IWF-Chefin Lagarde

Staaten sollen Konjunktur stützen

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Die IWF-Chefin lobt dezidiert das Milliarden-Konjunkturpaket der USA.

IWF-Chefin Christine Lagarde hat kurz vor Beginn des G-7-Treffens der Finanzminister und Notenbankchefs in Marseille mutiges Handeln im Kampf gegen die stockende Weltwirtschaft gefordert. "Die Schlüsselnachricht, die ich heute transportieren will, ist, dass die Länder jetzt handeln müssen - und zwar mutig - um ihre Wirtschaft durch diese gefährliche neue Phase der Erholung zu bringen", sagte Lagarde am Freitag nach einem Treffen mit dem britischen Finanzminister George Osborne in London. Sie lobte das 450-Milliarden-Dollar-Konjunkturprogramm von US-Präsident Barack Obama zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

Wirtschaft nicht durch schnelle Schuldensenkung abwürgen
Die politischen Entscheidungsträger müssten schnell auf wachsende Risiken durch schwaches Wachstum und steigende Arbeitslosigkeit reagieren, sagte Lagarde. Dabei müsse allerdings jedes Land sein eigenes Tempo finden, betonte sie: "Weder zu schnell noch zu langsam." Obwohl es beispielsweise wichtig sei, die Verschuldung herunterzubringen, dürfe das nicht zu schnell geschehen, da sonst die Wirtschaft geschwächt werde und Arbeitsplätze verloren gingen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte unter anderem vor einem riesigen Kapitalloch bei Europas Banken gewarnt und neue Konjunkturprogramme gefordert.

Deutschlands Finanzminister Schäuble warnt vor Schuldenpolitik
Unmittelbar vor dem G-7-Finanzministertreffen hat der deutsche Ressortchef Wolfgang Schäuble vor einem Rückfall in die Schuldenpolitik gewarnt. "Ich habe die Ankündigungen des US-Präsidenten zur Kenntnis genommen", sagte Schäuble zum Abschluss der Bundestagsdebatte zum Haushalt 2012 mit Blick auf das milliardenschwere Jobprogramm von US-Präsident Barack Obama.

Maßvolle Defizitreduzierung, keine neuen Schulden

Ohne die US-Regierung direkt zu kritisieren, sagte der Finanzminister am Donnerstag: "Wenn wir die Krise bekämpfen wollen in Deutschland, Europa und der Welt, dann muss der Kurs maßvoller Defizitreduzierung fortgesetzt werden." Dies gelte weltweit. Die Hauptursache der derzeitigen Krise sei die maßlose Überschuldung. "Wir können die Krise nicht dadurch bekämpfen, dass wir das, was zu der Krise geführt hat, weiter verschärfen", mahnte er. Mit einer noch größerer Verschuldung werde die Krise nur verschärft.

Schäuble: "Kritischer Punkt" erreicht
"Wir sind an einem kritischen Punkt der Weltwirtschaft", warnte er zudem nach der jüngsten, skeptischeren Konjunkturprognose der OECD. Zugleich bekräftigte Schäuble aber, dass Deutschland auch bei einer Konjunkturabkühlung "vor der Kurve" liegen, also beim Wachstum überdurchschnittlich zulegen werde.
 

G7-Gipfel tagt in Marseille
Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industriestaaten (G-7) beraten ab heute, Freitag, in Marseille über Maßnahmen gegen die sich weltweit abschwächende Konjunktur. Dabei sollen auch weitere Schritte gegen die Schuldenkrise in Europa und in den USA sowie die weitere Bankenregulierung besprochen werden.

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