Fusionen und Übernahmen 2009 auf Fünfjahrestief

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Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Übernahme-Eifer der Unternehmen im zu Ende gehenden Jahr stark gebremst. Thomson Reuters errechnete einen Wert von 1,97 Billionen Dollar - im Vergleich zu 2007 ist das ein Rückgang um mehr als die Hälfte, aber auch ein Drittel weniger als 2008. Die größte Übernahme war der 64,5 Mrd. Dollar schwere Kauf von Wyeth durch den Pharmariesen Pfizer.

Die erfolgreichste Investmentbank war im zu Ende gehenden Jahr erstmals seit 1996 Morgan Stanley. Sie war an 7 der 10 größten Übernahmen beteiligt und schob sich, gemessen am Wert der betreuten Transaktionen, vom 5. auf den 1. Platz. Die US-Bank löste damit den Seriensieger der vergangenen 12 Jahre, den Erzrivalen Goldman Sachs, ab. Die Deutsche Bank fiel von Platz 7 auf 9 zurück, in Europa von vier auf fünf. Credit Suisse und UBS lagen weltweit unmittelbar hinter den großen 5 aus den USA.

In Europa hielten sich Unternehmen und Finanzinvestoren mit dem Kauf von Firmen besonders stark zurück: Hier schrumpfte das Volumen im Vorjahresvergleich um 54 %. Weltweit fielen vor allem die in den Jahren zuvor besonders aktiven Beteiligungsfirmen als Käufer aus: Sie gaben mit 130 Mrd. Dollar 45 % weniger aus, so wenig wie zuletzt 2002. Der größte Deal war die mit 11 Mrd. Dollar bewertete Übernahme des Autozulieferers Delphi durch die eigenen Gläubiger - ein Zeichen der Krise.

Diese bekamen 2009 auch die Investmentbanken zu spüren, für die die Beratung und Finanzierung bei Fusionen das lukrativste Betätigungsfeld ist. Ihre Einnahmen aus dem Investmentbanking schrumpften nach Berechnungen von Thomson Reuters um 7 % auf 69,5 Mrd. Dollar. Erstmals seit 6 Jahren waren Fusionen und Übernahmen nicht der größte Ergebnisbringer die Investmentbanker. Weniger hatten sie zuletzt 2004 eingenommen. Mit den boomenden Anleihen und dem anziehenden Geschäft mit Kapitalerhöhungen konnten sie die wegbrechenden Fusionen nur zum Teil wettmachen.

Erstmals summierten sich Unternehmensanleihen in diesem Jahr auf mehr als 1 Billion Dollar. Ein Drittel der 1,02 Billionen hatten die Firmen schon im ersten Quartal aufgesogen. Im Herbst zog sogar der in der Krise zusammengebrochene Markt für riskante Hochzinsanleihen an: 2009 wurden davon 53 Mrd. Dollar bei Investoren untergebracht, 4 x so viel wie im vergangenen Jahr. 845 Mrd. Dollar wurden seit Oktober 2008 mit Hilfe staatlicher Garantien platziert, vor allem in den USA.

Auch in Deutschland setzte sich Morgan Stanley an die Spitze des M&A-Rankings und tauschte den Platz mit der Deutschen Bank, die auf Rang vier zurückfiel. Beide waren ebenso wie Goldman bei der mit Abstand größten Übernahme des Jahres mit von der Partie: der Übernahme von Porsche durch VW mit dem Einstieg des Scheichtums Katar bei dem Autohersteller. Insgesamt war das Geschäft mit Übernahmen mit 79,9 Mrd. Dollar auch hierzulande so ruhig wie seit 2004 nicht mehr.

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