Griechisches "Ja" zum Sparpaket treibt Märkte an.
Nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zu dem Spar- und Reformpaket der internationalen Geldgeber haben die europäischen Leitbörsen ihre Kursgewinne am Donnerstag im Mittagshandel weiter ausgebaut. Der 50 führende Unternehmen der Eurozone umfassende Euro-Stoxx-50 gewann deutlich um 52,03 Einheiten oder 1,44 Prozent auf 3.675,90 Punkte.
Der DAX in Frankfurt notierte gegen 12.15 Uhr mit 11.711,54 Punkten und plus 171,88 Einheiten oder 1,49 Prozent. Der FTSE-100 der Börse London erhöhte sich um vergleichsweise moderate 35,78 Zähler oder 0,53 Prozent und steht nun bei 6.789,53 Stellen.
In der Nacht auf Donnerstag haben von den insgesamt 300 Athener Abgeordneten im Parlament 229 für die von den Gläubigern geforderten Spar- und Reformmaßnahmen gestimmt. Damit legte Griechenland den Grundstein für ein drittes Hilfsprogramm seiner Geldgeber, sagte ein Marktanalyst. Bei dem Votum war Regierungschef Alexis Tsipras jedoch auf Stimmen der Opposition angewiesen: 64 Parlamentarier votierten gegen die Auflagen der Gläubiger, davon waren laut griechischen Medienberichten 32 Abgeordnete von Tsipras Syriza-Partei.
Zudem kam Unterstützung von positiven Vorgaben aus Übersee. Rege Aufmerksamkeit wird im weiteren Tagesverlauf vor allem der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der anschließenden Rede des EZB-Chefs Mario Draghi zukommen. Bankexperten rechnen damit, dass Draghi hinsichtlich der Griechenland-Krise über potenzielle Ansteckungsgefahren für andere Euroländer sprechen wird.
Im Euro-Stoxx-50 gab es keine Kursverlierer. Zu den größten Kursgewinnern zählten Autowerte. Diese profitierten von erfreulichen Daten zu den Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union. Im Juni sind in der EU die Zulassungen um 14,6 Prozent auf 1,36 Millionen gestiegen, teilte der Herstellerverband ACEA mit. Das war der stärkste monatliche Zuwachs seit fünfeinhalb Jahren. Damit ist die Branche auf dem besten Weg, ihr erst kürzlich höhergestecktes Jahresziel von 13 Millionen zu erreichen. Im Mittagshandel zogen Volkswagen um 2,45 Prozent an, BMW stiegen um 2,38 Prozent und Daimler notierten um 2,32 Prozent höher.
Daneben tendierten einige Bankwerte im Plus, insbesondere Deutsche Bank (plus 1,88 Prozent) und BNP Paribas (plus 2,26 Prozent) waren gesucht. Heute Nachmittag werden aus den USA die Zahlen der US-Großbank Goldman Sachs erwartet. Am gestrigen Mittwoch konnte bereits die Bank of America die US-Anleger mit ihren Quartalsergebnissen überzeugen.
Zahlen kamen in Europa unter anderem von Carrefour. Ein schwächeres Wachstum auf dem Heimatmarkt Frankreich macht dem Einzelhandelskonzern zu schaffen. Das Unternehmen setzte im zweiten Quartal Waren im Wert von 21,369 Mrd. Euro ab. Bereinigt um Treibstoff- und Währungseffekte sind das 2,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Damit fällt das Wachstum geringer aus als zum Jahresauftakt. Die Titel kletterten um nahezu zwei Prozent nach oben.
Indessen setzen die niedrigen Rohstoffpreise dem Bergbaukonzern Anglo American weiter zu. Das Unternehmen kündigte Abschreibungen in Höhe von drei bis vier Milliarden US-Dollar auf ein großes Eisenerzprojekt in Brasilien und Kohleminen in Australien an. In London fielen die Papiere um 0,11 Prozent.