Mehr Strafanzeigen

Wilderei in Österreich steigt massiv an

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Offenbar sind auch vermehrt skrupellose Trophäenjäger unterwegs.

Österreichweit sind nicht nur Strafverfahren und gerichtliche Verurteilungen wegen "Wildern" und "Schwarzfischen" gestiegen, sondern es treiben laut Abg. Johann Maier (S) auch immer mehr skrupellose Trophäenjäger ihr Unwesen. "Sie schneiden den Kopf des Tieres ab und lassen den Kadaver liegen. Das hat nichts mehr mit Sozialromantik und Ehrenkodex der Wilderer zu tun", wetterte Maier am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Salzburg. Er forderte von der Jägerschaft eine schärfere Vorgangsweise gegen Wilderer und regte eine rechtssoziologische Studie zur Motivforschung an.

Trophäenjäger
Kopfzerbrechen bereiten derzeit jene mutmaßlichen Serientäter, die im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld, in der Umgebung von Eisenstadt im Burgenland und im Kärntner Lavanttal auf Trophäen aus sind. Das Wild werde häufig mit Scheinwerfern geblendet und vom Auto aus meist mit einem Kleinkalibergewehr mit aufgesetzten Schalldämpfern erlegt. Besonders hinterhältig agierten in jüngster Zeit auch sogenannte "Schlingenleger". Die Trophäen würden meist nicht verkauft, sondern dienten zu Hause zur Dekoration. Über diese Personen sollte ein lebenslanger Ausschluss von der Jagd verhängt werden, forderte Maier.

Der Nationalratsabgeordnete präsentierte aktuelle Zahlen aus dem Justiz- und Innenministerium: Im Jahr 2009 wurden insgesamt 507 Strafanzeigen bei den Staatsanwaltschaften wegen Eingriffs in fremdes Jagd- oder fremdes Fischereirecht eingebracht, das bedeutet eine Zunahme um 131 gegenüber 2008 (376). In den Jahren 2000 bis 2009 gab es insgesamt 357 Gerichtsverfahren mit 120 rechtskräftigen Verurteilungen nach den Paragrafen 137 bis 140 des Strafgesetzbuches. Meist würden Geldstrafen verhängt, in wenigen Fällen bedingte Freiheitsstrafen. Trophäenjägern drohe nach Paragraf 138 zwar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren, eine unbedingte Verurteilung habe er aber nicht gefunden, sagte Maier.

Strafanzeigen
Die meisten Strafanzeigen gingen 2009 in Innsbruck (77), Salzburg (55), St. Pölten (52) und Wels (42) ein, 60 Prozent der Anzeigen betreffen Eingriffe in fremdes Jagdrecht. Die Anzahl der Verurteilungen ist nicht sehr hoch: 2009 liefen 43 Strafverfahren gegen 47 Beschuldigte (2008: 30/32), 16 rechtskräftige Verurteilungen wurden ausgesprochen (2008: 10). Gestiegen ist auch die Zahl der Diversionsangebote: 2009 waren es 58 gegenüber 50 im Jahr 2008. Der Anteil von Personen mit Jagdprüfung ist allerdings gering: 2009 wurden acht angezeigt (2008: zwölf), von 2000 bis 2009 betrafen die Anzeigen 124 in- und ausländische Jagdberechtigte. Im Vorjahr wurden 197 Tatverdächtige nach Paragraf 137 und 138 ermittelt, davon stammten 80 aus dem Ausland. Das "Ausländer-Wildererranking" führte übrigens Rumänien mit 18 an.

Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg haben sich die Anzeigen wegen Wilderei mit 55 gegenüber 24 im Jahr 2008 sogar mehr als verdoppelt, erklärte Maier. Im Österreichvergleich verbuchte das Bundesland mit zwölf Verfahren gegen 14 Personen auch die meisten Strafverfahren, rechtskräftig verurteilt wurden vier Personen. Drei erhielten eine bedingte Freiheitsstrafe, ein Verurteilter eine unbedingte Geldstrafe. Ein vermehrtes Auftreten von Wilderern und Trophäenjägern konnte der Geschäftsführer der Salzburger Jägerschaft, Josef Erber, allerdings nicht feststellen. Illegal gejagt werde seiner Ansicht nach aber nicht mehr wie früher, "um etwas zu essen zu haben", sondern "es ist der Reiz des Jagens".

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