat nichts gebracht" und manches bei der Entwicklung der Treibhausgasemissionen sogar verschlechtert als es ohne diesen Pakt der Fall gewesen wäre. Kardinalfehler sei gewesen, dass die Vereinbarung von 1997 auf die Erzeugung abgestellt habe und nicht auf den Verbrauch. Ohne ein Abbremsen des Wirtschaftswachstums werde eine Eindämmung der CO2-Emissionen aber nicht gelingen. Notwendig sei ein nachhaltiger Ressourcenverbrauch und ein nachhaltiges Wachstum - auch wenn dies voraussichtlich den Lebensstandard um mindestens 20 Prozent senken wird, wie der Professor für Energie und Wirtschaft meinte.

20-20-20 bringt nichts

Ebenfalls kein gutes Haar ließ der Experten an den 20-20-20-Zielen der EU bis zum Jahr 2020. Die Absicht etwa, bis dahin 20 Prozent der Gesamtenergie aus erneuerbaren Quellen zu rekrutieren, sei irrational und unglaubwürdig, außerdem sei der gesamte Zeitplan zu knapp bemessen. Bei den Zielen habe es sich lediglich um einen politischen "spin" bar jeder ökonomischen Machbarkeit gehandelt, so Helm.

Die Erwartungen für das Kopenhagen-Treffen im Dezember sollten nicht zu hoch angesetzt werden, warnte der Fachmann mit ostdeutschen Wurzeln. Grundsätzlich seien die Bemühungen um ein neues Klimaschutz-Abkommen jedoch positiv. Nehme man das Thema ernst, so müssten "harte, teure und schwierige" Maßnahmen beschlossen werden. Bei den Forderungen der wohlhabenden Industrieländer gegenüber China und Indien dürfe nicht vergessen werden, dass dort viele Güter für den Westen erzeugt werden -"die produzieren auch CO2 für uns", so Helm.

Rechnungshof

"Es ist unwahrscheinlich, dass das Kyoto-Ziel mit den nationalen Maßnahmenpaketen der Klimastrategie erreicht werden kann", lautete auch das Resümee der Rechnungshofs-Sitzung vom 17. September. Selbst bei maximaler Ausnutzung der international zur Verfügung stehenden flexiblen Mechanismen seien wesentlich stärker und schneller wirksame sektorale Maßnahmen im Inland zur Reduktion der Treibhausgasemissionen notwendig, heißt es ind er Zusammenfassung. Für die möglichen finanziellen Belastungen bei Verfehlung des Kyoto-Ziels seien zudem keine Vorsorgen getroffen worden.

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