OeNB sieht verschärfte Kreditvergabekonditionen

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Die österreichischen Unternehmen haben zwar nicht mit einer Kreditklemme zu kämpfen, wohl aber mit verschärften Kreditvergabekonditionen und Kreditangebotsbeschränkungen, ergaben Umfragen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bei Unternehmen. Die seit Jahresbeginn beobachtete Abschwächung der Kreditdynamik dürfte zum überwiegenden Teil auf den starken konjunkturellen Einbruch bis zur Jahresmitte zurückzuführen sein, so die OeNB in einer Aussendung.

Entlastend wirkten die in Folge der Zinssenkungen der EZB seit Oktober 2008 gesunkene Zinsbelastung bei ausstehenden Krediten. Seit Jänner 2009 haben die Banken im Monat durchschnittliche Kredite über 7,1 Mrd. Euro neu an Unternehmen vergeben, geht aus der seit Jahresbeginn auf Basis von 106 Banken erhobenen Neukreditstatistik der OeNB hervor. 80 Prozent der Kredite an den Unternehmenssektor wiesen eine Laufzeit von bis zu 6 Monaten auf.

Die verschärften Kreditvergabekonditionen betreffen insbesondere Kreditnebenkosten sowie das Beibringen von Sicherheiten und Informationserfordernissen. Auch Beschränkungen der Kredithöhe bzw. der Kreditlinien wurden bei einigen Unternehmen registriert. Bei einigen der sehr großen heimischen Unternehmen sei eine Entlastung bei den Finanzierungsbedingungen zu beobachten, so die OeNB. Dies hänge mit der Belebung des Unternehmensanleihenmarktes zusammen. Einige Betriebe hätten den Rentenmarkt als Alternative zum Bankenkredit in Anspruch genommen. Die österreichischen Unternehmen emittierten laut Emissionsstatistik brutto seit Jahresbeginn an die 7,6 Mrd. Euro, der Großteil davon wurde seit April begeben.

Das Jahreswachstum des aushaftenden Kreditvolumens der heimischen Banken an die Unternehmen habe sich seit Jahresbeginn "markant abgeschwächt". Während es bis Jahresende 2008 mit einer Jahreswachstumsrate von im Schnitt 8 Prozent noch robust war, habe sich die Wachstumsrate per September 2009 auf 2,1 Prozent sukzessive reduziert. Auch bei den Krediten an die privaten Haushalte habe sich das Jahreswachstum im Laufe des heurigen Jahres reduziert, allerdings lasse sich hier bereits ein trendmäßiger Rückgang des Wachstums seit 2005 beobachten. Die Jahreswachstumsrate sank von 3,6 Prozent vor einem Jahr auf 0,3 Prozent im September 2009.

DIHK-Präsident mit Vorschlägen gegen Kreditklemme

DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann hat unterdessen einen Tag vor dem Konjunkturgipfel bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel drei konkrete Vorschläge für Hilfen des Staates zur Vermeidung einer umfassenden Kreditklemme vorgelegt. "Die Regierung muss an drei Stellen ansetzen", sagte Driftmann in einem Agentur-Interview. Die Lösung dieses Problems habe derzeit hohe Priorität. Zugleich kündigte Driftmann an, er werde für Jänner zu einem weiteren "Spitzentreffen zur Kreditversorgung der Wirtschaft" einladen. Finanzminister Wolfgang Schäuble und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hätten bereits Teilnahmebereitschaft signalisiert.

Am wichtigsten zur Abwendung der Kreditklemme sei, die Einstufung der Kreditwürdigkeit von Firmen derart zu ändern, dass das "Ausnahmekrisenjahr" 2009 kein so hohes Gewicht für die Möglichkeiten und Konditionen bei der Krediterlangung mehr habe. "Die wichtigste Maßnahme ist die Veränderung der Ratingformel", sagte Driftmann. Er schlug vor, zum Beispiel die letzten fünf und nicht nur die letzten drei - ähnlich, wie es Österreich schon umgesetzt habe - in die Kreditbewertung einfließen zu lassen. "Diese Maßnahme kann die Bundesregierung unmittelbar mit Banken und Finanzaufsicht umsetzen", unterstrich der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.

