Zum Schutz der Großbank übernahm die Schweizer Nationalbank (SNB) gewaltige Mengen fauler Papiere. Immer noch stehen Milliarden am Spiel.
Als Bund und Nationalbank am 16. Oktober 2008 die Rettung der UBS bekanntgaben, war von bis zu 60 Mrd. Dollar (40,8 Mrd. Euro) an solchen Giftpapieren die Rede, die bei der SNB gebunkert werden sollten.
"Wir sind da für die Ewigkeit", sagte damals SNB-Chef Jean-Pierre Roth. Im Keller der SNB würden die Papiere weniger Schaden anrichten als bei der UBS, wo sie Quartal für Quartal die Bilanz zerrüttet hätten. Um der "Bad Bank" mit dem Namen StabFund (für "Stability") einen Eigenkapitalpuffer zu geben, musste der Bund für die ausgeblutete UBS 6 Mrd. Schweizer Franken (3,96 Mrd. Euro) zur Verfügung stellen. Dem Parlament blieb nur, dies im Nachhinein abzusegnen.
Too big to fail
Der Schweizer Bundesrat hatte die Aktion in Eigenregie beschlossen: Zu viel hing und hängt in der Schweiz von der UBS ab. So war ein Satz in aller Munde: "Too big zu fail." Die UBS sei zu groß um zu scheitern.
Am 10. Februar 2009 gab die UBS - zusammen mit ihrem Rekordjahresverlust von über 20 Mrd. Franken - bekannt, dass sie einen Teil der Papiere behalten wolle. Bis zum Ende des ersten Quartals 2009 gingen so 38,7 Mrd. Dollar an Papieren, deren Wert von unabhängigen Gutachtern in einem komplizierten Verfahren festgelegt wurde, unter die Obhut des StabFund.
Die Staatsintervention ist für die UBS letztlich ein Klotz am Bein. Anders formuliert: Bei der Konkurrenz Credit Suisse (CS) beglückwünschen sich die Banker, dass bei ihnen der Schweizer Staat nicht eingreifen musste. Die CS holte sich stattdessen Kapitalhilfe aus dem Ölscheichtum Katar.
Politiker wollten nun der UBS fast alles vorschreiben: Der 16. Oktober rechtfertige Lohndeckel, Boni-Verzicht, veränderte Eigenkapitalvorschriften oder gar die Aufspaltung der Bank. In der Politik spiegelte sich eine aufgewühlte Volksseele, der sauer aufstieß, das dem bestverdienenden Teil der Bevölkerung dermaßen geholfen wurde.
SP-Präsident Christian Levrat und der frühere SVP-Bundesrat Christoph Blocher, ehemaliger Verwaltungsrat der UBS-Vorgängerin SBG, reichten sich gar die Hand: Die Großbank müsse aufgeteilt werden, um nicht wieder eine Gefahr für die ganze Volkswirtschaft zu werden, forderten die beiden Erz-Kontrahenten einträchtig.
Staatliches Aktienpaket bereits aufgelöst
Den "Aktionär Schweiz" ist die UBS inzwischen wieder los: Mit der Auflösung seines Aktienpakets im August hat der Bund sogar 1,2 Mrd. Franken gewonnen. "Die Bank ist stabilisiert und die Schweiz hat zwei Prozent ihres Budgets verdient", sagte kürzlich UBS-Chef Oswald Grübel, der für seinen trockenen Humor bekannt ist.
Die UBS stehe in der "moralischen" Verantwortung, der SNB zumindest einen Teil der Giftpapiere wieder abzukaufen, findet Grübel, der im Februar die Führung des schlingernden Konzerns übernommen hat. Die SNB und die Finanzaufsicht FINMA sind aber derzeit dagegen: Als zu groß beurteilen sie die Gefahr, dass die UBS erneut in Schieflage geraten könnte.
Im Moment hütet der StabFund noch UBS-Papiere für etwa 25,5 Mrd. Dollar. Ein Teil dieser komplexen Finanzprodukte, mit deren sorglosem Umgang die globale Krise losgetreten worden war, gewinnen allmählich wieder an Wert. Der Markt hat im zweiten Quartal wieder an Boden gewonnen, und in den letzten Monaten gab es beträchtliche Kursanstiege.
Erkennbar sei das an den Risikoprämien (Credit Spreads) für diese risikoreichen Papiere, die in den letzten Monaten deutlich kleiner geworden seien, erklärt der St. Galler Bankenspezialist Manuel Ammann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Es sei denkbar, dass die SNB sogar Gewinn machen könnte, so wie der Bund Gewinn aus dem Verkauf seiner UBS-Aktien zog: "Hauptsächlich partizipiert die SNB an den steigenden Kursen dieser Aktiven", sagt Ammann.
Der StabFund wird wohl noch einige Jahre bestehen. Die Chance, dass er Gewinn oder Verlust macht, betrage je 50 %, sagte kürzlich SNB-Direktor Thomas Jordan. Als Sicherheit dient der SNB für den Verlustfall eine Option auf 100 Mio. UBS-Aktien.