Der europäische Ausschuss für Bilanzierungsregeln IASB ändert die Regeln für die Bewertung von risikobehafteten Wertpapieren bei Banken und Versicherern. Das in London ansässige Gremium legte am 14. Juli Vorschläge auf den Tisch, nach welchen Vorschriften die Finanzinstitute künftig ihre Wertpapierbestände bewerten sollen.
Die Bilanzwächter beugen sich damit dem Druck diverser EU-Staaten, darunter vor allem Deutschland und Frankreich. Diese hatten gefordert, die europäischen Vorschriften denen in den USA anzugleichen. Dort wurden die Regeln bereits im April gelockert.
Die nun angedachten europäischen Regelungen, die bereits für das laufende Jahr angewendet werden können, reduziere die Komplexität bei der Bilanzierung, teilte das IASB mit. Zudem werde es für Investoren einfacher, bestimmte Finanzprodukte von Banken besser einschätzen zu können. Ab 2012 sollen die neuen Vorschriften für alle Institute verbindlich gelten.
Reform der Richtlinie IAS 39
Im Kern geht es um die Reform der Richtlinie IAS 39, die sich mit der Zeitwertbilanzierung (Fair Value) befasst. Sie schreibt vor, dass Banken ihre Wertpapierbestände in der Bilanz zum aktuellen Marktwert bewerten müssen. Das führt zu teils massiven Abschreibungen bei Banken. Hinzu kommt, dass oft keine Marktwerte zu ermitteln sind, weil für viele Produkte seit Beginn der Finanzkrise vor zwei Jahren de facto kein Handel mehr existiert. Kritiker warfen den Bilanzwächtern vor, mit dieser Regelung die Finanzkrise weiter zu verschlimmern.
Nach den Vorschlägen des IASB sollen Banken und Versicherer ihre Wertpapierbestände künftig nur noch nach zwei Kategorien bewerten. Papiere, die Banken regelmäßige Erträge bringen und von ihnen bis zur Endfälligkeit gehalten werden, sollen zum Anschaffungspreis in die Bilanz aufgenommen werden. Darunter fallen etwa Anleihen. Dagegen sollen riskantere Finanzprodukte wie Derivate zum aktuellen Marktwert angesetzt werden.