EZB-Chefwechsel

"Super Mario" soll den Euro retten

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Italiener Draghi folgt dem Franzosen Trichet an der EZB-Spitze nach.

Die Erwartungen an "Super Mario" könnten höher nicht sein: Mitten in der schwersten Krise des Euro-Raums übernimmt der Italiener Mario Draghi am Dienstag (1. November) die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf den Ex-Chef der italienischen Notenbank wartet in Frankfurt eine Herkulesaufgabe. Er soll den Euro-Raum durch die Schuldenkrise steuern, die Unabhängigkeit der Notenbank verteidigen, die Inflation bekämpfen und auch noch die Risse im EZB-Rat kitten, die das Krisenmanagement zuletzt aufgerissen hat.

Ob die jüngste Beschlüsse des Brüsseler Gipfels zur Euro-Rettung ihm dabei helfen, ist derzeit nicht absehbar - viele Details sind noch offen. Beobachter gehen davon aus, dass die EZB auch in Zukunft Brände der Schuldenkrise löschen muss.

Methoden im EZB-Rat umstritten
Allerdings sind die Methoden im EZB-Rat umstritten. Im Streit um Anleihekäufe von Euro-Schuldensündern warfen Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber und EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark das Handtuch. "Wichtigste Aufgabe Draghis ist es jetzt, die widerstreitenden Interessen im EZB-Rat unter einen Hut zu bringen", sagt Commerzbank-Ökonom Michael Schubert.

Helfen dürfte dem 63-Jährigen, dass demnächst der europäische Rettungsschirm EFSF Anleihen von Euro-Krisenländern erwerben soll. Der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat bereits signalisiert, dass sich die Währungshüter aus dem Kaufprogramm zurückziehen dürften, wenn der EFSF einsatzfähig ist. Wie Draghi mit dem umstrittenen Thema umgeht, muss sich noch zeigen.

Geringer Handlungsspielraum
Wie groß der Handlungsspielraum des Italieners in der Krise tatsächlich ist, hängt nicht nur von ihm ab. "Er ist genauso wie Trichet Gefangener des aktuellen Geschehens", sagt Schubert. Die Schuldenkrise und ihre Folgen für Inflation und Konjunktur dürften die weiteren Schritte der Währungshüter bestimmen. Das grundsätzliche Problem - die hohe Verschuldung einiger Euro-Staaten - sei auch durch den Gipfel nicht gelöst. Allianz-Chef-Volkswirt Michael Heise mahnt, die Euro-Länder müssten nun wie vereinbart ihre Haushalte in Ordnung und Wachstumsreformen in Gang bringen.

Passionierter Bergsteiger
Der passionierte Bergsteiger Draghi steht vor der Aufgabe, Geldpolitik für alle Euro-Länder machen zu müssen - für das hochverschuldete Griechenland genauso wie für das wirtschaftlich starke Deutschland. Sein Problem: In der Wirtschafts- und Fiskalpolitik stimmen sich die Länder des Euroraums weiterhin kaum ab.“

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