Österreichs Banken melden immer mehr Personen, die Opfer von Geldwäsche geworden sein könnten. Die Täter werden indes immer versierter und weichen verstärkt auf Bargeldtransfers aus, berichtete Josef Mahr von der Meldestelle A-FIU (Austrian Financial Intelligence Unit) im Bundeskriminalamt. Insgesamt ist die Zahl der Verdachtsmeldungen 2008 mit 1.059 fast auf dem gleichen Niveau geblieben wie 2007 (1.085). Zu einer Anzeige kam es nur in 274 Fällen. Mit Offshore-Firmen haben die Ermittler ein "Riesenproblem". Indes fallen immer noch viele auf Betrugs-Mails herein - das "Dagobert-Duck-Syndrom" (Mahr) lässt grüßen.
Der Großteil der Verdachtsmeldungen kam im Vorjahr von Banken (992). Die Zahl der Sparbuchmeldungen, die sich 2008 auf 172 belief, sei im Sinken begriffen, so Rudolf Unterköfler vom Bundeskriminalamt vor Journalisten. Andere meldepflichtige Berufsgruppen wie Wirtschaftstreuhänder, Notare und Immobilienmakler und Rechtsanwälte wandten sich insgesamt nur 13 Mal an die A-FIU, geht aus dem Geldwäsche-Jahresbericht 2008 hervor.
"In Österreich ist Eigengeldwäsche noch nicht strafbar", begründete Mahr die geringe Zahl. Daher würden letztendlich auch wenige Personen wegen Geldwäscherei verurteilt. Finanzminister Pröll hatte kürzlich angekündigt, dass Eigengeldwäsche ein Straftatbestand werden soll.
Laut Statistik Austria gab es 2007 nur 14 Verurteilungen wegen Geldwäscherei. Allerdings müssten sich viele Personen, über die eine Verdachtsmeldung eingeht, wegen Betrugs, Suchtgifthandels oder Einbruchdiebstahls vor Gericht verantworten, so Mahr. Hinzu komme, dass die Geldwäsche-Ermittlungen oft jahrelang dauern, bis es zu einer Anklage kommt.
Immer größere Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Money Remittance Systeme (Bargeldtransfers). In diesem Zusammenhang gingen quartalsweise etwa 600 Meldungen ein, obwohl Österreich ein Binnenland ist, sagte Unterköfler. Die Abwicklung über Kuriere sei einfacher, rascher und zuverlässiger. Aber auch Opfer nutzen diese Systeme.
Provision für Riesen-Geldtransaktion
Nach wie vor gehen viele Personen Betrugsbriefen, -Mails oder -Anrufen auf den Leim. 2008 wurden der A-FIU 419 derartige Schreiben übermittelt. Darin wird der Adressat etwa ersucht, gegen eine Provision sein Konto für die Abwicklung einer Riesen-Geldtransaktion zur Verfügung zu stellen. Danach verlangen die Verfasser meist Gebühren, die für den Transfer angeblich nötig sind. Manchmal werden auch Erbschaften angeboten, die nur angetreten werden können, wenn diverse, via Kurier übermittelte Vorauszahlungen geleistet werden. Die Opfer werden dabei nicht selten mehrere Hunderttausend Euro los.
Für 2009 erwartet die A-FIU einen leichten Anstieg der Verdachtsmeldungen. Der Trend zu Bargeldsystemen und Offshore-Gesellschaften werde sich fortsetzen, meinte Mahr. Letzteren können die heimischen Ermittler ohne internationale Unterstützung fast nichts anhaben. Wieviel Schwarzgeld in Österreich kursiert, ist laut Mahr schwer zu schätzen.
Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio, hatte im Sommer laut Medienberichten von rund 1.000 Mrd. Dollar gesprochen, die jährlich in den legalen Geldkreislauf eingeschleust würden. Beschlagnahmt werde weniger als eine Promille. Der Begriff der Geldwäsche geht übrigens auf den legendären Chicagoer Unterwelt-Boss Al Capone zurück, der in den 1920er und 30er Jahren seine Einnahmen aus kriminellen Taten in Waschsalons investierte.