Zum zweiten müssten die Probleme der Warenkreditversicherung gelöst werden. Die seien zwar hinlänglich bekannt, "nur geschehen ist noch nichts" beklagte Driftmann. Das Lösungsmodell liege seit geraumer Zeit auf dem Tisch und müsse jetzt zügig umgesetzt werden. Die Warenkreditversicherung ist eine Form der Kreditausfallversicherung für Unternehmen.

Darüber hinaus schlägt Driftmann vor, dass der Staat in einem höheren Maße Risiken bei Betriebsmittelkrediten übernimmt. "Ohne dass ich dafür plädiere, die Schleusen der öffentlichen Finanzen zu weit zu öffnen, schlage ich vor, die Haftungsfreistellung bei Betriebsmittelkrediten im KfW-Programm von bis zu 60 Prozent auf bis zu 70 Prozent zu erhöhen." Das wäre ein Zeichen der Regierung, dass sie die Finanzierungssituation der Realwirtschaft ernst nimmt. Die Bürgschaftsbanken sollten hierbei stärker einbezogen werden."

Angesichts verbreiteter Kritik an den Banken warnte Driftmann vor einem "Schwarze-Peter-Spiel". Er plädierte für einen "vernünftigen Dialog" zwischen Finanz- und Realwirtschaft über die Lösung der Kreditprobleme. Die Kanzlerin hatte die Unternehmen aufgefordert, mit den Banken gegebenenfalls "Tacheles" zu reden. Genauso, wie sich die Finanzinstitute nicht derzeit einseitig von ihrer Risikoabneigung treiben lassen dürften, müssten die Unternehmen der Realwirtschaft akzeptieren, dass sie die Lage ihrer Firmen und deren Zukunftschancen detaillierter darlegen müssten.

KfW soll Banken bei Bilanz-Entlastung helfen

Im Kampf gegen eine Kreditklemme will die deutsche Bundesregierung nun den Banken bei der Auslagerung von Kreditausfallrisiken aus ihren Bilanzen unter die Arme greifen. Das werde ein Ergebnis des Konjunkturgipfels bei Bundeskanzlerin Merkel sein, hieß in Regierungskreisen. Demnach soll die Staatsbank KfW mit Garantien bei der Wiederbelebung des wegen der Finanzkrise eingefrorenen Marktes für Kreditrisiko-Verbriefungen helfen. Andere Maßnahmen wie höhere Haftungsübernahmen der KfW bei ihren Sonderkreditprogrammen sind dagegen intern noch umstritten.

Bei Risiko-Verbriefungen bündeln Banken ihre Ausfallrisiken und sichern diese am Kapitalmarkt ab. Der eigentliche Kredit bleibt zwar in ihrer Bilanz, die Bank muss ihn aber nicht mehr mit so viel eigenem Kapital absichern. Der Effekt: Die Bank bekommt Luft, neue Darlehen zu vergeben. Daneben gibt es auch Verbriefungen, bei denen die Kredite selbst weitergereicht werden, diese sind in Deutschland allerdings eher unüblich. Wegen der Finanzkrise fordern Investoren bei Verbriefungen erheblich höhere Renditen als früher. Exzessive und intransparente Verbriefungen von US-Immobiliendarlehen waren der Auslöser für die Finanzkrise. Die Bundesregierung spricht deshalb lieber von "Portfolio-Garantien" als von Verbriefungen.

Die Privatbanken und die Wirtschaftsverbände dringen schon länger auf befristete staatliche Hilfe, um den Markt wieder in Schwung zu bringen. Denn mit einer relativ kleinen Garantiesumme lassen sich große Bilanz-Entlastungen erreichen. In den Kreisen war von einem Faktor von acht bis zehn die Rede: Mit einer Garantiesumme von einer Milliarde Euro lasse sich eine Bilanzentlastungen von acht bis zehn Mrd. Euro erzielen.

Am Kapitalmarkt stießen die Überlegungen der Bundesregierung auf Zustimmung. "Das wäre der entscheidende Impuls für den brachliegenden Markt", sagte DekaBank-Experte Carsten Lüdemann. Die Investoren hielten sich derzeit nicht wegen der zu geringen Renditen zurück, sondern weil sie das Risiko scheuten: "Wenn die KfW Garantien geben würde, würde sie diesen Ängsten begegnen."

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