Absatzplus

Fernwärme 2010 mit kräftigen Zuwächsen

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Mehr als ein Fünftel der Haushalte wird mit Fernwärme versorgt.

Fernwärme - und zunehmend auch Fernkälte - weisen in Österreich kräftige Zuwachsraten auf. Etwas mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der heimischen Haushalte wird bereits mit Nah- oder Fernwärme versorgt. 2010 waren es 758.100 Wohneinheiten, ein Plus von 6,4 Prozent gegenüber 2009, geht aus Daten des Fachverbands Gas Wärme hervor. Die deutlich kältere Witterung und die gute Konjunktur brachten im Vorjahr auch ein kräftiges Absatzplus. Bei der Fernwärme-Förderung erwartet die Branche nun für heuer erste Zusagen.

Kälter als 2009
2010 war es in Österreich im Durchschnitt um 13,4 Prozent kälter als 2009 und um 4,8 Prozent kälter als im 30-jährigen Durchschnitt. Allein in den Hochwintermonaten Jänner, Februar und Dezember sei der Heizenergiebedarf um 6,5 Prozent über dem Niveau von 2009 gelegen, so der Fachverband.

Kräftiger Anstieg
Die an Endkunden gelieferte Fern- und Nahwärme stieg um 11 Prozent auf rund 14.400 Gigawattstunden (GWh). Der Anschlusswert erhöhte sich um rund 300 MW auf rund 8.200 MW - trotz kontinuierlichem Rückgang des individuellen Wärmebedarfs durch Dämmungsmaßnahmen, wie der Fachverband betont. Die eigene Erzeugung der Wärmeversorger stieg um 7,4 Prozent, der Bezug von Dritten (Abwärme von Industrieunternehmen) um rund 31 Prozent. Bei Fernkälte, die vor allem in Wien und Linz angeboten wird, gab es einen Anstieg auf 60 GWh, nach 25 GWh im Jahr 2009.

Der Preis für Fernwärme stieg laut Fachverband im Zwölf-Monats-Vergleich (Dezember 2010 - Dezember 2009) um durchschnittlich 0,5 Prozent. Heuer haben einzelne Fernwärme-Unternehmen wie berichtet bereits Preiserhöhungen angekündigt. So müssen etwa Kunden der Linz AG seit Juni um durchschnittlich 6,26 Prozent mehr bezahlen, die Energie Graz hat den Preis um durchschnittlich 4,6 Prozent angehoben.

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Ausau schreitet voran
Der Ausbau der Fernwärme geht kontinuierlich voran. Im Jahr 1980 waren gerade einmal 83.000 Wohnungen mit Fernwärme versorgt, 2000 waren es 477.400 Wohneinheiten und im Vorjahr rund 758.100. Eingesetzt wird Fernwärme vor allem in Ballungsräumen. Bei Gebäuden mit 20 und mehr Wohnungen liege der Fernwärmeanteil bereits bei 45 Prozent, so der Fachverband. Das Fernwärmenetz sei bereits mehr als 4.100 Kilometer lang.

Immer wieder betont wird auch die Umweltfreundlichkeit der Fernwärme. Etwas mehr als 72 Prozent der Erzeugung stammten im Vorjahr aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Der Anteil der erneuerbaren Energien (Müll sowie biogene und sonstige Brennstoffe) lag 2010 bei 17 Prozent. Der Großteil stammt aber mit 65 Prozent aus Erdgas. Kohle hat nur mehr einen Anteil von rund 11 Prozent. Damit seien im Vorjahr mehr als 80 der Nah- und Fernwärme mittels CO2-neutraler oder CO2-armer Primärenergieträger erzeugt worden.

Förderkosten
Die Förderkosten zur CO2-Reduktion seien im Vergleich mit anderen Energieträgern gering, so der Fachverband: Für Fernwärme seien für die Vermeidung einer Tonne CO2 rund 25 Euro an Fördermitteln notwendig. Beim Ökostrom seien es bei Windkraft beispielsweise laut E-Control-Daten 53 bis 64 Euro pro Tonne, bei Biomasse 180 Euro pro Tonne. Würden die mit Fernwärme versorgten Wohnungen und Betriebe konventionell beheizt, so gäbe es in Österreich pro Jahr rund 3,1 Mio. Tonnen mehr an CO2-Emissionen.

Verwiesen wird auch auf die positiven volkswirtschaftlichen Effekte der Förderung, die im Wärme- und Kälteleitungsgesetz 2008 mit bis zu 60 Mio. Euro pro Jahr vorgesehen ist. So würden laut einer Studie der österreichischen Energieagentur im Auftrag des Fachverbandes dadurch Investitionen bis zum Jahr 2020 von mehr als 1,5 Mrd. Euro ausgelöst werden. Das bedeute 1.600 Arbeitsplätze und eine inländische Wertschöpfung von mehr als 1,2 Mrd. Euro.

Enormer Rückstau
Geflossen sind bisher aus dem Wärme- und Kälteleitungsgesetz 2009 keine Gelder. Für 2010 sind 10 Mio. Euro budgetiert, für heuer 20 Mio. Euro. Heuer könnte es nun erste Zusagen geben, so Fachverbands-Bereichssprecher Wärme und Energie-AG-Vorstand Roland Pumberger. Der Rückstau sei enorm, und wenn die Höhe der Dotierungen auf derzeitigem Stand bleibe, würden heute eingereichte Projekte frühestens in zehn Jahren an der Reihe sein.

Bei der Förderstelle AWISTA seien derzeit Projekte mit einem benötigten Fördervolumen von cirka 250 Mio. Euro eingereicht. Die volle Dotierung von 60 Mio. Euro pro Jahr wäre somit zumindest für die nächsten fünf Jahre notwendig, allein um den Rückstau abzuarbeiten.

Bis dato sei jedenfalls noch kein Förderbescheid ausgestellt. Die Förderrichtlinien gebe es seit dem heurigen März. An den Anträgen werde gearbeitet, die Projekte sollten umgehend dem zuständigen Beirat zur Freigabe vorgelegt werden, so dass der Wirtschaftsminister anschließend die Auszahlung genehmigen könne.

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