EZB lässt Leitzins voraussichtlich unverändert

Teilen

Bei ihrer Ratssitzung am Donnerstag in Venedig wird die EZB den Leitzins nach einstimmiger Meinung der Experten unverändert lassen.

Mit der allmählichen Erholung der Wirtschaft gilt die Phase der Zinssenkungen auf das aktuelle Rekordtief von einem Prozent als beendet, für eine Verschärfung der Geldpolitik scheint es aber wegen der anhaltenden Unsicherheiten und der erwarteten niedrigen Inflation noch zu früh.

Die konjunkturelle Erholung ist aus Sicht des EZB-Rats nicht nachhaltig, da sie zu einem großen Teil auf staatlichen Stützungsmaßnahmen beruht, wie die Commerzbank betonte. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte zudem bekräftigt, dass er die Zeit für einen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik noch nicht gekommen sieht. Die Notenbank könne die überschüssige Liquidität aber rasch wieder einsammeln: "Wir sind jederzeit bereit dazu." Mit unkonventionellen Maßnahmen hatte die EZB den Markt in den vergangenen Monaten geflutet. Damit sollte die Kreditvergabe angekurbelt und die Erholung der Wirtschaft unterstützt werden.

Dennoch wird am Donnerstag nach Einschätzung der Deka-Bank erneut die Frage im Mittelpunkt des Interesses stehen, wie lange die EZB ihre Maßnahmen aufrechterhalten soll. Nach Ansicht der Citigroup wurde die Rezession im Euroraum im dritten Quartal 2009 überwunden. Die Konjunktur ziehe jetzt allmählich wieder an: "Wir erwarten im Laufe des Jahres 2010 eine schrittweise Rücknahme der Liquiditätsmaßnahmen der EZB und eine erste Zinserhöhung im vierten Quartal 2010."

Am vergangenen Mittwoch hatte die Notenbank beim zweiten Jahrestender mit gut 75 Mrd. Euro deutlich weniger an die Banken der Eurozone zuteilen müssen als die 442 Mrd. Euro im ersten Jahrestender vom Juni. "Der nachlassende Bedarf an Liquidität signalisiert ein zunehmendes Vertrauen in die künftige Finanz- und Konjunkturentwicklung", schreibt UniCredit-Chefvolkswirt Marco Annunziata.

Im Dezember wird die Notenbank ihr drittes und letztes angekündigtes Refinanzierungsgeschäft über diesen ungewöhnlich langen Zeitraum von zwölf Monaten durchführen. Nachdem die ersten beiden Geschäfte jeweils zum Leitzins bei voller Zuteilung vorgenommen wurden, kamen zuletzt Spekulationen über einen möglichen Zinsaufschlag auf.

Dollar muss nicht zwangsläufig abwerten

Die Neuausrichtung der Weltwirtschaft muss nach Einschätzung von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nicht zwangsläufig zu einer Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro führen. "Das bedeutet keinesfalls eine Veränderung der beidseitigen Position", sagte er in Istanbul. Andere Währungen müssten dagegen im Vergleich zu den beiden weltweit wichtigsten Zahlungsmitteln an Stärke gewinnen. "Es ist völlig klar, dass etliche Währungen schrittweise und geordnet gegenüber Dollar und Euro aufwerten müssen." Dies gelte vor allem für die Währungen in Schwellenländern, sagte Trichet.

Ein Euro kostet derzeit 1,4620 Dollar, womit der Kurs weiter nahe dem Jahreshoch von 1,4842 Dollar liegt. Ein starker Euro verteuert die Ausfuhren in andere Währungsräume und verschafft den dortigen Exporteuren einen Wettbewerbsvorteil in den 16 Euro-Ländern.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.