BAWAG schloss 2009 wieder mit Nettoverlust

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Hoffnungen, das Jahr 2009 mit Gewinn abschließen zu können, haben sich in der BAWAG PSK nicht erfüllt. Die hauptsächlich dem US-Fonds Cerberus gehörende Bank - die voriges Jahr Staatshilfe erhalten hat - meldete unterm Strich wieder rote Zahlen. Der Megaverlust von 2008 (547,5 Mio. Euro) wurde aber dennoch auf ein vergleichsweise kleines Defizit von 22,2 Mio. Euro reduziert.

BAWAG-Chef Byron Haynes gibt für heuer keinen konkreten Ausblick. Nur, dass die Bank 2010 mit Gewinn abschließen will. Das Jahr 2010 werde herausfordernd bleiben. 2009 habe es "signifikante" Fortschritte bei Profitabilität und Performance gegeben. Die Bank bekam Ende 2009 Staatskapital (PS), auch die Eigentümer schossen ein.

Die vorjährige Rezession und anhaltend schwache Konjunktur haben die Risikokosten steigen lassen. Die Margen waren unter Druck. Der Nettozinsertrag der BAWAG sank um 88 auf 546 Mio. Euro, was aber durch mehr Provisionsgeschäft und Finanzanlageprofite überkompensiert worden sei. Die Aufwendungen seien gesunken. Nach hohen Abschreibungen auf strukturierte Papiere und andere Wertpapiere im Jahr 2008 gab es 2009 daraus Buchgewinne und Aufwertungsgewinne in dreistelliger Millionenhöhe.

Unveränderte Bilanzsumme

Somit habe man bei praktisch unveränderter Bilanzsumme (41,2 Mrd. Euro) den vorjährigen operativen Verlust von 300,7 Mio. in einen operativen Gewinn von 290,2 Mio. Euro drehen können. Das Vorsteuerergebnis habe sich um 660 Mio. Euro von davor 614,6 Mio. Euro Verlust auf einen Gewinn von 45,5 Mio. Euro gebessert.

Nach Ertragssteuern (60 Mio. Euro) und Fremdanteilen verblieb unterm Strich ein Nettoverlust von 22,2 Mio. Euro, den Eigentümern des Mutterunternehmens zurechenbar. Weil die Bank aus den vergangenen Riesenverlusten Verlustvorträge geltend macht, zahlte sie für 2009 aber keine Ertragssteuern. Das dürfte wegen des Verlustvortrag-Bergs auch heuer so sein.

Im 2. Halbjahr 2009 holte sich die Bank 80 Mio. Euro Nachrangkapital. Die Republik zeichnete Ende 2009 PS-Kapital über 550 Mio. Euro und steht bis 2014 mit einer 400-Millionen-Garantie für krisengebeutelte Assets gerade. Die Eigner, primär Cerberus, schossen 205 Mio. Euro ein. Damit lag das Eigenkapital zum Ultimo bei 1,9 Mrd. Euro, um 781 Mio. Euro höher als vor dem Einschuss.

"Kein Einfluss der Lehman-Gläubiger"

Dass die Gläubiger der bankrotten Investmentbank Lehman die Hand auf der BAWAG haben, wird entschieden dementiert. Die Lehman-Pleite habe keinerlei Auswirkung auf die Bank, betonten Haynes und sein Vize Stephan Koren heute unter Bezug auf nicht weiter kommentierte Zeitungsberichte, wonach ein Teil der BAWAG-Aktien in der Lehman-Konkursmasse liege. Medienberichten zufolge soll Cerberus 2007 heimlich Teile von BAWAG-Aktien an Investmentbanken weiter gegeben haben, spekuliert wurde über Verpfändungen.

Cerberus "kontrolliert 100 % der Aktien", sagte Haynes heute. Die Republik Österreich sei sowohl beim Verkauf der BAWAG als auch zum Vertrag über die Staatshilfe im Herbst 2009 voll informiert worden über die Eigentümerstruktur. Dies sei offiziell notifiziert.

Bis zum 30. Juni erwartet Haynes von der EU das Okay für die österreichische Staatshilfe. Die Bank musste einen neuen Businessplan in Brüssel einreichen. Haynes geht nicht davon aus, dass der Bank ein geändertes Geschäftsmodell abverlangt wird.

Nicht die Zeit für ÖVAG-Kauf

Haynes hat den staatlichen PS-Kapitaleinschuss und die Kapitalzufuhr durch die Aktionäre - vor allem Cerberus - mit den künftig höheren regulatorischen Eigenmittelerfordernissen begründet. "Wir haben die finanzielle Stärke, um organisch zu wachsen", sagte Haynes.

Die Staats-PS werden für 2009 anteilig bedient. Für einen Zukauf - etwa von Teilen der ÖVAG - sei nicht die Zeit. Der US-Fonds Cerberus sei zum Zeitpunkt des Kaufs kontrollierender BAWAG-Aktionär gewesen und sei das auch heute, sagte Haynes. Die Republik Österreich wollte für die Gewährung der Staatshilfe Ende 2009 ausdrücklich eine Bestätigung, dass Cerberus kontrollierender Aktionär sei und sie hat diese Bestätigung laut Vizechef Stephan Koren auch bekommen.

