Dubai-Schockwelle an Finanzmärkten

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Die Zahlungsprobleme des einst boomenden Golfemirats Dubai haben am Freitag die Finanzmärkte weltweit in Atem gehalten. Die Schockwelle über die Bitte der staatlichen Investmentfirma Dubai World um einen Zahlungsaufschub bis Mai hatte in der Nacht auf Freitag vor allem an den Aktienmärkten in Asien Erschütterungen ausgelöst. Die Europäer nahmen die Nachrichten heute gelassener auf, der Druck ließ im Verlauf des Tages teilweise schon wieder nach. Die Börsianer warten nun gespannt, wie die US-Investoren reagieren werden.

In Tokio brach der Nikkei-Index bis Handelsschluss um 3,2 % auf 9.081,52 Punkte ein. Verschärft wird die Situation für die japanische Wirtschaft durch den schwachen Dollar. Der Kurs der US-Währung sank gegenüber dem Yen zum zweiten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren. Die Dollarschwäche drückt die Erlöse der japanischen Exportindustrie. In Hongkong verlor der Hang Seng 4,8 %; der wichtigste Index in Südkorea sackte 4,7 % ab. In Shanghai lagen die Aktienkurse 2,4 % niedriger.

An Europas Aktienmärkten zeigten sich viele Marktteilnehmer nach dem Kursrutsch am Vortag wieder gelassener: Die Aktienindizes in Frankfurt, London und Paris lagen am Mittag nur noch leicht im Minus. "Der Markt hat überreagiert", sagte der Händler David Thebault von Global Equities. "Das könnte sich als die letzte Einstiegsgelegenheit in diesem Jahr herausstellen".

Allerdings hängt es Börsianern zufolge davon ab, wie die US-Investoren auf die Nachrichten reagieren. Die Futures der wichtigsten US-Indizes deuteten gegen Mittag auf einen Abschlag von bis zu 3 % zur Börseneröffnung hin. US-Anleger hatten bisher wegen des Feiertages Thanksgiving am Donnerstag keine Gelegenheit zu reagieren, und auch am Freitag dürften viele Händler in New York nicht an ihren Arbeitsplätzen sitzen. "Aussagekräftig wird wohl erst der Montag werden", sagte ein deutscher Börsianer.

Der mit etwa 60 Mrd. Dollar verschuldete Staatsfonds Dubai World hatte am Mittwoch seine Gläubiger um einen mindestens sechsmonatigen Zahlungsaufschub gebeten und damit die internationalen Finanzmärkte geschockt. Bei den Investoren löste die Nachricht Besorgnis vor einem möglichen Übergreifen der Finanznöte auf andere Golfstaaten aus.

Der Vorsitzende des Obersten Finanzkomitees von Dubai, Scheich Ahmed bin Said Al Maktum, bemühe sich am späten Donnerstagabend um eine Glättung der Wogen. Die Bitte um einen Zahlungsaufschub für Dubai World sei "wohlüberlegt" gewesen. Die Regierung leite die Restrukturierung des Staatsunternehmens "in voller Kenntnis der Marktreaktion".

Der Scheich, ein Mitglied der Herrscherfamilie und Chef der erfolgreichen Fluggesellschaft Emirates, bestritt, dass Dubai sich in guten Zeiten übernommen habe, bevor vor einem Jahr der Strudel der Finanzmarktkrise auch sein Land erfasste. Das beispiellose Wachstum in den vergangenen zehn Jahren habe "das Fundament für eine breit aufgestellte nachhaltige Wirtschaft gelegt", sagte Scheich Ahmed.

In Finanzkreisen in Frankfurt am Main hieß es, die Verbindlichkeiten von Dubai lägen offenbar in erster Linie bei Banken im arabischen Raum. Deutsche und europäische Finanzinstitute seien nicht oder vergleichsweise wenig betroffen. So schätzen Analysten von Goldman Sachs die Außenstände von HSBC in Dubai auf 611 Mio. Dollar, diejenigen von Standard Chartered auf 177 Mio. Dollar. Die Regierung von Südkorea schätzt das Engagement der koreanischen Geldhäuser in dem Emirat auf insgesamt nur 88 Mio. Dollar.

Auch beim Ölpreis führte die Krise in Dubai zu einem Einbruch von zeitweise 6 Prozent. Gegen Mittag lag der Preis für ein Barrel Rohöl bei 73,95 Dollar, 4,01 Dollar weniger als am Donnerstag. "Hauptfaktor für diesen Sturz sind offenbar die Ereignisse in Dubai", sagte der Ölpreisexperte der Beratungsfirma Fat Prophets in Sydney, Nick Raffan. "Die Leute bewerten auf einmal ihre Risikobereitschaft neu."

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