Laut dem nun vorliegenden Prüfbericht über die Lehman-Pleite soll die US-Investmentbank Lehman Brothers auch an der Bawag beteiligt gewesen sein. Lehman soll sich im Mai 2007 mit 170 Mio. Dollar in der Bawag eingekauft haben. Der einstige BAWAG-Eigentümer ÖGB hatte die Bank im Mai 2007 verkauft.
Als Käufer der Bawag Holding trat damals die niederländische Promontoria Sacher Holding N.V. auf, kontrolliert vom US-Investor Cerberus. Wie viel Lehman an der Bawag erworben hat, ist nicht bekannt, spekuliert wird über 20 %. Als die Turbulenzen am US-Immobilienmarkt stärker wurden, habe Lehman verschiedene Strategien eingesetzt, um die Bilanzen zu schönen. Dabei taucht erneut die Bawag auf.
Lehman hat sich kurz vor der Pleite entschlossen, die Beteiligung an der Bawag nicht wertzuberichtigen, obwohl sie ebenfalls gehaltene Schuldverschreibungen von Lehman an die BAWAG abschrieb. Dies sei "höchst irregulär", heißt es in dem vom "Standard" eingesehenen Bericht des US-Anwalts Anton Valukas. Lehman Brothers ist 2008 in Konkurs gegangen und hat die Finanzmärkte in Chaos gestürzt.
Lehman wandte sich an Deutsche Bank
Kurz vor ihrer schicksalhaften Pleite hat Lehman Brothers bei der Deutschen Bank um Hilfe angesucht. Die Frankfurter seien aber nicht einmal bereit gewesen, über eine mögliche Transaktion zu reden, heißt es im 2.200 Seiten starken Untersuchungsbericht zur Lehman-Insolvenz. Am 15. September brach das US-Institut zusammen und löste damit eine Schockwelle an den internationalen Finanzmärkten aus.
Die Deutsche Bank steht auf einer langen Liste von Kreditinstituten und Finanzinvestoren, bei denen Lehman Brothers zuvor angeklopft hatte. Die US-Investmentbank wollte dabei eine rettende Fusion, eine Übernahme oder zumindest eine Beteiligung ausloten. Letztlich scheiterten alle Bemühungen. Die Bank hatte sich wie viele andere Finanzunternehmen mit kompliziert konstruierten Hypothekenpapieren verspekuliert.
Schon Monate vor dem Zusammenbruch stand die Investmentbank auf wackeligen Beinen. Mit Bilanztricks kaschierte sie ihre desolate Lage. Über sogenannte "Repo 105"-Geschäfte besorgte sie sich kurzzeitig frisches Geld und ließ ihre Risiken nach Außen hin kleiner erscheinen. Die Deutsche Bank gehörte laut des vorgelegten Berichts von Sonderermittler Anton Valukas zu den Partnern bei diesen Geschäften.