1. Plattform für Privatkredite in Österreich

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bankless-life.at will - für 5 Euro Mitgliedsbeitrag im Monat - bessere Konditionen als Banken bieten.

Die Plattform wird vom erst vor 3 Monaten gegründeten Verein "Von Menschen für Menschen" - nicht zu verwechseln mit Karlheinz Böhms "Menschen für Menschen" - betrieben. Aufgrund der österreichischen Rechtslage können sich nur Vereinsmitglieder (derzeit 1.800) gegenseitig Geld leihen, erklärte Vereinsobmann Siegfried Fischer. Seit die Homepage vor 2 Wochen ans Netz ging, haben 20 Kreditgeber 11 Personen zusammen 50.000 Euro geliehen.

Das Prinzip ist einfach. Interessenten geben online bekannt, wofür sie wieviel Geld brauchen und schlagen Zinshöhe und Laufzeit vor. Im Normalfall wird ein "Wunschprojekt" von mehreren Personen finanziert, so Fischer. Im Schnitt zahle man über bankless-life.at 30-40 % weniger Zinsen als bei der Bank. Auch Geldgeber bekämen eine höhere Rendite.

Kreditnehmer und -geber kennen voneinander nur Nicknamen, Alter, Beruf und Bundesland. Alle Beteiligten unterschreiben aber einen Darlehensvertrag, um den sich ein Wirtschaftstreuhänder kümmert. Wer ins Geschäft kommen will, muss eine Haushaltsrechnung erstellen und dem Verein Lohnzettel und eine Ausweiskopie übermitteln. Mitglieder können sich über bankless-life.at nur Geld leihen, wenn die Kreditrate den monatlich frei verfügbaren Betrag nicht übersteigt.

Nach Mahnung kommt Inkassobüro

Die Plattform solle nicht Personen anlocken, die "sonst nirgends mehr Geld bekommen", meinte Fischer. Der Verein arbeite mit einer Wirtschaftsauskunftei zusammen, die die Bonität der Kreditnehmer prüft. Den Kreditgebern versichere der Verein, dass sie ihr Kapital zu 100 % zurückbekommen. Dafür werde von jedem Darlehen ein Teil einbehalten und in einen Pool gelegt, aus dem nicht beglichene Raten gezahlt werden. Säumigen Schuldnern wird nach einer Mahnung ein Inkassobüro geschickt.

Derzeit gibt es rund 20 Internetplattformen für Peer-to-Peer-Kredite, so Fischer. Die größte Site in Deutschland, smava.de, etwa hat seit ihrer Gründung im März 2007 Kredite mit einem Volumen von rund 16 Mio. Euro vermittelt. Derzeit sind rund 10.000 Anleger und 2.500 Kreditnehmer auf der Plattform aktiv. Die Geldsuchenden sind zu je 1/3 Privatpersonen, die sich etwa ein Auto kaufen wollen, Selbstständige und Personen, die umschulden müssen.

Die Krise merkt smava "deutlich". Seit Frühjahr 2009 seien die Anfragen um 30 % gestiegen. Smava ist im Gegensatz zu bankless-life nicht als Verein organisiert und kassiert bei einem 36-Monatskredit 2 % der Gesamtsumme, mindestens aber 40 Euro. Im Schnitt leihen sich Mitglieder 8.000 Euro. Der größte Kreditvermittlungsplatz der USA ist prosper.com. Die 2006 gegründete Plattform hat 870.000 Mitglieder und bereits 181 Mio. Dollar vermittelt.

Rechtlich bewegen sich Kreditvermittlungsplattformen oft in der Grauzone. In Österreich definiert das Bankwesengesetz das Kreditgeschäft als Sache von Banken. Wer gewerblich - also zumindest mehr als einmal - einen Kredit gewährt, braucht dafür eine Konzession. Auch die Vermittlung von Krediten ist an sich ein Bankgeschäft. Daneben gibt es aber einige Gewerbescheine, die zur Kreditvermittlung berechtigen. Ab wann der Geldverleih gewerblich ist, ist im Einzelfall zu prüfen.

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