Dienstleister gegen Fremdwährungskredit-Verbot

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Gegen ein Verbot von Fremdwährungskrediten, aber für eine stärkere Regulierung mit erhöhten Aufklärungspflichten spricht sich der Fachverband Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich aus. Verbandsobmann Wolfgang Göltl will das "de facto-Verbot" der Finanzmarktaufsicht aktiv bekämpfen und Reformen unterstützen, wie er bei einer Pressekonferenz erklärte. Auch eine Studie der Universität Linz kommt zu dem Schluss, dass sich ein Verbot aus der Produktgestaltung nicht ableiten lässt.

Eine Spezialbehandlung der Fremdwährungskredite sei aber sinnvoll, so Teodoro Cocca, Studienautor und Professor für Asset Management an der Universität Linz. Fremdwährungskredite könnten in bestimmten Situationen für Privatkunden trotz höheren Risikos durchaus Sinn machen. Das Risiko werde aber oft unterschätzt: Cocca ortet in Österreich eine psychologische "Schweizer-Franken-Illusion".

Diese dürfte aber nicht nur bei den Finanzdienstleistern zu finden sein, sondern wohl auch in den Banken und auch bei Straßenumfragen herauskommen. Der Schweizer Franken, auf den mehr als 90 Prozent der Fremdwährungskredite entfallen, werde in Österreich zu stabil gesehen. Die Währungsschwankungen hätten aber auch hier zugenommen. Der Schweizer Cocca empfiehlt auch für Private ein professionelles Währungsmanagement, seiner Meinung nach durch Dritte. Wichtig sei auch eine höhere Transparenz bei den Tilgungsträgern.

Eine Professionalisierung des Risikomanagements sei eine effiziente Form des Konsumentenschutzes. Deutlich höhere Anforderungen der Regulatoren an das Risikomanagement würden einen Fremdwährungskredit ohne Zweifel teurer machen, was allerdings aus Sicht des Gesetzgebers die gewünschte Reduktion der scheinbaren Attraktivität bewirken würde, heißt es in der Studie, die auf einer Umfrage unter rund 600 gewerblichen Vermögensberatern basiert und vom Fachverband in Auftrag gegeben wurde.

Verzerrte Risikowahrnehmung

Generell sei die Risikowahrnehmung verzerrt, der Heimmarkt werde - in Österreich wie in anderen Ländern auch - als sicherer eingestuft. Der Schweizer-Franken-Kredit wird von den Befragten als etwa gleich riskant wie eine Telekom-Austria-Anleihe eingestuft, besser bewertet ist nur das Sparbuch. Hohes Risiko wird dagegen dem Yen-Kredit attestiert.

In Österreich sind rund 30 Prozent der Privatkredite in fremder Währung. Ende des dritten Quartals 2009 waren rund 36 Mrd. Euro aushaftend, allerdings mit sinkender Tendenz. Die Neuaufnahme ist nach der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) initiierten Selbstregulierung der Banken massiv zurückgegangen. Bei den von gewerblichen Finanzdienstleistern vermittelten Krediten entfallen 60 Prozent auf Fremdwährungskredite und davon wiederum fast 87 Prozent auf Private, geht aus der Studie hervor.

Rund 90 Prozent der befragten Finanzdienstleister gaben an, Fremdwährungskredite mit endfälliger Tilgungsleistung zu vermitteln. Beliebtester Tilgungsträger ist die fondsgebundende Lebensversicherung, die von 62 Prozent genannt wurde, gefolgt von Garantiefonds (11,6 Prozent), Aktienfonds (11,0 Prozent) und Dachfonds (7,5 Prozent). Verwendet werden die Fremdwährungskredite zu 97 Prozent für den Erwerb von Eigenheimen.

Strengere Vergabekriterien stoßen bei rund der Hälfte der Befragten Finanzdienstleister auf ein positives Echo: 47 Prozent der Befragten begrüßten den Ansatz der FMA, dass der Fremdwährungskredit ein Spezialprodukt mit strengen Auflagen werden soll. Nicht sinnvoll ist für 91 Prozent der Befragten eine Zwangskonvertierung. Die Frage der Tilgungsträger wird als nicht so zentral gesehen. Für 81 Prozent ist der Fremdwährungskredit kein Ersatz für nicht-leistbare Eurokredite.

Kunden könnten sich Berater im Ausland suchen

In Österreich würden Fremdwährungskredite anders als in Osteuropa kaum für Konsumzwecke verwendet, sondern für den Erwerb von Eigenheimen, betonte Göltl. Für einen Fremdwährungskredit sprächen vor allem das niedrigere Zinsniveau sowie die niedrigere monatliche Belastung. Es entstehe aber der Eindruck, dass die Aufsichtsmaßnahmen darauf abzielten, die Fremdwährungskredite zum Erliegen zu bringen. Kunden könnten sich dann möglicherweise Berater im Ausland suchen, es stelle sich die Frage, ob dies im Sinne des Konsumentenschutzes eine bessere Lösung darstelle. Verbote sind für Göltl jedenfalls nicht das richtige Argument. Bei den Provisionen gebe es im übrigen keinen Unterschied zwischen Euro- und Fremdwährungskredit.

Vermittelt werden dürfen Fremdwährungskredite nur von gewerblichen Vermögensberatern (davon 92 Prozent hauptberuflich), die in Österreich 1,6 Millionen Kunden betreuen. Der Fachverband setzt auch verstärkt auf die Weiterbildung bei den Finanzdienstleistern. Ins Leben gerufen wurde auch ein Arbeitskreis, um Richtlinien bei der Vermittlung von Fremdwährungskrediten zu erarbeiten. Fremdwährungskredite hätten der österreichischen Bevölkerung auch enorme Kosten erspart, betonte Gölt. Durch die erhöhte Nachfrage seien auch die Zinsmargen in der nationalen Währung unter Druck gekommen. Fast 85 Prozent der befragten Finanzdienstleister sehen einen Wegfall der Fremdwährungskredite als klaren Vorteil für die Banken zu Erhöhung der Zinsspanne.

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