Finanzkrise zwingt Banken zu einfacheren Produkten

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Die Finanzkrise zwingt die Banken, künftig einfache und für die Kunden leicht verständliche Anlagen zu verkaufen, mit überschaubarem Risiko. Davon sind zumindest Finanzwissenschafter überzeugt. Dass die Kunden - und die Banken - aber auf Dauer auf hochriskante Produkte verzichten werden, wird von Praktikern stark bezweifelt.

Zumindest im nächsten halben Jahr dürften einfache Sparprodukte weiter stark gefragt sein, glauben Bankmanager beim Bankensymposium in Alpbach. Wenn den Kunden die paar Sparbuch-Prozente allerdings wieder zu wenig sind, werde sich entscheiden "ob wir endgültig im Charakterfach gelandet sind oder dieses Fach eine vorübergehende Erscheinung war", meinte Erste-Bank-Vorstand Peter Bosek am 1. September bei einer Diskussion in Alpbach.

Er kenne keinen Kunden, der morgens aufwachte, und den Wunsch nach Turbozertifikaten oder anderen komplizierten strukturierten Produkten verspürte. "Da müssen wir Banken uns schon an der Nase nehmen".

Die Nachfrage sei von den Anbietern geschaffen worden. Kundenveranstaltungen Anfang des Jahres, als wegen der Finanzkrise besorgte Anleger erstmals die Stabilität der Banken infrage stellten, seien eine heilsame Übung gewesen: Dass Banker da flapsig und pauschal alle Schuld von sich wiesen, sei gar nicht gut angekommen. "Den Kunden ist das völlig wurscht, wir haben Expertenfunktion".

Kunden sollen risikobewusster werden

Für Rainer Borns, Vorstand des Genossenschaftsverbands, wäre schon viel erreicht, wenn als Konsequenz der Finanzkrise bei den Kunden angekommen sei, dass höhere Zinsen bzw. Erträge mit höherem Risiko verbunden seien, Würden solche Produkte nicht mehr nachgefragt, würden die Banken diese auch nicht mehr anbieten. BAWAG-Direktor Manfred Feichter hingegen glaubt, dass der Trend zu höherverzinslichen Veranlagungen über kurz oder lang wieder voll einsetzen wird.

Dass kurzfristig oder mittelfristig Beratungsgebühren im Produktverkauf drin sind, bezweifelt Bank Austria-Vorstand Rainer Hauser. Zu den Hausaufgaben der Banken gehört es laut Hauser, einem Produkt-Push entgegenzuwirken. "Wir brauchen keine neuen Produkte, keine neuen Kanäle, sondern es geht darum, wie gehe ich mit meinen Kunden um. "

In der jetzigen Zäsur der "Post-Lehman-Phase", in der Geschäftsmodelle überdacht würden, würden auch Vertriebsstrukturen überprüft. Raiffeisenlandesbank-Tirol-Vorstandssprecher Hannes Schmid geißelte dabei den Versuch, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen. Umfragen belegten, dass der Großteil der Österreicher mit einem sehr einfachen Produktmix zufrieden sei.

Die Banken seien "Lebensbegleiter in Finanzfragen". Das sei eine Herausforderung für die Banken. Die Renaissance der Sparbücher und Anleihen sei ein Ausfluss der Reduktion der Komplexität. Die Bankbranche habe zum Teil Produkte verkauft, die nicht einmal der Kundenbetreuer verstand, dies sei unverzeihlich gewesen.

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