Ob Hacker-Angriffe oder Auseinandersetzungen mit der EU: Microsofts Internet Explorer (IE) ist nicht nur der führende Browser, sondern auch der umstrittenste. Gerade die Verknüpfung des Programms mit dem Betriebssystem Windows hat oft für Kritik gesorgt. Sie ist aber auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Produkts, das seit März 2009 in der Version 8 zu haben ist.
"Wäre der Internet Explorer nicht vorinstalliert, würde er nicht so oft genutzt, da es bessere Alternativen gibt", ist Jens Appelt von der Zeitschrift "Computer Bild" überzeugt. Abzüglich der "besseren Alternativen", dürfte man diesen Satz bei der EU in Brüssel unterschreiben: Die EU-Kommission streitet mit Microsoft über diese Kopplung der Produkte. Seit Mitte der 90er Jahre ist der IE auf Windows-PCs standardmäßig vorinstalliert. Da weltweit schätzungsweise neun von zehn Computern mit Windows laufen, erzielt der Hersteller so eine riesige Verbreitung seines Browsers.
Konkurrenten halten das für Wettbewerbsverzerrung, und deshalb hat sich der norwegische Browserhersteller Opera in Brüssel beschwert. Die EU-Kommission hatte Microsoft zur Stellungnahme aufgefordert. Das Unternehmen aus Redmond in den USA hatte daraufhin vorgeschlagen, die Nutzer von Windows 7 über ein Fenster den Browser selbst auswählen zu lassen. Auch Händler sollen den weiterhin vorinstallierten Internet Explorer löschen und andere Browser installieren können.
Explorer Destroyer
Einen radikaleren Weg, Microsofts Dominanz auf dem Browsermarkt zu brechen, geht eine Gruppe von Aktivisten aus den USA. Sie hat das Skript "Explorer Destroyer" entwickelt. Betreiber von Websites können damit ermitteln, welchen Browser ihre Besucher einsetzen. Ist es der IE, fordert das Skript je nach Einstellung freundlich, zu Firefox zu wechseln oder sperrt gleich den Zugang zur Seite.
Der Erfolg der Initiative ist fraglich. Allerdings bröckelt die Vormachtstellung von Microsoft derzeit langsam: Laut einer Statistik der Marktforscher vom Unternehmen Net Applications in Aliso Viejo in Kalifornien kam der IE Ende 2008 nur noch auf 68 % Marktanteil. 2 Jahre zuvor hatte der Anteil noch 80 Prozent betragen. Firefox hatte sich Ende 2008 bereits 21 % des Kuchens geschnappt.
Firefox auf der Überholspur
Bei den deutschsprachigen Netznutzern hat der Konkurrenz-Browser laut einer Studie der Marktforscher von Fittkau & Maaß aus Hamburg den IE sogar bereits überholt. "Die Nutzung des Internet Explorers ist rückläufig, dagegen gewinnt Firefox Nutzer", sagt Jens Appelt. "Der Internet Explorer hatte aber schon immer starke Konkurrenten - früher den Netscape Navigator, heute Firefox. Trotzdem ist er immer noch weltweit der meistgenutzte Browser."
Hauptkritikpunkt am IE ist die Sicherheit. So warnt das Institut für Internetsicherheit der Fachhochschule Gelsenkirchen vor dem Einsatz des Microsoft-Browsers. Zum einen, da er aufgrund der großen Nutzerzahl das beliebteste Angriffsziel für Hacker sei - und zum anderen, weil Sicherheitslücken langsamer als bei der Konkurrenz geschlossen würden. In einem "Computer Bild"-Test offenbarte der IE zudem Schwächen bei Tempo und Funktionalität.
Leichte Bedienbarkeit
Eine große Stärke des Internet Explorer liegt nach Appelts Worten in seiner leichten Bedienbarkeit. Ein weiterer Pluspunkt ist laut dem Experten gerade das, was der Konkurrenz die gute Laune verdirbt: die Tatsache, dass der IE vorinstalliert ist und sich der PC-Käufer somit ums Aufspielen nicht mehr kümmern muss. "Die größten Schwächen sind seine geringe Funktionsvielfalt und die Langsamkeit."
Teils habe Microsoft diese Schwierigkeiten aber mit der jüngsten Version in den Griff bekommen: "Der Internet Explorer 8 ist schon komfortabler als seine Vorgänger-Versionen, allerdings ist er nicht schneller", sagt Appelt. Zum Beispiel macht der Browser nun bei der URL-Eingabe Vorschläge, die er etwa über zuvor besuchte Seiten, den Verlauf oder die Favoriten ermittelt. Mit "Web Slices" lassen sich Microsoft zufolge regelmäßig besuchte Seiten - zum Beispiel eBay oder Facebook - stets beobachten, ohne die Seiten erst aufrufen zu müssen.
Ob diese Komfortverbesserungen aber reichen, um die Spitzenposition auf dem Markt zu behaupten, ist nach Jens Appelts Worten fraglich: "Wie sich die Nutzung des Internet Explorer künftig entwickelt, hängt davon ab, wie gut er sein wird." Microsoft hat den härter gewordenen Kampf offenbar angenommen: Dem Portal Winfuture.de in Berlin zufolge sollen beim Entwickeln des Nachfolgers IE 9 Meinungen und Anregungen von Nutzern stärker einbezogen werden.