Die Raiffeisenbanken steigen unter Führung der RZB stärker ins Geschäft mit Gemeinden und Städten ein.
Dieses Geschäftsfeld hat sich nach dem Beinahe-Zusammenbruch der Kommunalkredit in Österreich und den Turbulenzen bei europäischen Branchenriesen (Dexia, Hypo Real Estate) grundlegend geändert. Daher der Start von "Raiffeisen Public Finance".
RZB-Firmenkundenvorstand Karl Sevelda berichtete, dass der österreichische Gemeindebund - obwohl Mini-Aktionär in der seit Ende 2008 verstaatlichten Kommunalkredit - auch mit Raiffeisen zusammen arbeiten will.
Der RZB wird zudem Interesse an der Kommunalkredit nachgesagt. Ob mit der jetzt neu geschaffenen Einheit organisatorisch der Weg bereitet wurde? "Man ist bis jetzt nicht an uns herangetreten", sagt Sevelda. Derzeit bestehe keine Absicht, die Kommunalkredit zu kaufen. Er weiß auch nicht, ob die Bank derzeit verkäuflich sei. "Wir würden uns das anschauen".
Weil die Kommunalkredit in ihrem Basisgeschäft als besonders aggressiv galt und dort seit vielen Jahren nichts mehr verdient hatte, war sie dazu übergegangen, überdurchschnittliche Risiken einzugehen - was sie am Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise spektakulär scheitern ließ. Der Staat musste als Eigentümer einspringen.
Die RZB hofft, dass ruinöses Preisdumping in diesem Marktsegment ebenso der Vergangenheit angehört wie "unehrliches Spiel" einiger Mitbewerber mit nur scheinbar langfristigen Finanzierungen.
Heuer Volumen von 500 Mio. Euro angestrebt
Bisher ist Raiffeisen im österreichischen Kommunalfinanzierungs-Markt für ihre Begriffe unterrepräsentiert, mit nur rund 10 % Marktanteil. Sevelda will heuer im Neugeschäft mit dem öffentlichen Sektor ein Volumen von 500 Mio. Euro erreichen. 2010 sollte es 1 Mrd. Euro sein, der Marktanteil im Neugeschäft solle über 30 % erreichen.
Die neue Offensive wird österreichweit gefahren, mit Schwerpunkt in Wien und Niederösterreich. Damit wird hier neben der Kommunalkredit ("sie preist heute vernünftig") vor allem Hypos und BAWAG PSK Konkurrenz gemacht. Für Raiffeisen sei diese Aktivität "naheliegend", sagte Sevelda. In praktisch jeder der mehr als 2.300 Gemeinden im Land gebe es Raiffeisenbanken. Und die Bande zwischen Bankführung und Gemeinde sind oft eng.
Die Refinanzierung erfolgt über mit Kommunalforderungen besicherte Anleihen. Diese Forderungen gegen Kommunen gelten als besonders ausfallsicher und sind deshalb mit Null Eigenkapital zu unterlegen. Ende Juli wurde ein erster fünfjähriger Covered Bond über 300 Mio. Euro aufgelegt, bis Jahresende ist eine weitere Emission geplant. Kommunaldarlehen laufen üblicherweise 10 bis 15, 20 Jahre.
Infrastrukturprojekte derzeit rückläufig
Rund 2 Mrd. Euro nehmen Gemeinden und Städte (ohne Wien) jedes Jahr für ihre Infrastrukturprojekte auf. Das Volumen ist in der jetzigen Wirtschaftskrise rückläufig. Knappe Gemeindekassen stoppten üblicherweise aber nicht langjährige Projekte (z.B. Kindergärten), sagen die Banker. Den Neo-Kunden verspricht Raiffeisen "Top-Konditionen" bei den Krediten, vornehmlich klassischen Kommunaldarlehen.
Bei Veranlagungen wird mit der sektoreigenen Einlagensicherung geworben. Den Gemeindechefs werden zudem Leasing, Cash Management und Sicherungsgeschäfte angeboten. Cross Border Leasing ist spätestens seit die USA die Steuerschlupflöcher schlossen, kein Thema mehr. Und zum Thema Spekulationen wird bei Raiffeisen festgehalten, dass niemandem etwas aufgeschwatzt werden dürfe, das nicht verstanden wird.
In Osteuropa ist Raiffeisen schon jetzt stark als Kommunalfinanzierer tätig, da und dort werden Zahlungsschwierigkeiten gemeldet, nicht aber Ausfälle. Im Westen denkt man an eine Verstärkung mit der Sparte in der Schweiz.