Nowotny sieht Banken nicht unter Kapitalnot leiden

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Stresstests bescheinigen zwar hohe Abschreibungsrisiken bei den Großbanken in Europa, aber keine Kapitalnot.

Die Abschreibungen der großen europäischen Banken in den Jahren 2009 und 2010 könnten sich im schlimmsten Fall auf 400 Mrd. Euro belaufen. Das ergaben europaweite Stresstests, denen sich die grenzüberschreitend tätigen Bankenriesen unterziehen mussten. Der Belastungstest hat laut OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny belegt, dass die europäischen Großbanken solche Risiken kapitalmäßig bewältigen würden.

Die 22 größten Banken Europas, die als "systemrelevant" gelten, haben bestanden, betont Nowotny. Aus Österreich waren Erste Group und Raiffeisen International dem Belastungs-Test unterzogen. Die Bank Austria wurde als Teil der UniCredit-Gruppe im italienischen Teil erfasst.

Nowotny, der sich zum Herbsttreffen von Währungsfonds und Weltbank in Istanbul aufhält, sagte, dass alle 22 europäischen Banken - die immerhin 60 % der Bilanzsummen der Institute in der EU vertreten - mit genügend Kapital ausgestattet seien, um auch einem schärferen Krisen-Szenario standzuhalten.

Die Banken würden unter Belastungsannahmen im Schnitt bei rund 8 % Tier-1-Quote bleiben, also weit über der derzeitigen regulatorischen Mindest-Quote von 4 %. Nach deutschen Bundesbankangaben würde lediglich eine Bank unter 6 Prozent rutschen. Namen werden nach außen nicht genannt, nur anonymisierte Durchschnittswerte. Durchgeführt hat die Überprüfung der Stärke der maßgeblichen Geldgruppen ein Gremium der europäischen Bankaufsichtsbehörden (CEBS).

Das Ergebnis bedeute aber nicht, dass die Banken nicht weiter alles tun sollten, um ihre Kapitalbasis zu stärken, mahnte Bundesbankchef Axel Weber laut dpa in Istanbul. Es gehe um mehr Krisenresistenz. Derzeit sieht Weber jedenfalls in Europa "kein Problem bei den großen Instituten, dass sie nicht genügend kapitalisiert sind, um jetzt auch den Stress, der noch vor uns liegt abfedern zu können."

Nicht auf gesamtes Bankensystem übertragbar

Der Belastungstest hatte laut einem Agenturbericht gezeigt, dass sich die Verluste der europäischen Großbanken unter einem Krisenszenario in den Jahren 2009 und 2010 auf rund 400 Mrd. Euro summieren. Die Annahme dazu war ein BIP-Rückgang um 5,2 % in diesem Jahr und weitere 2,7 % Minus 2010, also mit weit schlechteren Annahmen als die aktuellen Konjunkturprognosen.

EU-Finanzminister und Notenbankchefs sahen die Institute nach dem Stresstest mit Blick auf deren Kapitalisierung gut gegen einen erneuten Wirtschaftseinbruch gewappnet. Das Ergebnis der Großbanken sei jedoch nicht auf das gesamte Bankensystem in der EU übertragbar, so die Finanzexperten der Gemeinschaft.

Einem rechnerischen Risikoumfeld ausgesetzt wurden auch die großen Schweizer Banken. Credit Suisse und UBS haben den Stresstest der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) bestanden. Auch ihre Kernkapitalquoten blieben deutlich über 8 %. Die Behörde erwartet aber, dass die beiden Großbanken trotzdem ihre Eigenmittelausstattung weiter verbessern. Das Stressszenario sei vergleichbar streng wie jenes der EU, betonte die Schweizer Notenbank.

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