Washington

Fed bleibt bei lockerer Geldpolitik

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Die US-Notenbank will den Leitzins für längeren Zeitraum niedrig halten.

Die US-Notenbank Fed bleibt ungeachtet der Zinswende in Europa geldpolitisch auf dem Gaspedal. Angesichts eines schwächeren Wachstums in den USA und der weiterhin schwierigen Lage am Arbeitsmarkt signalisierten die Notenbanker um Ben Bernanke am Mittwoch keinen raschen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Die Inflation habe zwar wegen der teureren Energie und der höheren Rohstoffpreise angezogen, das sei aber temporär, sagte Bernanke in der ersten Pressekonferenz in der 97-jährigen Geschichte der Fed nach dem Zinsbeschluss. Die Rückführung des US-Haushaltsdefizits habe Top-Priorität, sagte Bernanke. Der Dollar gab nach der Pressekonferenz nach, die US-Börsen verabschiedeten sich mit weiteren Gewinnen aus dem Handel.

Leitzins blieb unverändert niedrig
Den Leitzins beließen die Währungshüter wie erwartet weiter extrem niedrig in der Spanne zwischen Null und 0,25 Prozent. Das Staatsanleihen-Ankaufprogramm läuft bis Ende Juni weiter. Auch nach dem Ende des 600-Milliarden-Dollar schweren Programms werde die Bilanz der Fed nicht rapide zusammenschmelzen, sagte Bernanke. Damit dürfte die Fed weiterhin die Einnahmen aus auslaufenden Papieren nutzen, um sich am Markt wieder einzudecken. Ein Ausverkauf am Anleihemarkt, wie ihn einige Investoren befürchtet hatten, steht daher wohl nicht bevor.

Die Frage ist aber nun, wann die Fed die Geldpolitik wieder strafft. Bernanke hielt sich zu Details bedeckt, sagte aber, es könnte ein erster Schritt sein, die auslaufenden Anleihen nicht mehr zu ersetzen. Experten gehen nicht von einer schnellen Zinswende aus: Die erste Zinserhöhung stehe wohl erst 2012 an, sagte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. "Irgendwann im späten Sommer oder im Herbst dürfte die Fed die geldpolitische Wende signalisieren."

Zinspolitik von Inflation abhängig
Bernanke äußerte sich nicht dazu, wie lange der Zins noch nahe Null bleiben soll. Die Sprachregelung einer "erweiterten Periode" ("extended period") deute darauf hin, dass vor einer Zinserhöhung noch einige Treffen des Offenmarktausschusses kämen, sagte er. Es hänge aber davon ab, ob die Inflation und die Inflationserwartungen im Griff blieben und wie hoch die Unterauslastung der Wirtschaft sei. "Wir haben die Werkzeuge für einen Ausstieg", sagte er.

Wie der Chef der Federal Reserve nach einer Zinssitzung des Offenmarktausschusses mitteilte, geht die Fed nunmehr für 2011 von einem Wirtschaftswachstum zwischen 3,1 und 3,3 Prozent aus. Im Jänner war für die US-Wirtschaft ein Wachstum von 3,4 bis 3,9 Prozent vorausgesagt worden.

Für das schwächere Wachstum sei die schwache Kreditvergabe sowie die anhaltende Schwäche am Häusermarkt verantwortlich. Hinzu kämen eine relativ hohe Arbeitslosigkeit, hohe Benzinpreise und viele Zwangsvollstreckungen. Dies sei eine "fürchterliche Kombination", sagte Bernanke. Die wirtschaftliche Erholung dürfte daher zunächst moderat bleiben, sich jedoch mittelfristig wieder beschleunigen. Im ersten Quartal dieses Jahres rechnet der Fed-Chef mit einem Zuwachs von etwas weniger als 2 Prozent. Die Quartalszahl wird an diesem Donnerstag veröffentlicht.

Bernanke: Starker Dollar im Interesse aller

Angesichts des schwachen Dollar sagte Bernanke, ein starker und stabiler US-Dollar sei im Interesse der USA und der Weltwirtschaft. Der Dollar profitiere davon, wenn die US-Notenbank ihren Auftrag erfülle und für Preisstabilität und hohe Beschäftigung sorge. Man müsse für mittelfristig starke Fundamentaldaten sorgen. Eine niedrige Inflation erhalte die Kaufkraft des Dollar. Zudem müsse die Wirtschaftskraft gestärkt werden.

Die erste Pressekonferenz des Fed-Chefs wurde weltweit viel beachtet. Bernanke will nun künftig viermal im Jahr zur Geldpolitik Rede und Antwort stehen und damit für mehr Transparenz sorgen.

Inflations-Prognose leicht nach oben korrigiert
Ihre Inflationserwartung für 2011 korrigierte die Fed in der Sitzung zwar leicht nach oben, von 1,3 auf 1,7 Prozent im Januar auf nunmehr 2,1 bis 2,8 Prozent. Die Kerninflationsrate - ohne die schwankungsanfälligen Energiepreise -  beziffert die Fed auf 1,3 bis 1,6 Prozent, ebenfalls leicht höher als im Januar geschätzt (1,0 bis 1,3 Prozent). Bernanke machte jedoch klar, dass er langfristig die Inflation unter Kontrolle sieht.

Auf dem Arbeitsmarkt sieht der Fed-Chef eine bessere Entwicklung als noch im Januar geschätzt. Demnach rechnet die Notenbank jetzt damit, dass die Arbeitslosenrate 2011 zwischen 8,4 und 8,7 Prozent liegen wird. 2013 könnte sie erstmals unter die 7-Prozent-Marke sinken. Zuvor war für dieses Jahr von einer Spanne zwischen 8,8 bis 9,0 Prozent ausgegangen worden. Die Quote liegt derzeit bei 8,8 Prozent.

 

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