Für das Ende 2009 eingeschossene PS-Kapital kassiert der Bund von der BAWAG die Hälfte der Jahresverzinsung (25 Mio. Euro). Für diese PS-Bedienung wird der BAWAG-Einzelabschluss (UGB) herangezogen, in dem die Bank laut Koren mit plus 80 Mio. abgeschlossen hat. Er sprach heute von einer Turnaround-Bilanz. Cerberus-Rückzugsgerüchte werden vom BAWAG-Vorstand auch im dritten Jahr nach dem Eigentümerwechsel dementiert.

Am Finanzplatz wird dennoch erwartet, dass die Bank über kurz oder lang wieder auf dem Markt sein wird. Vorher dürften noch einige andere österreichische Banken ihre Eigentümer wechseln. Dass die BAWAG als möglicher Partner für die jetzt im 1. Halbjahr zum Verkauf stehende Volksbank AG (ÖVAG) oder als Käufer für ÖVAG-Teile (z.B. Investkredit) genannt wird, wird diplomatisch ablehnend kommentiert. "Wir haben zu viel zu tun, um uns Gedanken über die ÖVAG zu machen", sagte Haynes. Was nicht heiße, dass man sich auf längere Sicht nicht umschaue, was es an Opportunitäten gibt.

Kein Banken-Akquisitionsprogramm

Bank-Vizechef Koren fügte an: "Wir haben 2009 große Fortschritte gemacht, und wir haben noch einiges vor uns. Das schafft man nicht, wenn man dauernd nach rechts und links schielt, was es zu kaufen gibt." Es liefen viele Programme in der Bank, ein Banken-Akquisitionsprogramm sei nicht darunter. Zur Zeit habe man andere Prioritäten, wolle die Kräfte anders bündeln.

"Wir hatten und haben klarerweise starke Kostenvorgaben", sagte Koren heute. 200 Stellen wurden 2009 in der BAWAG abgebaut, mehr als im Reduktionsplan vorgesehen. Ende 2009 beschäftigte die Bank 4.954 Leute. Weiter nach oben müssten Profitabilität und Produktivität. Letztes Jahr wurden in der Verwaltung 100 Millionen Euro eingespart.

Trotz Konjunkturkrise wurde - bei leicht steigendem Kunden-Kreditvolumen - weniger wertberichtigt. Die gesamten Risikokosten für 2009 werden mit 236,7 Mio. Euro (-16 %) beziffert. Die reinen Kreditwertberichtigungen stiegen von 166 auf 175 Mio. Euro. Abwertungen auf strukturierte Papiere sanken hingegen um 41 %.

Teure Risiko-Reduktion

Der Buchwert des strukturierten Portfolios wurde um 590 Mio. auf 1,16 Mrd. Euro reduziert. Haynes erwartet keine weiteren nennenswerten Ausfälle aus diesem Titel. Diese Risiko-Reduktion hat vorerst allerdings auch etwas gekostet, in Summe 128 Mio. Euro letzten Jahr.

Die Konjunkturschwäche trifft die Kunden der Bank, die hohe Arbeitslosigkeit sorgt die Manager. Bei den Kreditwertberichtigungen sieht Haynes heuer keine Reduktion, vorerst aber auch keinen neuen Anstieg. 2010 dürfte die Kreditnachfrage insgesamt schwächeln.

Der Streit um die Gruppenbesteuerung trifft die BAWAG nicht, wie versichert wird. Sie macht heute 90 % des Geschäfts im Inland und hat - anders als andere Großbanken - kein Netz von Auslandstöchtern, wo Verluste und Gewinne gegenzurechnen sind. Stolz ist die Bank auf ihre aktuell 8,6 Mrd. Euro schwere Liquiditätsposition. Sie helfe, das Kernbankengeschäft auch im schwierigen Marktumfeld auszubauen.

Direktbanktochter easybank mit 3,9 Mio. Euro Gewinn

Im abermaligen Banken-Krisenjahr 2009 hat die Direktbanktochter der BAWAG, die easybank, nach einem mehr als 80-prozentigen Zuwachs bei der Bilanzsumme einen Rekordgewinn abgeliefert. Die Bank ist seit 13 Jahren im Markt.

Das easybank-Bilanzvolumen wuchs im Jahresabstand um 84 % auf 1,5 Mrd. Euro (2008: 0,8 Mrd. Euro). Das EGT lag nach Bankangaben mit 5,5 Mio. Euro mehr als dreimal so hoch wie 2008. Nach Steuern und Rücklagen meldete die Bank einen Jahresgewinn von 3,9 Mio. Euro (2008: 1,1 Mio. Euro).

Die Kontenzahl erhöhte sich im abgelaufenen Jahr um 45.000 auf 290.000 Stück. Der Trend halte an, in den ersten beiden Monaten 2010 seien Kontenzahl und Einlagen weiter gestiegen.

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