Banken bangen um Spanien, werden aber wohl nicht helfen

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Die Schuldenkrise in Spanien treibt den Managern in den Frankfurter Bankentürmen Sorgenfalten auf die Stirn. Sollten sich die Probleme des südeuropäischen Landes verschärfen, drohen den dort engagierten deutschen Institute gewaltige Belastungen. Aktiv beteiligen an der Krisenbekämpfung will sich die Branche aber nicht - nach den durchwachsenen Erfahrungen mit ihrem Hilfspaket für Griechenland hoffen die Banken alleine auf die Politik.

"Die Situation ist ziemlich dramatisch", sagt der Vorstand einer deutschen Bank. Viele Institute kauften keine spanischen Anleihen mehr. Womöglich müsse das Land deshalb schon bald den 750 Mrd. Euro schweren Rettungstopf von Euro-Ländern und IWF anzapfen.

Deutsche Banken stark in Spanien engagiert

"Für die deutschen Banken wäre eine Schieflage Spaniens dramatisch, da deren Engagement hoch ist", warnt der Vorstand. Nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatten deutsche Banken Ende des vergangenen Jahres 202 Mrd. Dollar (163 Mrd. Euro) Forderungen gegenüber spanischen Bürgern und Instituten.

"Deutsche Banken haben deshalb großes Interesse daran, dass Spanien nicht noch in größere Schwierigkeiten gerät", sagt Bankenprofessor Wolfgang Gerke. Wie die Ratingagentur Fitch sieht er die Lage in Spanien aber deutlich entspannter als die in Griechenland - erst am Donnerstag gelang es dem Land, 3,5 Mrd. Euro von Investoren einzusammeln. "Die Probleme am Immobilenmarkt hängen aber weiter wie ein Damoklesschwert über der spanischen Wirtschaft", warnt Gerke.

Trotz der enormen Bedeutung Spaniens gilt es als unwahrscheinlich, dass die deutschen Banken für das Land ein ähnliches Hilfspaket auflegen wie vor rund zwei Monaten für Griechenland. Damals war Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach Berlin gereist und hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble medienwirksam einen "spürbaren Beitrag" der Finanzwirtschaft zur Bekämpfung der Griechenlandkrise zugesagt. Unter anderem versprach Ackermann, dass Banken und Versicherer ihre bestehenden Kreditlinien an Griechenland aufrechterhalten und auslaufende Staatsanleihen verlängern.

Hilfe deutscher Banken für Spanien aber unwahrscheinlich

"Ich glaube nicht, dass sich die Banken von der Politik erneut vor den Karren spannen lassen", sagt Dieter Hein, Bankenexperte beim Analysehaus Fairesearch. Er kritisiert die Forderungen aus der Politik nach Hilfen als wenig stringent: "Auf der einen Seite sollen die Banken die Risiken in den Bilanzen abbauen, auf der anderen Seite Papiere von kriselnden Ländern kaufen - das widerspricht sich."

Zudem glauben Experten, viele Banken könnten sich Hilfszusage an Spanien schlicht nicht leisten. "Die privaten Institute und vor allem die Landesbanken könnten im Fall von Spanien keine Zusagen wie bei Griechenland machen, da das Volumen der Kredite dort deutlich höher ist", sagt Analyst Konrad Becker von Merck Finck.

Becker zweifelt zudem daran, ob Zusagen der Banken für kriselnde Euro-Länder juristisch bindend sind. "Wenn die Institute sie im Ernstfall nicht einhalten, würde lediglich ihr Image in der Öffentlichkeit leiden - und das Finanzministerium wäre vermutlich sehr verstimmt." Auch der Bankvorstand spricht von "mehreren Hintertürchen" bei der Hilfsverpflichtung für Griechenland. So müssten etwa nicht alle Anleihen über alle Laufzeiten hinweg verlängert werden, sondern nur bestimmte Papiere. "Eine solche Vereinbarung muss man nicht noch mal treffen."

Stattdessen spielt die Branche auf Zeit und hofft, dass die spanische Regierung die Probleme in den Griff bekommt - im Notfall mit Hilfen des neuen EU-Rettungsfonds. Sollte dies nicht gelingen, droht der Branche nach Einschätzung von Analyst Becker eine neue Krise. "Niemand kann ausschließen, dass in einem der Krisenstaaten irgendwann eine Umschuldung nötig ist." Für diesen Fall schwant dem Bankvorstand Böses: "Letztlich kommen sie dann um einen Forderungsverzicht nicht mehr umhin."

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