Autofahren ist von der Versicherungsseite her so günstig wie noch nie, sagt VAV-Chef Norbert Griesmayr. Und dies werde in nächster Zeit wohl auch so bleiben. Der Wettbewerb sei stark und die Konsumenten seien kritischer als früher, so Griesmayr. Die Kfz-Haftpflicht-Prämien sind demnach in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich nominell um 10 % gesunken, in der Kasko-Versicherung sind es 5-6 % gewesen.
Der Wettbewerb sei fundamental begründet, Autofahren sicherer geworden, die Schadenhäufigkeit gesunken. Dies stelle einen relativ stabilen Trend dar. Autofahrer, Autos und Straßen seien besser geworden. Allein in der Auto-Haftpflicht-Versicherung hat es - bei gestiegenem Verkehrsaufkommen - einen Rückgang der Schadensfälle innerhalb von 10 Jahren um 15 % von 635.000 im Jahr 1999 auf 542.000 im Jahr 2008 gegeben.
Seit 2005 sei es zu Preisreduktionen gekommen, dies sei fundamental gerechtfertigt. Im Vorjahr habe man in den Monaten mit negativer Inflation auch die Bestandsprämien senken müssen. Deflation habe in der Auto-Haftpflichtversicherung diese Auswirkung. Prämienanpassungen von bestehenden Verträgen dürfen in Österreich nur im Rahmen der Inflationsrate erfolgen.
Allerdings erhöhe sich der Schadenaufwand pro Fall, allein die Reparaturkosten stiegen jährlich zwischen 4 und 5 %. Hauptgründe dafür seien höhere Lohnkosten und kompliziertere Autos. Längerfristig dürfte der Trend zur günstigen Prämie aber nicht so wie bisher weitergehen: Denn wenn die Rückgänge bei der Schadenhäufigkeit zum Stoppen kommen, sei für die Auto-Versicherer Feuer am Dach.
Der VAV-Chef weist darauf hin, dass die Versicherungen für den Staat die Kfz-Steuer einheben, dies scheine dann auf der Rechnung ebenfalls auf. Die Versicherungsprämie mache aber oft nur gut 20 % der Gesamtsumme aus.
Ein Beispiel: Bei einem Auto mit einer Leistung von 100 kW beträgt bei der VAV die Haftpflicht-Prämie 161 Euro, inklusive der Versicherungssteuer sind es 179 Euro und inklusive der motorbezogenen Kfz-Steuer scheinen dann auf der Rechnung 680 Euro auf. Bei einer Leistung von 125 kW macht die Versicherungsprämie (inklusive 11 % Versicherungssteuer) 204 Euro aus, inklusive der Kfz-Steuer 864 Euro.
Eine mögliche Ausweitung der Bankenabgabe auf Versicherungen ist nach Ansicht Griesmayrs sachlich durch nichts gerechtfertigt. Die Versicherungen hätten sich auch in der Krise als "Hort der Stabilität" erwiesen.
"Mallorca-Polizzen" im Angebot
Die VAV bietet seit kurzem in der Autoversicherung, auf die rund 65 % ihres Geschäfts entfallen, sogenannte "Mallorca-Polizzen" an. Dabei gilt der Versicherungsschutz nicht nur für das eigene Auto, sondern auch für Fremdfahrzeuge, etwa für ein Mietauto im Ausland oder den Wagen des Schwiegervaters. In der Eigenheimversicherung will man künftig noch stärker differenzieren, in der Eigenheimversicherung etwa künftig nach Bezirken. Im neuen Produkt erhöht werden die Sturmschadenprämien, sodass die Versicherung insgesamt etwas teurer werde.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 habe man das Ziel, stärker als der Markt zu wachsen erreicht, so Griesmayr. Bei der Vertragszahl habe es ein Plus von mehr als 5 % gegeben, bei der verrechneten Prämie von 2,4 %. Das EGT sei wieder positiv. Damit schließe das wirtschaftliche Ergebnis 2009 wieder an die guten Jahre 2006 und 2007 an.
Im Jahr 2008 gab es bei der Österreich-Tochter der deutschen VHV Versicherung wegen Abschreibungen durch die Finanzkrise ein EGT-Minus von rund 1,5 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss war 2008 laut Geschäftsbericht mit 0,93 Mio. Euro im Plus. Die abgegrenzten Prämien lagen 2008 bei 78,7 Mio. Euro. Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) liegt brutto bei knapp über 100 %. Heuer laufe das Geschäft von den Umsätzen her bisher verhalten. Ertragsseitig sei man aber sehr zufrieden. Beschäftigt sind bei der VAV 150 Mitarbeiter. Der Vertrieb erfolgt über Makler und Agenten.