Aus der Finanzkrise haben die internationalen Banken nach Ansicht des Industriellen und Ex-Finanzministers Hannes Androsch nicht wirklich gelernt. Die Wirtschaftskrise sei noch nicht vorbei. Im Herbst oder gegen Jahresende werde der Tiefpunkt erreicht, es gebe aber die Gefahr eines weiteren Rückschlages.
Für die Banken sei "Osteuropa noch nicht ausgestanden, die dort ausständigen hohen Kredite stellen ein beträchtliches Klumpenrisiko dar", sagte der Vize-Aufsichtsratschef der "Banken-ÖIAG" zu ÖSTERREICH.
Man habe nicht den Eindruck, dass die Banken ihre Lektion aus der Finanzkrise gelernt haben, sagte Androsch ein Jahr nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers: "Wir brauchen solide Banken, die sich mit ihrem Grundgeschäft beschäftigen. Was wir nicht brauchen, sind Institute, die in Casino-Manier hasardieren." In Österreich gebe es im Verhältnis zur Größe des Markts immer noch zu viele Banken und Filialen, so der Ex-CA-Generaldirektor (1981-88).
Da die Rezession noch nicht ausgestanden sei, "wäre es falsch, schon jetzt die Krücken in Form staatlicher Konjunkturprogramme wegzuwerfen". Dank massiver Rettungs- und Stabilisierungsprogramme habe eine Depression wie in den 30er Jahren verhindert werden können. Die Folgen der schweren Rezession "werden uns noch lang beschäftigen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt und beim Budget".